„Ignaz Semmelweis“ – Versionsunterschied

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Am 13. August 1865, zwei Wochen nach seiner Einweisung, starb er an einer Blutvergiftung durch eine kleine Verletzung, die er sich bei einem Kampf mit dem Anstaltspersonal zugezogen hatte. Es gibt auch andere Meldungen, wonach er auf dem Hof der Anstalt von Pflegern erschlagen worden ist.
Am 13. August 1865, zwei Wochen nach seiner Einweisung, starb er an einer Blutvergiftung durch eine kleine Verletzung, die er sich bei einem Kampf mit dem Anstaltspersonal zugezogen hatte. Es gibt auch andere Meldungen, wonach er auf dem Hof der Anstalt von Pflegern erschlagen worden ist.
Das Hauptgebäude der Anstalt ist heute (seit 1991) das Bezirksgericht Döbling. Auf dem ehemaligen Gelände der Anstalt befindet sich der Neubau eines Seniorenheimes .
Das Hauptgebäude der Anstalt ist heute (seit 1991) das Bezirksgericht [[Döbling]]. Auf dem ehemaligen Gelände der Anstalt befindet sich der Neubau eines Seniorenheimes .


[[image:I_Semmelweis.jpg|thumb|200px|right|Semmelweis-Todeszentenarium, 1965]]
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Version vom 29. November 2006, 13:54 Uhr

Ignaz Philipp Semmelweis Stich von E. Dopy, 1860

Ignaz Philipp Semmelweis, (ungarisch: Semmelweis Ignác Fülöp) (* 1. Juli 1818 in Ofen, deutscher Name vom Stadtteil Buda in Budapest; † 13. August 1865 in Döbling bei Wien) war ein ungarischer Arzt aus dem Kaiserreich Österreich. Er studierte an den Universitäten Pest und Wien Medizin und erhielt 1844 seinen Doktorgrad an der Universität Wien. Er erkannte die Ursache für das Kindbettfieber und führte als erster Hygienevorschriften für Ärzte und Krankenhauspersonal ein.

Bedeutung

Semmelweis, später Retter der Mütter genannt, war Assistenzarzt in der Klinik für Geburtshilfe in Wien. Es war bekannt, dass in der Abteilung, in der Ärzte und Medizinstudenten arbeiteten, die Sterblichkeitsrate durch Kindbettfieber wesentlich höher war als in der zweiten Abteilung, in der Hebammenschülerinnen ausgebildet wurden. Semmelweis wollte den Grund dafür finden und untersuchte die Mütter noch gründlicher. Doch gerade dadurch stiegen die Todesfälle in seiner Abteilung noch weiter an, so dass werdende Mütter sich schließlich dagegen wehrten, in seine Abteilung verlegt zu werden. Nach seinem Tagebuch starben in der gesamten Klinik 36 von 208 Müttern an Kindbettfieber. Es war demnach genauso gefährlich, ein Kind auf die Welt zu bringen wie an Lungenentzündung zu erkranken.

Erst als der mit ihm befreundete Gerichtsmediziner Jakob Kolletschka (1803 - 1847) während einer Leichensektion von einem Studenten mit dem Skalpell verletzt wurde und wenige Tage später an einer Blutvergiftung verstarb, einer Krankheit mit ähnlichem Verlauf wie dem des Kindbettfiebers, glaubte Semmelweis die Ursache der Erkrankung benennen zu können:

Die Medizinstudenten führten täglich klinische Sektionen an Leichen der Patientinnen durch, die zuvor an Kindbettfieber verstorben waren. Mit ungewaschenen und nicht desinfizierten Händen untersuchten sie zwischendurch Frauen während der Entbindung und übertrugen dabei Spuren von infektiösem Material. Die eigentliche Ursache der Infektionen - die Übertragung von auf den Händen normalerweise massenhaft vorhandenen Bakterien - war damals noch nicht bekannt (vgl. Leichengift). Die Hebammenschülerinnen an der zweiten Abteilung hingegen kamen nicht mit Leichen in Kontakt und führten auch keine vaginalen Untersuchungen durch.

Semmelweis wies seine Studenten daher an, sich nach Leichensektionen die Hände mit Chlorkalk zu desinfizieren, eine wirkungsvolle Maßnahme, die die Sterblichkeitsrate von 12,3 % auf 2-3 % senkte. Als trotzdem noch einmal 12 Wöchnerinnen auf einen Schlag am Kindbettfieber erkrankten, als dessen Ursache das infizierte, jauchige Uteruskarzinom einer Mitpatientin vermutet wurde, erkannte er, dass die Ansteckung nicht nur von Leichen sondern auch von lebenden Personen ausgehen kann. So verschärfte er die Vorschriften dahingehend, dass die Hände vor jeder Untersuchung desinfiziert werden mussten. Dadurch gelang es ihm, 1848 die Sterblichkeitsrate auf 1,3 % zu senken, ein Wert, der sogar geringfügig unter dem der zweiten Krankenhausabteilung mit Hebammen lag. Diese Entdeckung von Semmelweis zeigte eine Mitschuld der Ärzte am Tod vieler Mütter, was einige Ärzte dazu veranlasste Selbstmord zu begehen, da sie mit dieser Schuld nicht mehr leben konnten. Andere feindeten Semmelweis stark an, da es ihrem Selbstbild widersprach, als Ärzte schuld an dem Tod zahlreicher Mütter zu sein. Trotz dieses Erfolgs wurden seine Arbeiten lange Zeit nicht anerkannt. Seine Studenten hielten Sauberkeit schlicht für unnötig und viele Ärzte wollten immer noch nicht wahrhaben, dass sie selbst jene Krankheit verursachten, die sie heilen wollten. Durch eine Intrige seines Chefs, der sich übergangen fühlte, wurde Semmelweis diskreditiert und musste 1849 die Klinik verlassen.

Ab 1855 war Semmelweis Professor für Geburtshilfe an der Universität in Pest (heute die nach ihm benannte Semmelweis-Universität). Seine Ergebnisse und Erfahrungen fasste er in dem Buch Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers zusammen, das 1861 erschien. Doch nur wenige Ärzte standen auf seiner Seite, da die Hygiene als Zeitverschwendung und unvereinbar mit den damals geltenden Theorien über Krankheitsursachen angesehen wurde.

Semmelweis erkrankte anscheinend psychisch und wurde im Juli 1865 von drei Ärztekollegen in die Irrenanstalt Döbling bei Wien ohne Diagnose eingeliefert. Manche Quellen berichten, Semmelweis' Einlieferung in die Irrenanstalt sei aufgrund einer Intrige geschehen. 1862 hatte er in einem offenen Brief an die Ärzteschaft gedroht, die geburtshelfenden Ärzte öffentlich als Mörder anzuprangern, da sie seine Hygienevorschriften immer noch nicht anwandten. [1]

Am 13. August 1865, zwei Wochen nach seiner Einweisung, starb er an einer Blutvergiftung durch eine kleine Verletzung, die er sich bei einem Kampf mit dem Anstaltspersonal zugezogen hatte. Es gibt auch andere Meldungen, wonach er auf dem Hof der Anstalt von Pflegern erschlagen worden ist. Das Hauptgebäude der Anstalt ist heute (seit 1991) das Bezirksgericht Döbling. Auf dem ehemaligen Gelände der Anstalt befindet sich der Neubau eines Seniorenheimes .

Datei:I Semmelweis.jpg
Semmelweis-Todeszentenarium, 1965

Nach seinem Tod wurde das vom schottischen Chirurgen Joseph Lister (1827-1912) im Jahr 1867 vorgeführte Besprühen des Operationsfeldes mit desinfizierendem Karbol in die Chirurgie eingeführt und damit ein steiler Abfall der Mortalität im Operationssaal erreicht. Im Zuge dieses Fortschrittes setzte sich eine Ärztegeneration später auch die Hygiene im Kindbett durch und die wissenschaftliche Welt wurde der Bedeutung von Ignaz Semmelweis' Erkenntnissen gewahr.

Quellen

  1. “Die Zeit” Nr. 33, 1995

Literatur

  • Biographien über Semmelweis sind von L. F. Destouches (tr. 1937) und J. Rich (1961) erschienen.
  • I. Semmelweis: Zwei offene Briefe an Hofrath Dr. von Siebold und Hofrath Dr. Scanzoni. Pest 1861
  • I. Semmelweis: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. 1861
  • I. Semmelweis: Offener Brief an sämtliche Professoren der Geburtshilfe von Ignaz Semmelweis. Ofen 1862: Königl. ungar. Universitäts-Buchdruckerei (online)
  • Zitate in Wikiquote

Filme

Siehe auch

Geschichte der Medizin -- Liste bedeutender Mediziner und Ärzte - Antisepsis

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