„Nachschubbasis Giswil“ – Versionsunterschied

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== Siehe auch ==
* [[Logistikbasis der Armee]] (LBA)

== Literatur ==
== Literatur ==
* Albert Imfeld: ''Giswil – Spuren Zweiter Weltkrieg.'' Herausgeber Heimatkundliche Vereinigung Giswil, Giswil 2011.
* Albert Imfeld: ''Giswil – Spuren Zweiter Weltkrieg.'' Herausgeber Heimatkundliche Vereinigung Giswil, Giswil 2011.

Version vom 27. Oktober 2019, 09:39 Uhr

Fett- und Speiseöllager Diechtersmatt

Die Nachschubbasis Giswil war ein Logistikstandort der Schweizer Armee in der Gemeinde Giswil im Kanton Obwalden in der Alpenstellung während des Zweiten Weltkriegs und des Kalten Krieges.

Vorgeschichte

Damit sich die Armee in die Reduitstellung zurückziehen konnte, mussten dort die notwendigen Befestigungen und Logistikeinrichtungen gebaut und für sechs Monate Vorräte (Waffen, Munition, Treibstoffe, Kohle, Lebensmittel usw.) für die Truppe und die dortige Bevölkerung angelegt werden.

Mit dem Operationsbefehl Nr. 12 vom 17. Juli 1940 wurden von Juli bis August vier Divisionen (Div 1, 3, 6, 8) in die Voralpen/Alpen verschoben. Zusammen mit den zwei Divisionen (Div 7, 9), die bereits im Reduitbereich waren, befanden sich sechs von neun Divisionen im Reduit. Nachdem dort Festungen gebaut und Vorräte angelegt waren, wurden mit dem Operationsbefehl Nr. 13 vom 24. Mai 1941 auch die übrigen drei (Div 2, 4, 5) Divisionen in den Zentralraum verlegt.

Um die benötigten Mittel für die beabsichtigte Kampfführung in ausreichender Menge zur gewünschten Zeit an den richtigen Ort zu liefern oder von dort wegbringen zu können, war eine entsprechende logistische Planung, Beschaffung, Lagerung, Verwaltung und Verfügbarkeit von Transportmitteln (Requirierung) und Verkehrswegen (Rochadeachsen) sowie Kommunikationsmitteln (Funk, Telefon, Brieftauben) notwendig.

Die Logistiktruppe («Dienste hinter der Front») war für das Ersatzwesen (Vorratsdepots) und den Nach- und Rückschub zuständig: Das umfasste Verpflegung, Treibstoffe, Schmiermittel, Munition, Mannschaftsunterkünften, Pferdestallungen, Kleidung, Sanität, Veterinärdienst, Instandhaltung, Reparaturwesen, Feldpost, Verkehr und Transport. Diese wichtigen Einrichtungen und Anlagen mussten militärisch bewacht und geschützt werden. Dazu konnte die Bewachung und Beschäftigung von Internierten kommen.

Geschichte

Wegen ihrer strategischen Lage am Brünigpass, der Obwalden und die Innerschweiz (4. Division) mit dem Berner Oberland (3. Division) verbindet, wurde die Gemeinde Giswil zu einer wichtigen Logistikbasis des Reduits. Ab Mai 1941 hatte die 8. Division die Hauptaufgabe, den Raum Obwalden zu befestigen, zu verteidigen sowie eine Rochadeachse zur Brünigachse einzurichten.

Ab Sommer 1940 machte der Rückzug ins Reduit den Bau logistischer Anlagen nötig. In Giswil wurden ab 1941 Munitionsmagazine, Truppenunterkünfte, Militärbäckereien, unterirdische Magazine, Militärbaracken, Zeughausbaracken und Tankanlagen erstellt und grosse Mengen Vorräte eingelagert. Giswil erhielt das erste Eidgenössische Zeughaus im Kanton Obwalden. Damit die weit verstreuten Baracken besser erreicht werden konnten, mussten Saumwege zu Strassen ausgebaut werden.[1]

Militärische Anlagen Giswil

Mannschaftsunterkünfte, Rossstallungen

In Giswil mussten bei Kriegsbeginn Soldaten- und Pferdeunterkünfte, Küchen und Militärbüros bereit gestellt werden. Zuerst wurden Schulhäuser bezogen und später Militärbaracken (Ankenmattli usw.) erstellt. An Weihnachten 1940 waren über 500 Soldaten einquartiert.

  • Mannschaftsunterkünfte, Rossstallungen Mörlialp
  • Pferdestallungen mit Kantonnementen im Oberried, Durnacheli
  • Vier Pferdestallungen auf Gerbiplatz-Allmend, Durnacheli
  • «Worbla»-Stall, Durnacheli
  • Heu- und Strohlager Diechtersmatt
  • Heu- und Strohvorräte Forstmattli
  • Pferdestallungen mit Mannschaftsunterkunft Pfedli, heute Forsthof
  • Baracke für Heu- und Strohvorräte Pfedli
  • Baracken Strassenbau und Flab, Fachshubel, Glaubenbielen

Verpflegung

1941/42 wurde in der Wolfsmatt eine von zehn Feldbäckereien im Kanton Obwalden gebaut. 1941 wurde bei Glaubenbielen die unterirdische Bäckerei «Rübihütte» erstellt.[2]

Um den Selbstversorgung des Landes mit dem Plan Wahlen steigern zu können, hatten neben den Landwirtschaftsbetrieben auch grössere Industriebetriebe und Städte eine Anbaupflicht für (Kartoffeln, Gemüse, Hafer usw.). In Giswil wurde neben dem Umpflügen von Wiesland durch Entwässern der Riedgebiete neues Ackerland gewonnen. Die Stadt Zürich und die Worbla AG in Worblaufen pachteten in Giswil trockengelegte Riedgebiete (Mühlemattli, Schwerzbachried, Schibenried, Aaried) und bewirtschafteten sie mit eigenen Arbeitsgruppen.

  • Lagergebäude «Anbau» (Plan Wahlen) Stadt Zürich im Schwerzbachried, Diechtersmatt
  • Fett- und Speiseöllager Diechtersmatt
  • Militärbäckerei Wolfsmatt
  • Unterirdische Bäckerei Rübihütte

Treibstoffe

Diechtersmatt, Giswil (1988)

Hinter dem Giswiler Bahnhof wurden neben dem Schützenhaus sieben unterirdische Tanks für Normaltreibstoff mit Gleisanschluss gebaut. In den 1950er Jahren wurde in einem Militärstollen hinter dem Scheibenstand ein grosses Treibstofflager mit Materialseilbahn erstellt. Diese Anlagen wurden 2009 aufgegeben. In der Anlage auf der Zollhausallmend (Sachseln) war Flugpetrol eingelagert.

  • Treibstofflager und Baracken Seilbahnstation Schälf
  • Tankanlage Zollhausallmend Diechtersmatt
  • Unterirdische Tankanlagen (UTA), UTA-Areal, Diechtersmatt (Abbruch 2014)
  • Unterirdischer Flammöltank für Flammenwerfer Grundwald (rückgebaut)
  • Unterirdische Tankanlage Forstmattli

Munition

Das Felsenmagazin Pfedli wurde 1941/42 mit zwei 100 Meter langen Kammern als Munitionsstollen gebaut. 1965 wurden hier Bristol Bloodhound Lenkwaffen eingelagert, später Triebwerke von Militärflugzeugen. Heute wird ein Käselager betrieben.

  • Munitionsbaracke Waldecke Durnacheli
  • Felskeller Pfedli (Bloodhound Lenkwaffen)
  • Munitionslager Forstmattli (500-kg-Bomben)
  • Fünf Munitionsbaracken Helferweg

Material

Eidgenössisches Zeughaus Giswil (1980)

Im Schanzzeugdepot wurden Werkzeuge für Genieeinheiten und den Strassenbau sowie Stacheldraht eingelagert.

  • Baracke und Schutzunterstand Diechtersmatt
  • Schanzdepot Diechtersmatt
  • Eidgenössisches Zeughaus Giswil-Rudenz
  • grosse Materialbaracken vor Lauidamm Durnacheli
  • Baracke hinter Halter Marcels Haus Durnacheli
  • Baracke neben Schibenried-Käppeli Durnacheli
  • Materialbaracke im Durnacheli
  • Korpsmaterial, Zelte, Sanitätsfahrzeuge Grundwald

Instandhaltung, Reparatur, Sanität, Veterinärdienst, Feldpost

Baracken Grundwald (1988)

Das Gebirgssappeurbataillon 8 übernahm den Dienst im Schanzzeugdepot und den Strassenunterhalt im Divisionsraum. In einer Baracke wurden Boote und Übersetzboote untergebracht.

  • Zündli-Baracken Schumacherei, Sattlerei usw. Grundwald
  • Feuerwehr Grundwald
  • Kriegswäscherei Tschächenplätz Grundwald
  • Sauerstoffwerk Grundwald
  • Schneiderei Rüteli Grundwald (abgebrochen)
  • Militärspital MSA Hirsern, Grundwald (Abbruch 2001)

Sperrstelle

Der Korpssammelplatz beim Bahnhof Giswil, der Brünigstrasse und wichtige Objekten im Zentralraum wurden mit vier 7,5-cm und vier 20-mm-Fliegerabwehrgeschützen gesichert. Zum Schutz der Militärseilbahn gab es bei der Talstation Mörlialp und der Winkelstation Glaubenbielen je vier 20-mm-Fliegerabwehrgeschützstellungen. Drei wichtige Sperrstellen gab es im Gebiet Chratzeren, im Forst beim Steinibach und in Eschlen (zwischen Zollhaus und Ewil).

  • Kommandoposten Schwand 8. Division Altibach
  • vier 20mm Flab-Stellungen Winkelstation Glaubenbielen
  • vier 20mm Flab-Stellungen Mörlialp
  • acht 20mm/7.5cm Flab-Stellungen Korbssammelplatz Giswil
  • 15cm Artilleriestellungen Emmetti, Schibenried, Zündli, Zwirchi, Dörsmatt
  • Panzersperre Hotel Landhaus

Kommunikation

Der Sicherstellung der Kommunikation zwischen den auf dem ganzen Gemeindegebiet verstreuten Militäranlagen wurden Telefon- und Funknetze aufgebaut. Zusätzlich wurde auch der Brieftaubendienst eingesetzt.

  • Funker Forsthütte Zwirchi
  • Telefonnetze Schwand-Kleinteil usw.
  • Übermittlungstruppen Juch/Grossteil

Transportanlage und Rochadeachse

Für den Transport von Bau-, Militärmaterial und Nachschub sowie als wintersichere Rochadeachse wurden durch den Seilbahndienst mehrere Militärseilbahnen eingerichtet und betrieben.[3]

Ab Herbst 1941 bauten polnische, italienische und russische Internierte Verbindungsstrassen über die Höhen ins Entlebuch: Glaubenbielenstrasse, Weg zum Sattelpass, Höhenkarrweg Glaubenbielen–Sattelpass–Glaubenberg und den Kilchweg in Giswil.[4]

  • Bergstation Seilbahn Talalp-Schälf
  • Talstation Mörlialp-Glaubenbielen (heute Restaurant Mörlialp)
  • Holzseilbahn Zimmerplatz-Talwald
  • Seilbahn Talwald-Schälf (Iwi)
  • Standseilbahn Talwald-Hohnegg (Versorgung Gebiet Sattel)

Interniertenlager

Die Internierten waren in Giswil in den Lagern Forstwald, Herber/Ninzenacher, Sattelpass, Breitstein und in Unterkünften und Einsatzorten von der Mörlialp bis Glaubenbielen. Sie stammten aus Polen, Italien, Russland sowie einige aus Deutschland und Österreich.

  • Interniertenlager Forstmattli
  • Polenkapelle Forstmattli
  • Interniertenbaracken Sattelpass Heiwmattli
  • Interniertenbaracken Italiener, Herber, Ninzenacher

Siehe auch

Literatur

  • Albert Imfeld: Giswil – Spuren Zweiter Weltkrieg. Herausgeber Heimatkundliche Vereinigung Giswil, Giswil 2011.
  • Hans Richard, Jürg Keller: Militärseilbahnen/Téléfériques militaires. Verein Historische Militäranlagen Freiburg/Bern VH+MA, Jahresheft 2016.
  • Mike Bacher: Die Militärseilbahn Mörlialp–Glaubenbielen–Mariental. In: Rund um den Giswilerstock. Heft 15 aus der Reihe «Giswiler Geschichtsheft». Heimatkundliche Vereinigung Giswil, Giswil 2018.
Commons: Nachschubbasis Giswil – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Albert Imfeld: Giswil – Spuren Zweiter Weltkrieg. Herausgeber Heimatkundliche Vereinigung Giswil, Giswil 2011.
  2. Die unterirdische Bäckerei Rubihütte, in: Militärische Denkmäler in den Kantonen Nidwalden, Obwalden und Luzern, Seite 37
  3. Mike Bacher: Die Militärseilbahn Mörlialp–Glaubenbielen–Mariental. In: Rund um den Giswilerstock. Heft 15 aus der Reihe Giswiler Geschichtsheft. Heimatkundliche Vereinigung Giswil, Giswil 2018.
  4. Polenwege durch die Schweiz (PDF).