„Mimese“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|behandelt Mimese in der Biologie. Zur Mimesis in den Geisteswissenschaften siehe [[Mimesis]].}}
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[[Datei:LeafInsect.jpg|thumb|Bei [[Wandelnde Blätter|Wandelnden Blättern]] (Phylliinae) des [[Indopazifik|indopazifischen Raums]] ähneln äußere Erscheinung und Verhalten einem Blatt.]]
[[Datei:LeafInsect.jpg|mini|Bei [[Wandelnde Blätter|Wandelnden Blättern]] (Phylliinae) des [[Indopazifik|indopazifischen Raums]] ähneln äußere Erscheinung und Verhalten einem Blatt]][[Datei:Black and white body painted woman at WBF 2016.jpg|mini|Manche [[Körperbemalung|Body Painting]]-Künstler bemalen menschliche Körper so, dass sie (bei einem bestimmten Blickwinkel und entsprechender Körperhaltung) mit einem Hintergrundbild optisch verschmelzen]]

Als '''Mimese''' ([[Altgriechische Sprache|gr.]] {{lang|grc|μίμησις}} ''mímēsis'', Nachahmung) wird in der [[Biologie]] eine Form der [[Tarnung (Biologie)|Tarnung]] bezeichnet, bei der ein Lebewesen in Gestalt, Farbe und Haltung einen Teil seines Lebensraumes annimmt und so für optisch ausgerichtete Feinde nicht mehr von der Umwelt unterschieden werden kann.<ref>Adolf Remane, Volker Storch, Ulrich Welsch: ''Kurzes Lehrbuch der Zoologie''. 6. Auflage, Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1989, ISBN 3-437-20436-X, S. 352.</ref> Die Mimese wird auch als Tarn- oder Verbergtracht bezeichnet und unterscheidet sich damit von der [[Mimikry]], die eine [[Warntracht]] darstellt.<ref name="Schaefer">Matthias Schaefer: ''Wörterbuch der Ökologie''. 4. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin 2003. ISBN 3-8274-0167-4.</ref> Im englischen Sprachgebrauch wird die Mimese allerdings häufig zur Mimikry gerechnet.<ref name="Schaefer"/>
Als '''Mimese''' (von {{grcS|μίμησις|mímēsis|de=Nachahmung}})<ref>{{Literatur |Autor=[[Wilhelm Pape]], Max Sengebusch (Bearb.) |Titel=Handwörterbuch der griechischen Sprache |Auflage=3. Auflage, 6. Abdruck |Verlag=Vieweg & Sohn |Ort=Braunschweig |Datum=1914 |Online=[http://images.zeno.org/Pape-1880/K/big/Pape-1880----02-0186.png zeno.org]}}</ref> wird in der [[Biologie]] eine Form der [[Tarnung (Biologie)|Tarnung]] bezeichnet, bei der ein Lebewesen in Gestalt, Farbe und Haltung einen Teil seines Lebensraumes annimmt und so für optisch ausgerichtete Feinde nicht mehr von der Umwelt unterschieden werden kann.<ref>[[Adolf Remane]], [[Volker Storch]], [[Ulrich Welsch]]: ''Kurzes Lehrbuch der Zoologie''. 6. Auflage, Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1989, ISBN 3-437-20436-X, S. 352.</ref> Die Mimese wird auch als Tarn- oder Verbergtracht bezeichnet und unterscheidet sich damit von der [[Mimikry]], die eine [[Warntracht]] darstellt.<ref name="Schaefer">Matthias Schaefer: ''Wörterbuch der Ökologie''. 4. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin 2003, ISBN 3-8274-0167-4.</ref> Im englischen Sprachgebrauch wird die Mimese allerdings häufig zur Mimikry gerechnet.<ref name="Schaefer" />


Nach der Art der nachgeahmten Objekte wird die Mimese unterteilt:
Nach der Art der nachgeahmten Objekte wird die Mimese unterteilt:
* Bei der ''Zoomimese'' ähnelt das Erscheinungsbild anderen Tieren. Dabei muss das Vorbild – im Gegensatz zur Mimikry – weder wehrhaft noch giftig sein. Beispiele sind manche Ameisengäste ([[Myrmekophilie]]), die den Ameisen ähneln, in deren Nestern sie leben.<ref name="Schaefer"/>
* Bei der ''Zoomimese'' ähnelt das Erscheinungsbild anderen Tieren. Dabei muss das Vorbild – im Gegensatz zur Mimikry – weder wehrhaft noch giftig sein. Beispiele sind manche Ameisengäste ([[Myrmekophilie]]), die den Ameisen ähneln, in deren Nestern sie leben.<ref name="Schaefer" />


* Bei der ''Phytomimese'' werden Pflanzen oder Pflanzenteile nachgeahmt.<ref name="Schaefer"/> Manche [[Spanner (Schmetterling)|Spannerraupen]] gleichen im Aussehen dem von dünnen Zweigen. [[Gespenstschrecken]] haben eine Körperform, die ebenfalls der von Zweigen ([[Stabschrecken]]) oder Blättern ([[Wandelndes Blatt]]) ähnelt. Die Falter der [[Zahnspinner]] sind kaum von der Rinde von Laubbäumen zu unterscheiden, was auch als ''Rindenmimese'' bezeichnet wird. Einige Arten dieser [[Familie (Biologie)|Familie]] wie beispielsweise der [[Birken-Gabelschwanz]] oder der [[Buchen-Gabelschwanz]] weisen Kokons ihrer Puppen auf, die ebenfalls wie Rinde aussehen.
* Bei der ''Phytomimese'' werden Pflanzen oder Pflanzenteile nachgeahmt.<ref name="Schaefer" /> Manche [[Spanner (Schmetterling)|Spannerraupen]] gleichen im Aussehen dem von dünnen Zweigen. [[Gespenstschrecken]] haben eine Körperform, die ebenfalls der von Zweigen ([[Stabschrecken]]) oder Blättern ([[Wandelndes Blatt]]) ähnelt. Die Falter der [[Zahnspinner]] sind kaum von der Rinde von Laubbäumen zu unterscheiden, was auch als ''Rindenmimese'' bezeichnet wird. Einige Arten dieser [[Familie (Biologie)|Familie]] wie beispielsweise der [[Birken-Gabelschwanz]] oder der [[Buchen-Gabelschwanz]] weisen Kokons ihrer Puppen auf, die ebenfalls wie Rinde aussehen. Innerhalb der Vögel sind die [[Tagschläfer (Familie)|Tagschläfer]] ebenfalls ein Beispiel für Phytomimese, denn sie tarnen sich als abgebrochener Ast.


* Bei der ''Allomimese'' dienen unbelebte Gegenstände als Vorbilder. Einige Kleinschmetterlinge sehen wie Vogelkot aus. Etliche Vertreter der [[Familie (Biologie)|Pflanzenfamilie]] der [[Aizoaceae]], die in afrikanischen Wüsten heimisch sind, ähneln Steinen und werden als [[Lithops|„Lebende Steine“]] bezeichnet. <ref name="Schaefer"/>
* Bei der ''Allomimese'' dienen unbelebte Gegenstände als Vorbilder. Einige Kleinschmetterlinge sehen wie Vogelkot aus. Etliche Vertreter der [[Familie (Biologie)|Pflanzenfamilie]] der [[Aizoaceae]], die in afrikanischen Wüsten heimisch sind, ähneln Steinen und werden als [[Lithops|„Lebende Steine“]] bezeichnet.<ref name="Schaefer" />


Diese Art der Tarnung wurde bereits vor 50 Millionen Jahren von [[Kleinschmetterlinge|Kleinschmetterling]]en angewendet, die im [[Larve]]nstadium ihren [[Köcher]] mit allerlei Gegenständen des Waldbodens tarnten. Beispiele hierfür sind als Inklusen ([[Bernstein#Bernstein-Einschlüsse: Inklusen|Einschlüsse]]) im Baltischen Bernstein erhalten.<ref>Wolfgang Weitschat: ''Jäger, Gejagte, Parasiten und Blinde Passagiere - Momentaufnahmen aus dem Bernsteinwald.'' - In Denisia '''26''', Neue Serie '''86''', S. 243-256, 50 Fig., Linz 2009.</ref>
Diese Art der Tarnung wurde bereits vor 50 Millionen Jahren von [[Kleinschmetterlinge]]n angewendet, die im [[Larve]]nstadium ihren [[Köcher]] mit allerlei Gegenständen des Waldbodens tarnten. Beispiele hierfür sind als Inklusen ([[Bernstein#Einschlüsse (Inklusen)|Einschlüsse]]) im baltischen Bernstein erhalten.<ref>Wolfgang Weitschat: ''Jäger, Gejagte, Parasiten und Blinde Passagiere - Momentaufnahmen aus dem Bernsteinwald.'' In: ''Denisia'' 26, Neue Serie 86, S. 243–256, 50 Fig., Linz 2009 ({{ZOBODAT|pfad=pdf/DENISIA_0026_0243-0256.pdf}}).</ref>


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Datei:Uroplatus.jpg|<center>[[Blattschwanzgeckos|Blattschwanzgecko]] ''(Uroplatus)''</center>
Blattschwanzgecko mantadia andasibe Nationalpark 2019-10-16.jpg|[[Blattschwanzgeckos|Blattschwanzgecko]] ''(Uroplatus)''
Datei:Mondvogel.jpg|<center>[[Mondvogel]]<br> ''(Phalera bucephala)''</center>
Mondvogel.jpg|[[Mondvogel]]<br /> ''(Phalera bucephala)''
Giant Swallowtail Caterpillar (Papilio cresphontes) (6114220367).jpg|Raupe des [[Ritterfalter]]s ''[[Papilio cresphontes]]''<br />(Vogelkotmimese)
Datei:Totes Blatt Schmetterlingstramete.jpg|<center>[[Drepanepteryx phalaenoides|Totes Blatt]]<br> ''(Drepanepteryx phalaenoides)''</center>
Totes Blatt Schmetterlingstramete.jpg|[[Drepanepteryx phalaenoides|Totes Blatt]]<br /> ''(Drepanepteryx phalaenoides)''
Datei:Lithops garden.jpg|<center>[[Lithops|„Lebende Steine“]]<br> ''(Lithops)''</center>
Lithops garden.jpg|[[Lithops|„Lebende Steine“]]<br /> ''(Lithops)''
Raubspinne in Tarnhaltung.jpg|4 Beine versteckt: Raubspinne (''Deinopis subrufa'') in Tarnhaltung
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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
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[[Kategorie:Tarnung]]
[[Kategorie:Tarnung]]

Aktuelle Version vom 18. April 2024, 19:44 Uhr

Bei Wandelnden Blättern (Phylliinae) des indopazifischen Raums ähneln äußere Erscheinung und Verhalten einem Blatt
Manche Body Painting-Künstler bemalen menschliche Körper so, dass sie (bei einem bestimmten Blickwinkel und entsprechender Körperhaltung) mit einem Hintergrundbild optisch verschmelzen

Als Mimese (von altgriechisch μίμησις mímēsis, deutsch ‚Nachahmung‘)[1] wird in der Biologie eine Form der Tarnung bezeichnet, bei der ein Lebewesen in Gestalt, Farbe und Haltung einen Teil seines Lebensraumes annimmt und so für optisch ausgerichtete Feinde nicht mehr von der Umwelt unterschieden werden kann.[2] Die Mimese wird auch als Tarn- oder Verbergtracht bezeichnet und unterscheidet sich damit von der Mimikry, die eine Warntracht darstellt.[3] Im englischen Sprachgebrauch wird die Mimese allerdings häufig zur Mimikry gerechnet.[3]

Nach der Art der nachgeahmten Objekte wird die Mimese unterteilt:

  • Bei der Zoomimese ähnelt das Erscheinungsbild anderen Tieren. Dabei muss das Vorbild – im Gegensatz zur Mimikry – weder wehrhaft noch giftig sein. Beispiele sind manche Ameisengäste (Myrmekophilie), die den Ameisen ähneln, in deren Nestern sie leben.[3]
  • Bei der Phytomimese werden Pflanzen oder Pflanzenteile nachgeahmt.[3] Manche Spannerraupen gleichen im Aussehen dem von dünnen Zweigen. Gespenstschrecken haben eine Körperform, die ebenfalls der von Zweigen (Stabschrecken) oder Blättern (Wandelndes Blatt) ähnelt. Die Falter der Zahnspinner sind kaum von der Rinde von Laubbäumen zu unterscheiden, was auch als Rindenmimese bezeichnet wird. Einige Arten dieser Familie wie beispielsweise der Birken-Gabelschwanz oder der Buchen-Gabelschwanz weisen Kokons ihrer Puppen auf, die ebenfalls wie Rinde aussehen. Innerhalb der Vögel sind die Tagschläfer ebenfalls ein Beispiel für Phytomimese, denn sie tarnen sich als abgebrochener Ast.
  • Bei der Allomimese dienen unbelebte Gegenstände als Vorbilder. Einige Kleinschmetterlinge sehen wie Vogelkot aus. Etliche Vertreter der Pflanzenfamilie der Aizoaceae, die in afrikanischen Wüsten heimisch sind, ähneln Steinen und werden als „Lebende Steine“ bezeichnet.[3]

Diese Art der Tarnung wurde bereits vor 50 Millionen Jahren von Kleinschmetterlingen angewendet, die im Larvenstadium ihren Köcher mit allerlei Gegenständen des Waldbodens tarnten. Beispiele hierfür sind als Inklusen (Einschlüsse) im baltischen Bernstein erhalten.[4]

Einzelnachweise

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  1. Wilhelm Pape, Max Sengebusch (Bearb.): Handwörterbuch der griechischen Sprache. 3. Auflage, 6. Abdruck. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1914 (zeno.org).
  2. Adolf Remane, Volker Storch, Ulrich Welsch: Kurzes Lehrbuch der Zoologie. 6. Auflage, Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1989, ISBN 3-437-20436-X, S. 352.
  3. a b c d e Matthias Schaefer: Wörterbuch der Ökologie. 4. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin 2003, ISBN 3-8274-0167-4.
  4. Wolfgang Weitschat: Jäger, Gejagte, Parasiten und Blinde Passagiere - Momentaufnahmen aus dem Bernsteinwald. In: Denisia 26, Neue Serie 86, S. 243–256, 50 Fig., Linz 2009 (zobodat.at [PDF]).