„Mandschurische Sprache“ – Versionsunterschied

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== Literatur ==
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*Ji Yonghai 季永海, Zhao Zhizhong 趙志忠 und Bai Liyuan 白立元 (1989): 現代滿語八百句 ''Xiandai Manyu babai ju'' (= Achthundert Sätze modernes Manjurisch). Beijing, Verlag des Zentralen Nationalitäten-Instituts 中央民族學院出版社 (heute: Verlag der Zentralen Nationalitäten-Universität)
*Ji Yonghai 季永海, Zhao Zhizhong 趙志忠 und Bai Liyuan 白立元: 現代滿語八百句 ''Xiandai Manyu babai ju'' (= Achthundert Sätze modernes Manjurisch). Beijing 1989. Verlag des Zentralen Nationalitäten-Instituts 中央民族學院出版社 (heute: Verlag der Zentralen Nationalitäten-Universität).
*Jin, Qizong und Stary, Giovanni [Einl. u. Übers.] u. Walravens, Hartmut [Hg.]: ''Geschichte und Leben der Mandschu.'' Hamburg 1984.
*Jin, Qizong und Stary, Giovanni [Einl. u. Übers.] u. Walravens, Hartmut [Hg.]: ''Geschichte und Leben der Mandschu.'' Hamburg 1984.



Version vom 4. Juli 2005, 09:56 Uhr

Chinesisch und Mandschurisch in der Verbotenen Stadt

Die mandschurische Sprache wurde von den Mandschu gesprochen und war Anfang und Mitte des 20. Jahrhunderts im Aussterben begriffen, wovon sie sich auch heute noch nicht erholt hat. Sie gehört zu den mandschu-tungusischen Sprachen und gilt als Tochtersprache der Jurchen-Sprache. Die noch heute als nationale Minderheit anerkannten Mandschuren in der Volksrepublik China sprechen zum größten Teil nicht mehr Mandschurisch, sondern Chinesisch.

Herkunft und Geschichte

Die mandschurische Sprache gehört zu der umstrittenen altaiischen Sprachfamilie und ist möglicherweise mit Koreanisch, Mongolisch und Türkisch verwandt, worauf auch der Artikel mandschu-tungusische Sprachen eingeht.

Es ist eine agglutinierende Sprache mit Resten von Vokalharmonie und wurde mit einem modifizierten mongolischen Alphabet geschrieben, das wiederum auf die altuigurische Schrift zurückgeht.

Mandschurisch war die Sprache am Hof der mandschurischen Qing-Dynastie, die 1644-1911 über China herrschte, doch gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde es selbst am Hof kaum noch gesprochen. Offizielle Dokumente wurden jedoch bis 1911 in Chinesisch und Mandschurisch verfasst und an vielen Gebäuden aus der Qing-Dynastie sieht man mandschurische Aufschriften.

Für das Studium der Qing-Dynastie sind Kenntnisse des Mandschurischen eine nicht unwesentliche Voraussetzung. Dennoch lernen heute nur wenige Sinologen Mandschurisch, obwohl Schrift und Grammatik keine große Schwierigkeit darstellen.

Mandschu im modernen China

Zunächst ist die Sprache der Xibe-Minderheit in Xinjiang ein mandschurischer Dialekt, der dem klassischen Mandschurisch sehr nahe steht und ihm daher unter dieser Prämisse zugerechnet werden kann.

In der Provinz Liaoning gibt es seit den 80er oder zumindest 90er Jahren an manchen Schulen bestimmter Orte einen freiwilligen Manjurisch-Unterricht für Kinder und Jugendliche der unteren und höheren Mittelstufe. Dies gilt auch für mehrere Autonomen Kreise der Manju, zum Beispiel im Autonomen Kreis Xinbin (新賓滿族自治縣) im Verwaltungsgebiet der Stadt Fushun. Da anfänglich ein Mangel an Lehrkräften bestand, wurden in den 80er Jahren in Nordost-China (Liaoning, Jilin, Heilongjiang) Lehrerseminare zur Ausbildung von Manjurisch-Lehrern veranstaltet. Diese Bemühungen ermöglichen es heute vielerorts Unterrichte in Mandschu erhalten zu können, was mit einer begrenzten Renaissance des manjurischen Traditionsbewußtseins einhergeht und auch von manch lokalen Stellen unterstützt wird, zum Beipsiel von der Kreisregierung in Xinbin. Zwar ist damit nicht automatisch verbunden, das Mandschu wieder zu einer im Alltag gebrauchten Sprache wird, kann aber durchaus dazu führen, daß die Kenntnis der manjurischen Sprache und Schrift über den kleinen Kreis der Manjuristen hinaus lebendig bleibt.

In den letzten 20-25 Jahren wurden zudem ein Fülle wissenschaftlicher Werke, darunter Manjurisch-Wörterbücher, Lexika, Grammatiken, Lehrbücher für gesprochenes Manjurisch usw. verfaßt und herausgegeben. Dazu erscheint in Harbin die Fachzeitschrift „Manjurisch-Forschungen“ (滿語研究), die sich ausschließlich mit den manju-tungusischen Sprachen und der manjurischen Schrift beschäftigt.

Die Situation des gesprochenen Manjurisch (ohne Xibenisch) kann man durch die Übersetzung zweier Stelle aus der Einleitung des Buches Xiandai Manyu babai ju wiedergeben

„Im ganzen Land [gemeint ist China] konzentrieren sich, abgesehen von einzelnen Menschen hohen Alters in den Provinzen Liaoning und Jilin, die noch etwas einfaches Manjurisch sprechen können, die Manjurisch sprechenden Manju hauptsächlich im Norden der Provinz Heilongjiang im Einzugsgebiet des Heilong Jiang [Amur] und im Südwesten [der Provinz Heilongjiang] im Einzugsgebiet des Nen Jiang [Nonni].“ (S. 2, Zeilen 6-9)
„Nach seinen Besonderheiten kann es [das heutige gesprochene Manjurische] grob in drei Dialekte (...) unterteilt werden: das Manjurisch in Sanjiazi im Kreis Fuyu (富裕縣三家子), das Manjurisch in Dawujiazi in der Stadt Heihe (黑河市大五家子) und das Manjurisch in Daxingcun im Kreis Tailai (泰來縣大興村).“ (S. 3, Zeilen 7-10)

Dies ist zwar inzwischen nicht mehr aktuell und viele der alten Leute, die in den 80er und 90er Jahren noch Manjurisch sprachen, dürften inzwischen verstorben sein, das starke wissenschaftliche Interesse zusammen mit den regelmäßigen Besuchen von Ethnologen, Linguisten und Erzählforschern dürfte aber auch dazu geführt haben, daß in diesen drei Dörfern die jüngeren Generationen (also die Menschen unter 70) wieder Interesse am Sprechen des Manjurischen gewonnen haben, so wie viele Manju in anderen Siedlungsgebieten der Manju auch.

Literatur

  • Ji Yonghai 季永海, Zhao Zhizhong 趙志忠 und Bai Liyuan 白立元: 現代滿語八百句 Xiandai Manyu babai ju (= Achthundert Sätze modernes Manjurisch). Beijing 1989. Verlag des Zentralen Nationalitäten-Instituts 中央民族學院出版社 (heute: Verlag der Zentralen Nationalitäten-Universität).
  • Jin, Qizong und Stary, Giovanni [Einl. u. Übers.] u. Walravens, Hartmut [Hg.]: Geschichte und Leben der Mandschu. Hamburg 1984.