„Martin Sellner“ – Versionsunterschied

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Version vom 17. Oktober 2017, 18:36 Uhr

Martin Sellner (2017)

Martin Sellner (* 8. Jänner 1989 in Wien) ist ein österreichischer Student und politischer Aktivist, der im engen Austausch mit der Neuen Rechten in Deutschland steht. Er ist einer der führenden Akteure (Co-„Leiter“) der rechtsextremen Identitären Bewegung Österreich (IBÖ).

Leben

Sellner ist Sohn eines Arztes aus Baden bei Wien in Niederösterreich.[1] Er leistete Präsenzdienst (Grundwehrdienst) beim österreichischen Bundesheer.[2] In Wien studiert er derzeit Philosophie und Rechtswissenschaft.[3] Sellner war Mitglied der durch das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) als rechtsextrem eingestuften schlagenden Wiener Burschenschaft Olympia,[4] in der er teilweise „seine politische Sozialisation“ erfuhr[5]; mittlerweile ist er wie auch andere „Identitäre“ Mitglied der Universitätssängerschaft Barden zu Wien.[5] 2015 veröffentlichte er einen Artikel in den Burschenschaftlichen Blättern.[4]

Sellner pflegt Kontakte zu den AfD-Politikern Björn Höcke und André Poggenburg sowie zu Götz Kubitschek.[6] 2015 wurde Sellner für die durch Kubitschek zu verantwortende Zeitschrift Sezession tätig.[7] Im Februar 2016 trat er als Redner bei den rechtspopulistischen Pegida-Demonstrationen in Dresden auf.[7] Im September 2016 war er bei einer Veranstaltung des Querfront-Magazins Compact um Jürgen Elsässer zugegen.[8] Für Kubitscheks Kampagne „Ein Prozent für unser Land“ ist er in einem entsprechenden „Propaganda-Video“ zu sehen.[8] Er arbeite mit der Neuen Rechten um das Institut für Staatspolitik in Deutschland zusammen, wie der Rechtsextremismusforscher Helmut Kellershohn notierte,[9] und unterstütze die deutschen „Identitären“.[7] Mehrere Wochen[10] war er Gast im Hause Kubitschek.[8] Nach Funke, der sich auch mit Sellners im Verlag Antaios erschienener Schrift, Gelassen in den Widerstand, beschäftigte, führe dieser „einen Kampf für ein neues völkisches Europa“.[11]

Anfang 2017 wurde gegen Sellner ein vorläufiges Waffenverbot erlassen, nachdem er in der U-Bahn-Station Schottentor aus einer Pfefferspraypistole Schüsse auf zwei Unbekannte abgegeben hatte, die ihn ihmzufolge angegriffen haben. Die Polizei nahm Ermittlungen wegen des Verdachts der gegenseitigen Körperverletzung auf.[12]

Rezeption

Die Fachautoren Julian Bruns und Natascha Strobl halten die Herkunft Sellners aus dem Milieu des Nationalen Widerstands für eine beispielhafte Verwurzelung der „Identitären“ im Neonazismus.[13] Im Jahre 2009 wohnte er der Ehrenbekundung am Grab des Jagdfliegers der Wehrmacht Walter Nowotny bei,[14] das als Anlaufstelle für „Gesinnungsgenossen“ (Hans-Henning Scharsach) von Neonazis gilt.[15] In diesem Zusammenhang bezeichnete ihn die Journalistin und Publizistin Nina Horaczek als „Rechtsextremisten“.[14] Sellner gehörte laut dem Politikwissenschaftler Hajo Funke „zum Umfeld“[6] der von 2009 bis 2011 aktiven neonazistischen Webseite Alpen-Donau.info um Gottfried Küssel,[16] in dessen „Kreisen“ (Volker Weiß) er verkehrt habe.[17] Sellner bestätigte, früher zum näheren Umfeld von Küssel gehört zu haben. Er habe sich damals in einer „überschwänglichen pubertären Phase“ befunden.[18] Nach der Stilllegung von Alpen-Donau.info fand er „mit seinen Getreuen in den ‚Identitären‘ seine neue politische Heimat“, so Funke.[6]

Sellner, dem bei den „Identitären“ eine „Schlüsselrolle“ zukomme,[10] ist Aktivist und Funktionär der 2013 gemeinsam[19] mit Alexander Markovics und Patrick Lenart formierten Identitären Bewegung Österreich (IBÖ), die u.a. vom Dokumentationsarchiv[20] und von Politikwissenschaftlern[21] dem Rechtsextremismus zugerechnet wird. Er ist gegenwärtig Kassier (2016–2018) und „Leiter“ der IBÖ.[20] Für rund drei Jahre war er zuvor Leiter der IB in Wien.[7] Bereits 2012 bildete sich um Sellner eine identitäre Gruppe, die sich nach dem Rechtsextremismusforscher Heribert Schiedel (DÖW) weithin aus dem neonazistischen Milieu rekrutierte und nach dem „Vorbild osteuropäischer Neonazis“ mit Veranstaltungsstörungen hervortrat.[22] Gegenwärtig betreibt Sellner gemeinsam mit Lenart, ebenfalls „Leiter“ der IBÖ, den „Online-Versand“ Phalanx Europa mit selbst designten Artikeln.[20][23] Er veröffentlicht seit 2013 Monologe[7] auf dem Video-Blog Vlog Identitär.[24] Dort führte er u.a. eine „Abwertung eines [...] islamisch geprägten Kulturraums durch“, wie drei Autoren zum Thema kommentierten.[25] Ferner bloggt er auf der Webseite der „Identitären“ einschlägige Beiträge.[7] Durch das versuchte Stören von politisch linken Veranstaltungen und das Produzieren von Medienbeiträgen (etwa gegen den Bürgermeister und Landeshauptmann von Wien Michael Häupl) erweckte Sellner den Eindruck eines energischen Aktivwerdens im identitären Sinne.[26] Seine Präsenz sei „ein Lehrstück für die Inszenierung neurechter identitärer Ideologie“ (Christine Eckes). Er grenze sich vom Nationalsozialismus ab, benutze „vermeintlich harmloses Vokabular“ und pflege das Image eines „sympathischen netten Jungen von nebenan“.[7]

Veröffentlichungen

  • Mit Walter Spatz: Gelassen in den Widerstand. Ein Gespräch über Heidegger (= Kaplaken. 47). Verlag Antaios, Schnellroda 2015, ISBN 978-3-944422-47-3.
  • Der große Austausch in Theorie und Praxis. Nachwort zu: Renaud Camus: Revolte gegen den großen Austausch. Zusammengestellt und übersetzt von Martin Lichtmesz. Verlag Antaios, Schnellroda 2016, ISBN 978-3-944422-23-7, S. 189–221.
  • Identitär!: Geschichte eines Aufbruchs. Verlag Antaios, Schnellroda 2017, ISBN 978-3-944422-94-7
Commons: Martin Sellner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Elisalex Henckel: Pop von ganz rechts. In: Welt am Sonntag, 30. Oktober 2016, Nr. 44, S. 10; siehe auch: Ruben Rehage: Identitäre Bewegung: Die neuen Rechten – hip und völkisch. In: Stern.de, 18. Dezember 2016.
  2. Julian Bruns, Kathrin Glösel, Natascha Strobl: Die Identitären. Handbuch zur Jugendbewegung der Neuen Rechten in Europa. Unrast, Münster 2014, ISBN 978-3-89771-549-3, S. 79 f.
  3. Andreas Speit: Bürgerliche Scharfmacher. Deutschlands neue rechte Mitte – von AfD bis Pegida. Orell Füssli Verlag, Zürich 2016, ISBN 978-3-280-05632-5, S. 169.
  4. a b Bernhard Weidinger: Völkische Studentenverbindungen und Rechtsextremismus in Österreich. In: Albert Steinhauser, Harald Walser (Hrsg.): Rechtsextremismus-Bericht 2016 (= Bericht zu den Ergebnissen der „Rechtsextremismus-Enquete“ der Grünen von 2015). Die Grünen – Der Grüne Klub im Parlament, Wien 2016, S. 77–87, hier: S. 82.
  5. a b DÖW: "Identitäre" Burschen. In: doew.at. Neues von ganz rechts – September 2016, Abgerufen am 4. Februar 2017.
  6. a b c Hajo Funke (unter Mitarbeit von Ralph Gabriel): Von Wutbürgern und Brandstiftern. AfD – Pegida – Gewaltnetze. vbb, Berlin 2016, ISBN 978-3-945256-64-0, S. 129.
  7. a b c d e f g Christine Eckes: Ausbreitung der „Identitären Bewegung“ in Europa und ihre ideologischen Grundzüge. In: Journal EXIT-Deutschland, Bd. 4 (2016), S. 110.
  8. a b c Christine Eckes: Ausbreitung der „Identitären Bewegung“ in Europa und ihre ideologischen Grundzüge. In: Journal EXIT-Deutschland, Bd. 4 (2016), S. 113 f.
  9. Helmut Kellershohn: "Es geht um Einfluss auf die Köpfe" – Das Institut für Staatspolitik. Bundeszentrale für politische Bildung, Dossier Rechtsextremismus, 7. Juli 2016, Fn. 28.
  10. a b Volker Weiß: Völkische Konflikte. In: Jungle World Nr. 13, 31. März 2016.
  11. Hajo Funke (unter Mitarbeit von Ralph Gabriel): Von Wutbürgern und Brandstiftern. AfD – Pegida – Gewaltnetze. vbb, Berlin 2016, ISBN 978-3-945256-64-0, S. 131 f.
  12. Erich Kocina: Tschetschenen, Identitäre und Waffen. In: Die Presse, 7. Februar 2017, S. 8.
  13. Julian Bruns, Natascha Strobl: (Anti-)Emanzipatorische Antworten von Rechts. In: Momentum Quarterly 4 (2015) 4, S. 205–217, hier: S. 211 (PDF).
  14. a b Nina Horaczek: "Heil dir", treuer Hofer!. In: Falter, Nr. 31/2016, 3. August 2016, S. 16.
  15. Hans-Henning Scharsach: Strache. Im braunen Sumpf. E-Book, K & S, Wien 2012, ISBN 978-3-218-00856-3, o.S.
  16. Heribert Schiedel: Unvollständige Chronik des Rechtsextremismus in Österreich 2013. In: Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit (Wien) (Hrsg.): Rechtsextremismus. Band 1: Entwicklungen und Analysen. Mandelbaum, Wien 2014, ISBN 978-3-85476-637-7, S. 226–268, hier: S. 235 f.
  17. Volker Weiß: Identitär im Blindflug. In: Jungle World Nr. 24, 16. Juni 2016.
  18. Daniela Derntl: Mitten im Achten. Unter einem Dach mit Deutschnationalen und Rechtsextremen. In: fm4.orf.at, 28. Januar 2015. Abgerufen am 12. Februar 2016; Anna Thalhammer: Identitäre: Außen links, innen rechts. In: Die Presse, 12. Mai 2016, S. 11.
  19. Christine Eckes: Ausbreitung der „Identitären Bewegung“ in Europa und ihre ideologischen Grundzüge. In: Journal EXIT-Deutschland, Bd. 4 (2016), S. 109.
  20. a b c DÖW: Identitäre Bewegung Österreich (IBÖ). In: döw.de. Abgerufen am 4. Februar 2017.
  21. Vgl. Edma Ajanovic, Stefanie Mayer, Birgit Sauer: Umkämpfte Räume. Antipluralismus in rechtsextremen Diskursen in Österreich. In: Austrian Journal of Political Science 44 (2015) 2, S. 75–85, hier: S. 76; Sieglinde Rosenberger, Miriam Haselbacher: Populistischer Protest. Mobilisierung gegen Asylunterkünfte in oberösterreichischen Gemeinden. In: SWS-Rundschau 56 (2016) 3, S. 399–421, hier: S. 407.
  22. Heribert Schiedel: »Neue Rechte« in Österreich. In: Der Rechte Rand 157/2015, S. 24 f.
  23. Vgl. „Internetshop“ bei Andreas Speit: Bürgerliche Scharfmacher. Deutschlands neue rechte Mitte – von AfD bis Pegida. Orell Füssli Verlag, Zürich 2016, ISBN 978-3-280-05632-5, S. 168.
  24. Julian Bruns, Kathrin Glösel, Natascha Strobl: Die Identitären. Handbuch zur Jugendbewegung der Neuen Rechten in Europa. Unrast, Münster 2014, ISBN 978-3-89771-549-3, S. 79.
  25. Julian Bruns, Kathrin Glösel, Natascha Strobl: Die Identitären. Der moderne Rassismus einer Jugendbewegung der Neuen Rechten. In: Helmut Kellershohn, Wolfgang Kastrup (Hrsg.): Kulturkampf von rechts. AfD, Pegida und die Neue Rechte (= Edition DISS. Band 38). Unrast, Münster 2016, ISBN 978-3-89771-767-1, S. 82–91, hier: S. 84.
  26. Julian Bruns, Kathrin Glösel, Natascha Strobl: Die Identitären. Handbuch zur Jugendbewegung der Neuen Rechten in Europa. Unrast, Münster 2014, ISBN 978-3-89771-549-3, S. 82 f.