„Meister Michael (Dombaumeister)“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Fassadenplan F vom Kölner Dom.jpg|mini|Michaels Handschrift: Der Fassadenriss F aus dem Jahr 1370]]
Meister '''Michael''' († nach 1387) war [[Kölner Dombaumeister]]. Zuerst wurde er in einer Schreinsurkunde von 1353 als ''magister fabricae ecclesiae Coloniensis'' zusammen mit seiner Frau Druda erwähnt. Weitere Erwähnungen erfolgten 1364 im Zusammenhang mit einer Tochter Lisa, 1365–1368 mit einem Sohn Petrus, 1369 mit einem Sohn ''Rotgher Micheelszoon van Colen'', 1387 mit einer Tochter Drutginis, die mit Heinrich von Gmünd, einem Neffen des Prager Dombaumeisters [[Peter Parler]] verheiratet ist<ref>Clemen, Der Dom zu Köln, S.60</ref>. Sein Nachfolger ist der Dombaumeister [[Andreas von Everdingen]].
Meister '''Michael''' (auch Michael von Savoyen, * um 1320, † nach 1387) war [[Kölner Dombaumeister]].


Seine erste Erwähnung als ''magister fabricae ecclesiae Coloniensis'' ist, zusammen mit seiner Frau Druda, anlässlich eines Hauskaufs in einer [[Schreinsbücher|Schreinsurkunde]] von 1353. Die Herkunftsangabe ''von Savoyen'' ist erst für zwei seiner Kinder belegt, entsprechend aber auch für Meister Michael zu erschließen.<ref>{{ThiemeBecker |Autor=Otto Kletzl |Lemma=Savoyen |Band=29 |Seite=514}}</ref> Auffallend ist die enge Familienbeziehung zu dem gleichzeitig tätigen Prager Dombaumeister [[Peter Parler]]: sein Sohn Michael ''de Colonia Renis'' war zwischen 1373 und 1384 als Steinmetz am Prager Dombau beschäftigt und heiratete eine Tochter Peter Parlers, während umgekehrt der jüngere Heinrich Parler von Gmünd, ein Neffe Peter Parlers, 1387 mit einer Tochter Meister Michaels, Drutginis, verheiratet war. Ein weiterer Sohn [[Rutger van Kampen|Rotgher Micheelszoon van Colen]], der gleichfalls am Prager Dombau nachweisbar ist, wurde 1369 als Baumeister der [[Bovenkerk (Kampen)|Nikolaikirche]] und der Liebfrauenkirche von Kampen angestellt. Als weitere Nachkommen werden 1364 eine Tochter Lisa und 1365–1368 ein Sohn Petrus genannt, für den Peter Parler namensgebender Taufpate war.<ref>Andreas Huppertz: ''Die Künstlersippe der Parler und der Dom zu Köln.'' In: Hans Vogts (Hrsg.): Der Kölner Dom. Festschrift zur Siebenhundertjahrfeier 1248–1948, Köln 1948, S. 142.</ref> Michaels Schwiegersohn [[Heinrich Parler d.J.|Heinrich Parler]] übernahm 1387 das Amt des Münsterbaumeisters in [[Ulmer Münster|Ulm]]. Sein Schwiegervater empfahl ihn 1391 zudem als Kandidat für die prestigeträchtige Stelle als Baumeister des [[Mailänder Dom]]s, wo Heinrich allerdings wenig Fortüne hatte.<ref>Johann Josef Böker: ''Michael von Savoyen und der Fassadenriss des Kölner Domes.'' Köln 2015, S. 106.</ref>
=== Literatur ===
* ''Michael'' in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), ab Seite 671
* [[Paul Clemen]] (Hrsg.): ''Der Dom zu Köln'' (= Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Band 6, Teil III). Reprint der 2., vermehrten Auflage, Düsseldorf, 1938. Düsseldorf Schwann 1980, ISBN 3-590-32101-6
* [[Johann Jakob Merlo]]: Geschichte der Kölner Dombaumeister (= Nr. 75 der Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande), 1883


Nachkommen des Meisters Michael finden sich im 15. Jahrhundert beim Bau des [[Salemer Münster]]s beschäftigt, so zunächst ein Michael und später ein [[Hans von Savoyen]]. Im mittleren 16. Jahrhundert waren Kaspar und [[Hans Saphoy]] aus Salem Dombaumeister von [[Stephansdom|St. Stephan]] in Wien.<ref>Johann Josef Böker: ''Michael von Savoyen und der Fassadenriss des Kölner Domes.'' Köln 2015, S. 110.</ref> Ein Wappenschlussstein von 1481 im Salemer Münster zeigt den Baumeister Hans von Savoyen, der sowohl das Wappen seiner Familie, wie auch das Wappen der Parler mit dem charakteristischen Winkelpfahl zeigt. Offenbar herrschte die Überzeugung vor, dass beide Familien eng verbunden waren.<ref>Johann Josef Böker: ''Michael von Savoyen und der Fassadenriss des Kölner Domes.'' Köln 2015, S. 110&nbsp;f.</ref>
== Anmerkungen ==

Dombaumeister Michael ist der Schöpfer der Kölner Westfassade wie wir sie heute kennen. Der junge, 1370 ins Amt gelangte Erzbischof [[Friedrich III. von Saarwerden]] bat ihn um die Entwicklung eines großen und imposanten neuen Planes für die Westfassade, deren Format deutlich über die um 1350 vermutlich von [[Peter Parler]] gezeichnete Planung hinausgehen sollte. Daraufhin entwickelte Michael den ''Fassadenriss F'', der zu den berühmtesten mittelalterlichen Plänen gehört. Die Bauaufgabe erwies sich als so ehrgeizig, dass sie erst im 19. Jahrhundert abgeschlossen werden konnte.<ref>Johann Josef Böker: ''Michael von Savoyen und der Fassadenriss des Kölner Domes.'' Köln 2015, S. 141&nbsp;ff.</ref>
Unter Michael wurde, wie ein Münzfund in der Aushubgrube des Südturms belegt, um 1360 die Fundamentierung des Südwestturmes abgeschlossen und mit der Ausführung des aufgehenden Mauerwerks begonnen. Das südliche Petersportal mit seinen parlerischen Archivoltenfiguren war um 1375 fertiggestellt, spätestens um 1389 ist, sicher noch unter ihm, die Vollendung der unteren Turmhalle anzusetzen.<ref>[[Johann Josef Böker]] u.&nbsp;a.: ''Die Architektur der Gotik. Die Rheinlande. Ein Bestandskatalog der mittelalterlichen Architekturzeichnungen.'' Müry & Salzmann, Salzburg, 2013, Nr. 129. ISBN 978-3-99014-064-2. Abweichende Datierung des Plans um 1270/80 bei Marc Steinmann: ''Die Westfassade des Kölner Domes. Der mittelalterliche Fassadenplan F'' (= ''Forschungen zum Kölner Dom.'' 1), Köln, Verlag Kölner Dom, 2004. ISBN 978-3-922442-50-9.</ref>

Sein Nachfolger als Kölner Dombaumeister war [[Jakob von Metz (Dombaumeister)|Jakob von Metz]].<ref>Johann Josef Böker: ''Michael von Savoyen und der Fassadenriss des Kölner Domes.'' Köln 2015, S. 108.</ref>

== Literatur ==
* [[Johann Jakob Merlo]]: ''Die Dombaumeister von Köln.'' In: ''[[Bonner Jahrbücher|Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande]].'' 75, 1883, S. 81–95 ({{archive.org|bub_gb_93HlO2-eEXcC|Blatt=n543}}).
* {{ADB|21|671|671|Michael|Johann Jakob Merlo|ADB:Michael}}
* [[Max Hasak]]: ''Der Dom zu Köln.'' Berlin 1911, S. 100–104.
* {{ThiemeBecker |Autor=[[Otto Kletzl]] |Lemma=Savoyen, Michael |Band=27 |Seite=514}}
* [[Paul Clemen]]: ''Der Dom zu Köln'' (= ''[[Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz]].'' Band 6, Teil 3). 2., vermehrte Auflage, Schwann, Düsseldorf 1938, S. 60.
* [[Johann Josef Böker]]: ''Michael von Savoyen und der Fassadenriss des Kölner Domes.'' Böhlau, Köln 2018. ISBN 978-3-412-50098-6.

== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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== Siehe auch ==
* [[Kölner Dombaumeister]]
* [[Kölner Dom]]
* [[Geschichte der Stadt Köln]]


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{{SORTIERUNG:Michael Meister}}
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Aktuelle Version vom 26. August 2021, 17:32 Uhr

Michaels Handschrift: Der Fassadenriss F aus dem Jahr 1370

Meister Michael (auch Michael von Savoyen, * um 1320, † nach 1387) war Kölner Dombaumeister.

Seine erste Erwähnung als magister fabricae ecclesiae Coloniensis ist, zusammen mit seiner Frau Druda, anlässlich eines Hauskaufs in einer Schreinsurkunde von 1353. Die Herkunftsangabe von Savoyen ist erst für zwei seiner Kinder belegt, entsprechend aber auch für Meister Michael zu erschließen.[1] Auffallend ist die enge Familienbeziehung zu dem gleichzeitig tätigen Prager Dombaumeister Peter Parler: sein Sohn Michael de Colonia Renis war zwischen 1373 und 1384 als Steinmetz am Prager Dombau beschäftigt und heiratete eine Tochter Peter Parlers, während umgekehrt der jüngere Heinrich Parler von Gmünd, ein Neffe Peter Parlers, 1387 mit einer Tochter Meister Michaels, Drutginis, verheiratet war. Ein weiterer Sohn Rotgher Micheelszoon van Colen, der gleichfalls am Prager Dombau nachweisbar ist, wurde 1369 als Baumeister der Nikolaikirche und der Liebfrauenkirche von Kampen angestellt. Als weitere Nachkommen werden 1364 eine Tochter Lisa und 1365–1368 ein Sohn Petrus genannt, für den Peter Parler namensgebender Taufpate war.[2] Michaels Schwiegersohn Heinrich Parler übernahm 1387 das Amt des Münsterbaumeisters in Ulm. Sein Schwiegervater empfahl ihn 1391 zudem als Kandidat für die prestigeträchtige Stelle als Baumeister des Mailänder Doms, wo Heinrich allerdings wenig Fortüne hatte.[3]

Nachkommen des Meisters Michael finden sich im 15. Jahrhundert beim Bau des Salemer Münsters beschäftigt, so zunächst ein Michael und später ein Hans von Savoyen. Im mittleren 16. Jahrhundert waren Kaspar und Hans Saphoy aus Salem Dombaumeister von St. Stephan in Wien.[4] Ein Wappenschlussstein von 1481 im Salemer Münster zeigt den Baumeister Hans von Savoyen, der sowohl das Wappen seiner Familie, wie auch das Wappen der Parler mit dem charakteristischen Winkelpfahl zeigt. Offenbar herrschte die Überzeugung vor, dass beide Familien eng verbunden waren.[5]

Dombaumeister Michael ist der Schöpfer der Kölner Westfassade wie wir sie heute kennen. Der junge, 1370 ins Amt gelangte Erzbischof Friedrich III. von Saarwerden bat ihn um die Entwicklung eines großen und imposanten neuen Planes für die Westfassade, deren Format deutlich über die um 1350 vermutlich von Peter Parler gezeichnete Planung hinausgehen sollte. Daraufhin entwickelte Michael den Fassadenriss F, der zu den berühmtesten mittelalterlichen Plänen gehört. Die Bauaufgabe erwies sich als so ehrgeizig, dass sie erst im 19. Jahrhundert abgeschlossen werden konnte.[6] Unter Michael wurde, wie ein Münzfund in der Aushubgrube des Südturms belegt, um 1360 die Fundamentierung des Südwestturmes abgeschlossen und mit der Ausführung des aufgehenden Mauerwerks begonnen. Das südliche Petersportal mit seinen parlerischen Archivoltenfiguren war um 1375 fertiggestellt, spätestens um 1389 ist, sicher noch unter ihm, die Vollendung der unteren Turmhalle anzusetzen.[7]

Sein Nachfolger als Kölner Dombaumeister war Jakob von Metz.[8]

Einzelnachweise

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  1. Otto Kletzl: Savoyen. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 29: Rosa–Scheffauer. E. A. Seemann, Leipzig 1935, S. 514 (biblos.pk.edu.pl).
  2. Andreas Huppertz: Die Künstlersippe der Parler und der Dom zu Köln. In: Hans Vogts (Hrsg.): Der Kölner Dom. Festschrift zur Siebenhundertjahrfeier 1248–1948, Köln 1948, S. 142.
  3. Johann Josef Böker: Michael von Savoyen und der Fassadenriss des Kölner Domes. Köln 2015, S. 106.
  4. Johann Josef Böker: Michael von Savoyen und der Fassadenriss des Kölner Domes. Köln 2015, S. 110.
  5. Johann Josef Böker: Michael von Savoyen und der Fassadenriss des Kölner Domes. Köln 2015, S. 110 f.
  6. Johann Josef Böker: Michael von Savoyen und der Fassadenriss des Kölner Domes. Köln 2015, S. 141 ff.
  7. Johann Josef Böker u. a.: Die Architektur der Gotik. Die Rheinlande. Ein Bestandskatalog der mittelalterlichen Architekturzeichnungen. Müry & Salzmann, Salzburg, 2013, Nr. 129. ISBN 978-3-99014-064-2. Abweichende Datierung des Plans um 1270/80 bei Marc Steinmann: Die Westfassade des Kölner Domes. Der mittelalterliche Fassadenplan F (= Forschungen zum Kölner Dom. 1), Köln, Verlag Kölner Dom, 2004. ISBN 978-3-922442-50-9.
  8. Johann Josef Böker: Michael von Savoyen und der Fassadenriss des Kölner Domes. Köln 2015, S. 108.