„Schrotkugelturm“ – Versionsunterschied
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Version vom 16. Mai 2018, 17:33 Uhr
Schrotkugelturm | ||
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Der Schrotkugelturm im Jahr 2005 | ||
Daten | ||
Ort | Berlin-Rummelsburg | |
Bauherr | Juhl und Söhne, Bleischmelze und Schrotkugelfabrik | |
Höhe | 38 m | |
Koordinaten | 52° 30′ 7″ N, 13° 28′ 46″ O | |
Der Schrotkugelturm ist das Wahrzeichen des Berliner Kiezes Victoriastadt. Der Name leitet sich von der früheren Verwendung als Schrotturm ab. Seit 1939 werden in diesem Turm keine Schrotkugeln mehr hergestellt.
Bauwerk
Die Bleigießerei und Maschinenfabrik Juhl & Söhne, seit 1901 Eigentümer des Grundstücks Nöldnerstraße (früher Prinz-Albert-Straße) 15 & 16, errichtete im Jahr 1908 den rechteckigen, 38 Meter hohen Backsteinturm als Teil des Anbaus des Fabrikflügels an ihr Wohn- und Kontorgebäude. Der Turm überragt das Dach des Gebäudes um 18 Meter. Die Arbeitsplattform im Obergeschoss ist über 197 Stufen zu erreichen.
Seine Fassadengliederung ist an oberitalienische Geschlechtertürme angelehnt.
Zu DDR-Zeiten gehörte der Turm als Gießerei zu VEB Druckguß und Formbau. Der Betriebsteil stand unter Denkmalschutz. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands wurde der Denkmalschutz aufgehoben. Das Wohnhaus und der Turm stehen seit 1994 wieder unter Denkmalschutz. Der Turm wurde aufgrund von umfangreichen Schäden von 1998 bis 2000 für 230.000 DM saniert. Er ist in seiner Art einzigartig im Berliner und Brandenburger Raum.
Zu den beiden regulären Veranstaltungen Lange Nacht der Museen und Tag des offenen Denkmals sowie auf Führungen des Büros für Industriekultur lässt sich der Turm besichtigen.
Ablauf der Schrotkugelherstellung
Bei der Schrotkugelherstellung wurde im obersten Turmgeschoss Blei erhitzt, bis es flüssig wurde, und dann in eine Fallröhre gegossen. Im freien Fall formen die Bleitropfen unter der Oberflächenspannung Kugeln und geben Wärme an die durchfallene Luft ab, wodurch sie erstarren. Vorteilhaft ist, dass hierbei nicht wie bei gegossenen Schrotkugeln eine Naht entsteht, die vor der Verwendung der Kugeln noch abgefeilt werden muss.
Ab Eintauchen ins Wasser des Auffangbeckens werden sie rasch weiter abgekühlt. Dem Wasser war Natriumsulfid und Öl oder Talg zugesetzt, um die Bleischrotkugeln vor Korrosion zu schützen.
Die Fenster im Turm waren nie verglast, sondern luftdurchlässige Holzlamellen erlaubten der erwärmten Luft und dem Wasserdunst aufzusteigen und zu entweichen, um gute Kühlbedingungen für die Bleikugeln zu erhalten.
Die Kugeln wurden aus dem Wasser gefischt, getrocknet und sortiert.
Literatur
- Siegfried Zucker: Der Schrotkugelturm in Rummelsburg. In: Berlinische Monatsschrift 3/1994 beim Luisenstädtischen Bildungsverein, S. 66–67.
- Winfried Löschburg: Überbleibsel der Rummelsburg? – ein technisches Denkmal in der Nöldnerstraße. In: Berliner Zeitung, 20. März 1984.
- Volkmar Draeger: Herausragender Zeuge der Victoriastadt. In: Neues Deutschland, 24. Oktober 2005 (Bericht einer Führung auf den Schrotkugelturm)
- Claudia Fuchs: Den Schrotkugelturm darf keiner betreten. In: Berliner Zeitung, 10. Dezember 1998