„Schrotkugelturm“ – Versionsunterschied

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Seine Fassadengliederung ist an oberitalienische [[Geschlechterturm|Geschlechtertürme]] angelehnt.
Seine Fassadengliederung ist an oberitalienische [[Geschlechterturm|Geschlechtertürme]] angelehnt.


In der [[DDR]] gehörte der Turm als Gießerei zum VEB Druckguß und Formbau. Bis zur [[Wende und friedliche Revolution in der DDR|Wende]] wurden in den Werkstatträumen von Schülern im Rahmen des Unterrichtsfachs [[Produktive Arbeit (DDR)|Produktive Arbeit]] Fahrradkilometerzähler zusammengebaut.
In der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] gehörte der Turm als Gießerei zum VEB Druckguß und Formbau. Bis zur [[Wende und friedliche Revolution in der DDR|Wende]] wurden in den Werkstatträumen von Schülern im Rahmen des Unterrichtsfachs [[Produktive Arbeit (DDR)|Produktive Arbeit]] Fahrradkilometerzähler zusammengebaut.


Der Betriebsteil stand unter Denkmalschutz. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands wurde der Denkmalschutz aufgehoben. Das Wohnhaus und der Turm stehen seit 1994 wieder unter [[Baudenkmal|Denkmalschutz]]. Der Turm wurde aufgrund von umfangreichen Schäden von 1998 bis 2000 für 230.000 [[Deutsche Mark|DM]] saniert. Er ist in seiner Art einzigartig im Berliner und Brandenburger Raum.
Der Betriebsteil stand unter Denkmalschutz. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands wurde der Denkmalschutz aufgehoben. Das Wohnhaus und der Turm stehen seit 1994 wieder unter [[Baudenkmal|Denkmalschutz]]. Der Turm wurde aufgrund von umfangreichen Schäden von 1998 bis 2000 für 230.000 [[Deutsche Mark|DM]] saniert. Er ist in seiner Art einzigartig im Berliner und Brandenburger Raum.
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== Ablauf der Schrotkugelherstellung ==
== Ablauf der Schrotkugelherstellung ==


Bei der Schrotkugelherstellung wurde im obersten Turmgeschoss Blei erhitzt, bis es flüssig wurde, und danach in eine Fallröhre gegossen. Im freien Fall formen die Bleitropfen unter der Oberflächenspannung Kugeln und geben Wärme an die durchfallene Luft ab, wodurch sie erstarren. Vorteilhaft ist, dass hierbei nicht wie bei gegossenen Schrotkugeln eine Naht entsteht, die vor der Verwendung der Kugeln noch abgefeilt werden muss.
Bei der –&nbsp;1782 von William Watts in Bristol entwickelten&nbsp;– Schrotkugelherstellung wurde im obersten Turmgeschoss Blei erhitzt, bis es flüssig wurde, und danach durch ein Kupfersieb in eine Fallröhre gegossen. Im freien Fall bildeten die Bleitropfen Kugeln und gaben Wärme an die durchfallene Luft ab, wodurch sie erstarren.<ref>{{Meyers-1905 |Lemma=Schrot |BK-Nummer=1 |Band=18 |Seite=47 |SeiteBis=48 |zenoID=20007439032}}</ref> Vorteilhaft war, dass hierbei nicht wie bei gegossenen Schrotkugeln eine Gussnaht entstand, die vor der Verwendung der Kugeln noch abgefeilt werden musste.


Nach dem Eintauchen ins Wasser des Auffangbeckens wurden sie rasch weiter abgekühlt. Dem Wasser war [[Natriumsulfid]] und Öl oder Talg zugesetzt, um die Bleischrotkugeln vor [[Korrosion]] zu schützen.
Nach dem Eintauchen ins Wasser des Auffangbeckens wurden sie rasch weiter abgekühlt. Dem Wasser war [[Natriumsulfid]] und Talkum oder Öl zugesetzt.


Die Kugeln wurden nach dem Formprozess aus dem Abkühlbecken entnommen, getrocknet und sortiert.<ref>Beata Gontazyk-Krampe: ''Berlins letzter Schrotkugelturm'' In: ''Der Tagesspiegel'', 16. März 2024, S. B26 / Wirtschaft in Berlin.</ref>
Die Fenster im Turm waren nie verglast, sondern luftdurchlässige Holzlamellen erlaubten der erwärmten Luft und dem Wasserdunst aufzusteigen und zu entweichen, um gute Kühlbedingungen für die Bleikugeln zu erhalten.

Die Kugeln wurden nach dem Formprozess aus dem Abkühlbecken geholt, getrocknet und sortiert.


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{LuiseBMS |Autor=Siegfried Zucker |Titel=Der Schrotkugelturm in Rummelsburg |Nr=3 |Jahr=1994 |Seite=66–67}}

* Siegfried Zucker: ''Der Schrotkugelturm in Rummelsburg.'' In: ''[[Berlinische Monatsschrift]]'' 3/1994 beim [[Luisenstädtischer Bildungsverein|Luisenstädtischen Bildungsverein]], S. 66–67.
* Winfried Löschburg: ''Überbleibsel der Rummelsburg? – ein technisches Denkmal in der Nöldnerstraße.'' In: ''[[Berliner Zeitung]]'', 20. März 1984.
* Winfried Löschburg: ''Überbleibsel der Rummelsburg? – ein technisches Denkmal in der Nöldnerstraße.'' In: ''[[Berliner Zeitung]]'', 20. März 1984.
* Volkmar Draeger: [https://www.neues-deutschland.de/artikel/79972.herausragender-zeuge-der-victoriastadt.html ''Herausragender Zeuge der Victoriastadt''.] In: ''[[Neues Deutschland]]'', 24. Oktober 2005 (Bericht einer Führung auf den Schrotkugelturm)
* Volkmar Draeger: [https://www.nd-aktuell.de/artikel/79972.herausragender-zeuge-der-victoriastadt.html ''Herausragender Zeuge der Victoriastadt''.] In: ''[[Neues Deutschland]]'', 24. Oktober 2005 (Bericht einer Führung auf den Schrotkugelturm).
* Claudia Fuchs: [https://www.berliner-zeitung.de/das-technik-denkmal-an-der-noeldnerstrasse-wird-fuer-230-000-mark-instand-gesetzt-den-schrotkugelturm-darf-keiner-betreten-li.15418 ''Den Schrotkugelturm darf keiner betreten''.] In: ''[[Berliner Zeitung]]'', 10. Dezember 1998
* Claudia Fuchs: [https://www.berliner-zeitung.de/das-technik-denkmal-an-der-noeldnerstrasse-wird-fuer-230-000-mark-instand-gesetzt-den-schrotkugelturm-darf-keiner-betreten-li.15418 ''Den Schrotkugelturm darf keiner betreten''.] In: ''[[Berliner Zeitung]]'', 10. Dezember 1998.


== Weblinks ==
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* {{LDLBerlin|09095222}}
* [https://luise-berlin.de/novitaeten/bauwerke/texte/schrotkugelturm.htm ''Der Schrotkugelturm''.] [[Luisenstädtischer Bildungsverein]]


== Einzelnachweise ==
{{Commons}}
<references />
* {{LDLBerlin|09095222}}
* [https://berlingeschichte.de/novitaeten/bauwerke/texte/schrotkugelturm.htm ''Der Schrotkugelturm''.] [[Luisenstädtischer Bildungsverein]]


[[Kategorie:Baudenkmal in Berlin]]
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[[Kategorie:Backsteinbauwerk des Historismus]]
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[[Kategorie:Schrotturm]]
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Aktuelle Version vom 24. Mai 2024, 18:03 Uhr

Schrotkugelturm
Der Schrotkugelturm im Jahr 2005

Der Schrotkugelturm im Jahr 2005

Daten
Ort Berlin-Rummelsburg
Bauherr Juhl und Söhne, Bleischmelze und Schrotkugelfabrik
Höhe 38 m
Koordinaten 52° 30′ 7″ N, 13° 28′ 46″ OKoordinaten: 52° 30′ 7″ N, 13° 28′ 46″ O
Schrotkugelturm (Berlin)
Schrotkugelturm (Berlin)

Der Schrotkugelturm ist das Wahrzeichen des Berliner Kiezes Victoriastadt. Der Name leitet sich von der früheren Verwendung als Schrotturm ab. Seit 1939 werden in diesem Turm keine Schrotkugeln mehr hergestellt.

Die Bleigießerei und Maschinenfabrik Juhl & Söhne, seit 1901 Eigentümer des Grundstücks Nöldnerstraße (früher Prinz-Albert-Straße) 15 & 16, errichtete im Jahr 1908 den rechteckigen, 38 Meter hohen Backsteinturm als Teil des Anbaus des Fabrikflügels an ihr Wohn- und Kontorgebäude. Der Turm überragt das Dach des Gebäudes um 18 Meter. Die Arbeitsplattform im Obergeschoss ist über 197 Stufen zu erreichen.

Seine Fassadengliederung ist an oberitalienische Geschlechtertürme angelehnt.

In der DDR gehörte der Turm als Gießerei zum VEB Druckguß und Formbau. Bis zur Wende wurden in den Werkstatträumen von Schülern im Rahmen des Unterrichtsfachs Produktive Arbeit Fahrradkilometerzähler zusammengebaut.

Der Betriebsteil stand unter Denkmalschutz. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands wurde der Denkmalschutz aufgehoben. Das Wohnhaus und der Turm stehen seit 1994 wieder unter Denkmalschutz. Der Turm wurde aufgrund von umfangreichen Schäden von 1998 bis 2000 für 230.000 DM saniert. Er ist in seiner Art einzigartig im Berliner und Brandenburger Raum.

Zu den beiden regulären Veranstaltungen Lange Nacht der Museen und Tag des offenen Denkmals sowie auf Führungen des Büros für Industriekultur lässt sich der Turm besichtigen.

Ablauf der Schrotkugelherstellung

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Bei der – 1782 von William Watts in Bristol entwickelten – Schrotkugelherstellung wurde im obersten Turmgeschoss Blei erhitzt, bis es flüssig wurde, und danach durch ein Kupfersieb in eine Fallröhre gegossen. Im freien Fall bildeten die Bleitropfen Kugeln und gaben Wärme an die durchfallene Luft ab, wodurch sie erstarren.[1] Vorteilhaft war, dass hierbei nicht wie bei gegossenen Schrotkugeln eine Gussnaht entstand, die vor der Verwendung der Kugeln noch abgefeilt werden musste.

Nach dem Eintauchen ins Wasser des Auffangbeckens wurden sie rasch weiter abgekühlt. Dem Wasser war Natriumsulfid und Talkum oder Öl zugesetzt.

Die Kugeln wurden nach dem Formprozess aus dem Abkühlbecken entnommen, getrocknet und sortiert.[2]

Commons: Schrotkugelturm – Album mit Bildern

Einzelnachweise

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  1. Schrot. [1]. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 18: Schöneberg–Sternbedeckung. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1909, S. 47–48 (Digitalisat. zeno.org).
  2. Beata Gontazyk-Krampe: Berlins letzter Schrotkugelturm In: Der Tagesspiegel, 16. März 2024, S. B26 / Wirtschaft in Berlin.