„Strömungswiderstandskoeffizient“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K lf und einer reicht
K →‎Literatur: + Link W. Demtröder
 
(48 dazwischenliegende Versionen von 28 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Weiterleitungshinweis|Widerstandsbeiwert|Auch der [[Druckverlustbeiwert]] wird Widerstandsbeiwert genannt.}}
{{Infobox Physikalische Kennzahl
{{Infobox Physikalische Kennzahl
| Name = Strömungswiderstandskoeffizient,<br />Widerstandsbeiwert
| Name = Strömungswiderstandskoeffizient,<br />Widerstandsbeiwert
Zeile 7: Zeile 8:
| Anwendungsbereich = Luftwiderstand von Körpern
| Anwendungsbereich = Luftwiderstand von Körpern
}}
}}
Der '''Strömungswiderstandskoeffizient''', '''Widerstandsbeiwert''' oder '''''c''<sub>w</sub>-Wert''' (nach dem üblichen Formelzeichen <math>c_{\mathrm w}</math>) ist ein [[Dimensionslose Kennzahl|dimensionsloses Maß]] ([[Koeffizient#Physik|Koeffizient]]) für den [[Strömungswiderstand]] eines von einem [[Fluid]] umströmten Körpers.
Der '''Strömungswiderstandskoeffizient''', '''Widerstandsbeiwert''', '''Widerstandskoeffizient''', '''Stirnwiderstand''' oder '''''c''<sub>w</sub>-Wert''' (nach dem üblichen Formelzeichen <math>c_{\mathrm w}</math>) ist ein [[Dimensionslose Kennzahl|dimensionsloses Maß]] ([[Koeffizient#Physik|Koeffizient]]) für den [[Strömungswiderstand]] eines von einem [[Fluid]] umströmten Körpers.

Umgangssprachlich ausgedrückt ist der <math>c_\mathrm w</math>-Wert ein Maß für die „Windschlüpfigkeit“ eines Körpers. Es lässt sich aus dem Strömungswiderstandskoeffizienten bei zusätzlicher Kenntnis von Geschwindigkeit, [[Stirnfläche]], [[Flügelfläche]] etc. und Dichte des Fluids (z.&nbsp;B. der [[Luft]]) die Kraft des Strömungswiderstands berechnen.


Umgangssprachlich ausgedrückt ist der <math>c_\mathrm w</math>-Wert ein Maß für die „Windschlüpfigkeit“ eines Körpers. Aus dem Strömungswiderstandskoeffizienten lässt sich bei bekannter Geschwindigkeit, [[Stirnfläche|Stirn-]] oder bei Flügeln [[Flügelfläche]] und [[Dichte]] des Fluids (zum Beispiel der durchquerten<!--die Dichte ist von der Höhe abhängig--> [[Luft]]) die Kraft des Strömungswiderstands berechnen.
{{Anker|Widerstandsfläche}}
== Definition ==
== Definition ==
Der Strömungswiderstandskoeffizient ist durch:
Der Strömungswiderstandskoeffizient ist definiert durch:
: <math>c_\mathrm w \,=\, \frac{F_\mathrm w}{q \, A} \,=\, \frac{2 F_\mathrm w}{\rho\, v^{\,2} A}</math>


:<math>c_\mathrm w = \frac{F_\mathrm w}{q \, A} = \frac{2 F_\mathrm w}{\rho \, v^2 A}</math>
definiert. Hierbei wird die [[Widerstandskraft]] <math>F_\mathrm w</math> auf den [[Staudruck]] <math>q</math> der Anströmung und eine Referenzfläche <math>A</math> normiert. Ferner sind <math>\rho</math> die [[Dichte]] und <math>v</math> die Geschwindigkeit der ungestörten Anströmung. Die Referenzfläche ist definitionsabhängig. Bei Fahrzeugen ist die Widerstandsfläche<ref>Ludwig Prandtl: ''Ergebnisse der Aerodynamischen Versuchsanstalt zu Göttingen, Teil 1.'' Universitätsverlag Göttingen 2009 (Ersterscheinung 1921) ISBN 978-3-941875-35-7 {{Google Buch |BuchID=8Z7r7OBmVAMC&pg |Seite=31}}</ref><ref>Wolfgang-Heinrich Hucho: ''Aerodynamik des Automobils.'' Springer, Berlin 1999, ISBN 3-540-62160-1, S. 111–113.</ref> gleich der Stirnfläche. In der Flugzeugaerodynamik wird jedoch die Auftriebsfläche, also die [[Flügelfläche]], als Referenz herangezogen.


Hierbei wird die [[Widerstandskraft]] <math>F_\mathrm w</math> auf den [[Staudruck]] <math>q = \frac{\rho} 2 v^2</math> der Anströmung und eine Referenzfläche <math>A</math> normiert mit
Andere Bezeichnungen für den Strömungswiderstandskoeffizient lauten ''(Luft-)Widerstandsbeiwert'', ''-koeffizient'' oder ''Stirnwiderstand''. Das Formelzeichen <math>c_\mathrm w</math> (mit w für Widerstand) ist nur im deutschen Sprachraum üblich; im Englischen wird der ''Drag-Coefficient'' als <math>c_\mathrm d</math> oder <math>c_\mathrm x</math> notiert.
* der Dichte <math>\rho</math>
* der Geschwindigkeit <math>v</math> der ungestörten Anströmung.
Die Referenzfläche <math>A</math> ist definitionsabhängig:
* bei Fahrzeugen ist die Referenzfläche gleich der [[Stirnfläche]]<ref>Ludwig Prandtl: ''Ergebnisse der Aerodynamischen Versuchsanstalt zu Göttingen, Teil 1.'' Universitätsverlag Göttingen 2009 (Ersterscheinung 1921) ISBN 978-3-941875-35-7 {{Google Buch |BuchID=8Z7r7OBmVAMC |Seite=31}}</ref><ref>Wolfgang-Heinrich Hucho: ''Aerodynamik des Automobils.'' Springer, Berlin 1999, ISBN 3-540-62160-1, S. 111–113.</ref>, der Fläche des größten Querschnitts.<ref>{{Internetquelle |url=https://kfz-tech.de/Biblio/Formelsammlung/Luftwiderstand.htm |titel=kfz-tech.de - &nbsp; Luftwiderstand |abruf=2022-09-05}}</ref>
* in der [[Flugzeug]][[aerodynamik]] wird jedoch die Auftriebsfläche, also die Flügelfläche, als Referenz herangezogen.


Das Formelzeichen <math>c_\mathrm w</math> (mit w für Widerstand) ist nur im deutschen Sprachraum üblich; im Englischen wird der ''Drag-Coefficient'' als <math>c_\mathrm d</math> oder <math>c_\mathrm x</math> notiert.
== Abhängigkeit des Strömungswiderstandskoeffizienten ==
[[Datei:Kugel-Reynolds.png|500px|mini|Strömungswiderstandskoeffizient einer Kugel in Abhängigkeit von der Reynolds-Zahl ''c''<sub>w</sub>=''f''(''Re''). Die charakteristische Länge ist in diesem Fall der Kugeldurchmesser ''d''; die Bezugsfläche ''A'' ist eine Kreisfläche mit dem Durchmesser ''d''.]]
Allgemein gilt, dass bei inkompressibler Strömung<ref group="A">Auch kompressible Fluide wie Luft können als inkompressibel betrachtet werden, wenn die Dichte im Strömungsfeld weitestgehend konstant ist. Das ist bis zu einer [[Mach-Zahl]] von 0,3 im Allgemeinen der Fall.</ref> der Strömungswiderstandskoeffizient c<sub>W</sub> von der [[Reynolds-Zahl]] <math>\mathit{Re}</math> abhängt:
: <math>c_\mathrm w = f(\mathit{Re}) \!\,</math> mit <math>\mathit{Re} = \frac{v L \rho}{\eta}</math>


Das Produkt aus Strömungswiderstandskoeffizient <math>c_\mathrm w</math> und Referenzfläche <math>A</math> wird als ''Widerstandsfläche'' bezeichnet (siehe Abschnitt [[#Luftwiderstandsbeiwerte von Kraftfahrzeugen|Luftwiderstandsbeiwerte von Kraftfahrzeugen]]).<ref name="Hucho2005" />
Diese Aussage ergibt sich, wenn man davon ausgeht, dass die Strömungswiderstandskraft <math>F_\mathrm w</math> eines Körpers in einer bestimmten Lage abhängig von der Anströmgeschwindigkeit <math>v</math>, der [[Dichte]] <math>\rho</math> und der [[Viskosität]] (Zähigkeit) <math>\eta</math> des Fluids sowie einer [[Charakteristische Länge|charakteristischen Länge]] <math>L</math> des Körpers ist. Die charakteristische Länge <math>L</math> ist eine bestimmte geometrische Abmessung, deren Quadrat <math>L^2</math> in einem festen Verhältnis zur Bezugsfläche <math>A</math> steht.
: <math>F_\mathrm w = f(v,\,\rho,\,\eta,\,L)</math>


== Abhängigkeiten ==
Mittels einer [[Dimensionsanalyse#Strömungswiderstand einer Kugel|Dimensionsanalyse]] nach dem [[Buckinghamsches Π-Theorem|Buckinghamschen Π-Theorem]] lässt sich ableiten, dass die zwei Ähnlichkeitskennzahlen Strömungswiderstandskoeffizient <math>c_\mathrm w</math> und Reynoldszahl <math>\mathit{Re}</math> ausreichen, um den Strömungswiderstand eines bestimmten Körpers zu beschreiben,<ref>Jürgen Zierep: ''Ähnlichkeitsgesetze und Modellregeln der Strömungslehre.'' Karlsruhe 1991, ISBN 3-7650-2041-9.</ref> was eine unkompliziertere allgemeingültige Darstellung des Widerstandes einer bestimmten Körperform ermöglicht.
=== Bei inkompressibler Strömung ===
[[Datei:Kugel-Reynolds.png|500px|mini|Strömungswiderstandskoeffizient einer Kugel in Abhängigkeit von der Reynolds-Zahl: ''c''<sub>w</sub>=''f''(''Re''). Die charakteristische Länge ist in diesem Fall der Kugeldurchmesser&nbsp;''d''; die Bezugsfläche&nbsp;''A'' ist eine Kreisfläche mit dem Durchmesser&nbsp;''d''.]]
Allgemein gilt, dass bei [[Inkompressibilität|inkompressibler]] Strömung<ref group="A">Auch kompressible Fluide wie Luft können als inkompressibel betrachtet werden, wenn die Dichte im Strömungsfeld weitestgehend konstant ist. Das ist bis zu einer [[Mach-Zahl]] von 0,3 im Allgemeinen der Fall.</ref> der Strömungswiderstandskoeffizient von der [[Reynolds-Zahl]] <math>\mathit{Re}</math> abhängt:


:<math>c_\mathrm w = f(\mathit{Re})</math>
Stumpfe, kantige Körper haben über einen großen Bereich der Reynolds-Zahl einen weitgehend konstanten Widerstandsbeiwert. Das ist z.&nbsp;B. beim Luftwiderstand von Kraftfahrzeugen bei den relevanten Geschwindigkeiten der Fall.


mit
* <math>\mathit{Re} = \frac{v L \rho}{\eta}</math>
** der [[charakteristische Länge]] <math>L</math>, deren Quadrat <math>L^2</math> in einem festen Verhältnis zur Bezugsfläche <math>A</math> steht
** der [[Viskosität]] (Zähigkeit) <math>\eta</math> des Fluids.
Diese Aussage ergibt sich, wenn man davon ausgeht, dass die Strömungswiderstandskraft eines Körpers in einer bestimmten Lage abhängt von der Anströmgeschwindigkeit, der Dichte, der Viskosität und einer charakteristischen Länge des Körpers:

:<math>F_\mathrm w = f(v, \, \rho, \, \eta, \, L)</math>

Mittels einer [[Dimensionsanalyse #Strömungswiderstand einer Kugel|Dimensionsanalyse]] nach dem [[Buckinghamsches Π-Theorem|Buckinghamschen Π-Theorem]] lässt sich ableiten, dass die zwei [[Ähnlichkeitskennzahl]]en Strömungswiderstandskoeffizient und Reynoldszahl ausreichen, um den Strömungswiderstand eines bestimmten Körpers zu beschreiben.<ref>Jürgen Zierep: ''Ähnlichkeitsgesetze und Modellregeln der Strömungslehre.'' Karlsruhe 1991, ISBN 3-7650-2041-9.</ref> Dies ermöglicht eine unkompliziertere allgemeingültige Darstellung des Widerstandes einer bestimmten Körperform.

=== Bei kompressibler Strömung ===
[[Datei:Dragmachschem.svg|440x440px|mini|''c''<sub>w</sub> in Abhängigkeit von der Strömungsgeschwindigkeit]]
[[Datei:Dragmachschem.svg|440x440px|mini|''c''<sub>w</sub> in Abhängigkeit von der Strömungsgeschwindigkeit]]
Bei [[Kompressibilität|kompressiblen]] Strömungen, also bei Strömungen mit veränderlicher Dichte (<math>\rho \neq \mathrm{konst.}</math>), ist der Strömungswiderstandskoeffizient auch von der [[Mach-Zahl]] abhängig (vgl. Abb.):
* im [[Transsonische Strömung|transsonischen]] Bereich und im [[Überschallgeschwindigkeit|Überschallbereich]] ändert sich der Strömungswiderstandskoeffizient stark
* in der Nähe der [[Schallgeschwindigkeit]] steigt er auf ein Mehrfaches an
* bei sehr hohen Machzahlen sinkt er auf etwa den doppelten Unterschall-''c''<sub>w</sub>-Wert.
Oberhalb der [[Kritische Machzahl|kritischen Machzahl]] überschreiten Teilumströmungen die Schallgeschwindigkeit. Oberhalb der [[Widerstandsdivergenzmachzahl]] steigt der Strömungswiderstand stark an. Das Verhalten im Überschallbereich wird bestimmt durch die Geometrie des Körpers; in der Zeichnung steht die grüne Kurve für einen [[Stromlinienform|stromlinienförmigen]] Körper.


Stumpfe, kantige Körper haben über einen großen Bereich der Reynolds-Zahl einen weitgehend konstanten Widerstandsbeiwert. Das ist z.&nbsp;B. beim Luftwiderstand von Kraftfahrzeugen bei den relevanten Geschwindigkeiten der Fall.
Bei kompressiblen Strömungen, also bei Strömungen mit veränderlicher Dichte, besteht auch eine Abhängigkeit des Strömungswiderstandskoeffizienten von der [[Mach-Zahl]]. Im [[Transsonische Strömung|transsonischen]] Bereich und im Überschallbereich ändert sich der Strömungswiderstandskoeffizient stark. In der Nähe der [[Schallgeschwindigkeit]] steigt er auf ein Mehrfaches an und sinkt bei sehr hohen Machzahlen auf etwa den doppelten Unterschall-''c''<sub>w</sub>-Wert. Die Grafik veranschaulicht den Zusammenhang schematisch. Oberhalb der [[Kritische Machzahl|kritischen Machzahl]] überschreiten Teilumströmungen die Schallgeschwindigkeit. Oberhalb der [[Widerstandsdivergenzmachzahl]]<ref>[[:en:Drag divergence Mach number|Drag divergence Mach number]] auf en.wikipedia.org.</ref> steigt der Strömungswiderstand stark an. Das Verhalten im Überschallbereich wird bestimmt durch die Geometrie des Körpers. In der Zeichnung steht die grüne Kurve für einen stromlinienförmigen Körper.


Der Widerstandsbeiwert bestimmt für [[Ballistischer Koeffizient#Widerstandskoeffizient|Satelliten]] ihre Lebensdauer im Orbit. Bei einer Flughöhe oberhalb von ca. 150&nbsp;km ist die Atmosphäre so dünn, dass die Strömung nicht mehr als laminare Kontinuumsströmung, sondern als freie [[molekulare Strömung]] approximiert wird. In diesem Bereich liegt der c<sub>w</sub>-Wert typischerweise zwischen 2 und 4, oft wird mit einem Wert von 2,2 gerechnet. Mit steigender Höhe verringert sich der Einfluss der Atmosphäre und ist oberhalb von ca. 1000&nbsp;km vernachlässigbar.
Der Widerstandsbeiwert bestimmt für [[Ballistischer Koeffizient #Widerstandskoeffizient|Satelliten]] ihre [[Lebensdauer (Technik)|Lebensdauer]] im [[Satellitenorbit|Orbit]]. Bei einer [[Flughöhe]] oberhalb von ca. 150&nbsp;km ist die Atmosphäre so dünn, dass die Strömung nicht mehr als [[laminar]]e [[Kontinuumsströmung]], sondern als freie [[molekulare Strömung]] approximiert wird. In diesem Bereich liegt der c<sub>w</sub>-Wert typischerweise zwischen&nbsp;2 und&nbsp;4, oft wird mit einem Wert von&nbsp;2,2 gerechnet. Mit steigender Höhe verringert sich der Einfluss der Atmosphäre und ist oberhalb von ca. 1000&nbsp;km vernachlässigbar.


== Ermittlung ==
== Ermittlung ==
Der Strömungswiderstandskoeffizient wird üblicherweise im [[Windkanal]] ermittelt. Der Körper steht dabei auf einer Platte, die mit Kraftsensoren ausgestattet ist. Die Kraft in Richtung der Anströmung wird gemessen. Aus dieser Widerstandskraft <math>F_\mathrm w</math> und den bekannten Größen wie Luftdichte und [[Stirnfläche]] wird der Strömungswiderstandskoeffizient bei gegebener Anströmgeschwindigkeit errechnet. Neben der experimentellen Ermittlung kann der Widerstand je nach Komplexität der Modellform und verfügbarer Rechnerkapazität auch numerisch über die Integration der Verteilung von Reibungs- und Druckbeiwert über die Modelloberfläche berechnet werden.
Der Strömungswiderstandskoeffizient wird üblicherweise im [[Windkanal]] ermittelt. Der Körper steht dabei auf einer Platte, die mit [[Kraftsensor]]en ausgestattet ist. Die Kraft in Richtung der Anströmung wird gemessen. Aus dieser Widerstandskraft <math>F_\mathrm w</math> und den bekannten Größen wie Luftdichte und Stirnfläche wird der Strömungswiderstandskoeffizient bei gegebener Anströmgeschwindigkeit errechnet.
Daneben kann der Widerstand je nach Komplexität der Modellform und verfügbarer Rechnerkapazität auch [[Numerische Mathematik|numerisch]] ermittelt werden, indem die Verteilung von Reibungs- und Druckbeiwert über die Modelloberfläche integriert wird.


== Anwendung ==
== Anwendung ==
'''Bestimmung der Antriebsleistung:'''
Aus dem Strömungswiderstandskoeffizienten wird die Widerstandskraft <math> F_\mathrm w</math> wie folgt berechnet:


Aus dem Strömungswiderstandskoeffizienten wird die Widerstandskraft wie folgt berechnet:
: <math>F_\mathrm w = \frac{\rho\,c_\mathrm w\, A\,v^{\,2}}{2}</math>


: <math>F_\mathrm w = \frac{\rho \, c_\mathrm w \, A \, v^2}2</math>
Der Strömungswiderstand hängt somit ab von
* der [[Dichte]] des strömenden Fluids <math>\rho</math> (vergleiche [[Luftdichte]]!),
* der Referenzfläche <math>A</math>,
* der Strömungsgeschwindigkeit <math>v</math> und
* dem Strömungswiderstandskoeffizienten <math>c_\mathrm w</math>.


Der Strömungswiderstand ist somit jeweils proportional
Der Luftwiderstand ist somit jeweils proportional zum Strömungswiderstandskoeffizient, zur projizierten Frontfläche und zum Quadrat der Geschwindigkeit. Die erforderliche [[Fahrwiderstand#Erforderliche Antriebsleistung|Antriebsleistung]] ist wegen <math>P = \vec F \cdot \vec v</math> sogar proportional zur dritten Potenz der Geschwindigkeit. Daher hat die Wahl der Geschwindigkeit bei Kraftfahrzeugen neben den anderen beiden Faktoren besondere Auswirkung auf den Treibstoffverbrauch.
* zur Dichte des strömenden Fluids (vergleiche [[Luftdichte]])
* zum Strömungswiderstandskoeffizienten
* zur Referenzfläche (projizierten Frontfläche)
* zum Quadrat der [[Strömungsgeschwindigkeit]].
Die erforderliche [[Fahrwiderstand#Erforderliche Antriebsleistung|Antriebsleistung]] ist sogar proportional zur dritten Potenz der Geschwindigkeit:


:<math>\begin{align}
Der Luftwiderstand ist ausschlaggebend für die Abweichung der tatsächlichen [[Wurfparabel#Wurfparabel mit Luftwiderstand|ballistischen Kurve]] von der idealisierten [[Wurfparabel]].
P &= \vec F \cdot \vec v\\
&= \frac{\rho \, c_\mathrm w \, A \, v^2}2 \cdot v\\
&= \frac{\rho \, c_\mathrm w \, A \, v^3}2
\end{align}</math>

Daher hat bei Kraftfahrzeugen neben dem Strömungswiderstandskoeffizient (d.&nbsp;h. der Körperform) und der Stirnfläche die Wahl der Geschwindigkeit besondere Auswirkung auf den [[Treibstoffverbrauch]].

Der Luftwiderstand ist ausschlaggebend für die Abweichung der tatsächlichen [[Wurfparabel #Wurfparabel mit Luftwiderstand|ballistischen Kurve]] von der idealisierten [[Wurfparabel]].

'''Anwendung des Strömungswiderstandskoeffizienten beim freien Fall eines Objekts:'''

Der Verlauf von Weg, Geschwindigkeit und Beschleunigung in Abhängigkeit von der Zeit wird folgendermaßen bestimmt:

Formel für den Strömungswiderstand:

: <math>F_\text{Wid}(t) = c_{W}\,\rho_\text{Luft}\,A\,v(t)^2/2</math>
Formel für die Gewichtskraft des Objekts:
:<math>F_\text{Gew}(t) = m_\text{Obj}\,g</math>
Formel für die Beschleunigung:
:<math>a(t) = [F_\text{Gew} - F_\text{Wid}(t)]/m_\text{Obj}</math>
Differentialgleichung:
:<math>a(t) = \frac{d}{dt}v(t) = g - \frac{c_{W}\,\rho_\text{Luft}\,A}{2\,m_\text{Obj}}\,v(t)^2 </math>
Lösung der Differentialgleichung:
:<math>v(t) = \sqrt{\frac{2\,m_\text{Obj}\,g}{c_{W}\,\rho_\text{Luft}\,A}}\tanh\left(\sqrt{\frac{c_{W}\,\rho_\text{Luft}\,A\,g}{2\,m_\text{Obj}}}\,t\right) </math>
:<math>a(t) = g\,\operatorname{sech}\left(\sqrt{\frac{c_{W}\,\rho_\text{Luft}\,A\,g}{2\,m_\text{Obj}}}\,t\right)^2 </math>
:<math>s(t) = \int_0^t v(t') dt' = {\frac{2\,m_\text{Obj}}{c_{W}\,\rho_\text{Luft}\,A}}\ln\left[\cosh\left(\sqrt{\frac{c_{W}\,\rho_\text{Luft}\,A\,g}{2\,m_\text{Obj}}}\,t\right)\right] </math>


== Beispiele ==
== Beispiele ==
=== ''c''<sub>w</sub>-Werte von typischen Körperformen ===
=== ''c''<sub>w</sub>-Werte von typischen Körperformen ===
{| class="wikitable"
{| class="wikitable sortable"
|- class="hintergrundfarbe5"
|- class="hintergrundfarbe5"
!width="15%"| Wert
! style="width:15%"| Wert
!width="65%"| Form
! style="width:65%"| Form
|-
|-
|2,3||Halbrohr lang, [[Konvexe und konkave Fläche|konkave]] Seite
|2,3||Halbrohr lang, [[Konkav und konvex|konkave]] Seite
|-
|-
|2,0||lange Rechteckplatte
|2,0||lange Rechteckplatte
Zeile 68: Zeile 117:
|1,33|| Halbkugelschale, konkave Seite, Fallschirm
|1,33|| Halbkugelschale, konkave Seite, Fallschirm
|-
|-
|1,2||Halbrohr lang, [[konvex]]e Seite
|1,2||Halbrohr lang, [[Konkav und konvex|konvexe]] Seite
|-
|-
|1,2||langer Zylinder, Draht (Re < 1,9 · 10<sup>5</sup>)
|1,2||langer Zylinder, Draht (Re < 1,9 · 10<sup>5</sup>)
|-
|-
| 1,11…1,17 || runde Scheibe, quadratische Platte
| 1,11 || runde Scheibe, quadratische Platte
|-
|-
| 0,78 || Mensch, stehend<ref>[http://www.dieter-heidorn.de/Physik/VS/Mechanik/K05_FallMitFL/K05_FallMitFL.html ''Fall mit Luftwiderstand'', dieter-heidorn.de], Material zu Kursen am Hansa-Kolleg, abrufbar 30. Mai 2018.</ref>
| 0,78 || Mensch, stehend<ref>[http://www.dieter-heidorn.de/Physik/VS/Mechanik/K05_FallMitFL/K05_FallMitFL.html ''Fall mit Luftwiderstand'', dieter-heidorn.de], Material zu Kursen am Hansa-Kolleg, abrufbar 30. Mai 2018.</ref>
|-
|-
| 0,6 || Gleitschirm (Bezugsfläche Strömungsquerschnittsfläche!)
| 0,6 || Gleitschirm (Bezugsfläche Strömungsquerschnittsfläche !)
|-
|-
| 0,53…0,69 || Fahrrad (Mountainbike, gestreckt/aufrecht)<ref name="ltam-zus">{{Webarchiv|url=http://www.ltam.lu/physique/projekte/reichling/zusammenfassung.pdf | wayback=20141006172412}}</ref>
| 0,53…0,69 || Fahrrad (Mountainbike, gestreckt/aufrecht)<ref name="ltam-zus">{{Webarchiv |url=http://www.ltam.lu/physique/projekte/reichling/zusammenfassung.pdf |text= |wayback=20141006172412}}</ref>
|-
|-
| 0,45 || Kugel (Re < 1,7 · 10<sup>5</sup>)
| 0,45 || Kugel (Re < 1,7 · 10<sup>5</sup>)
Zeile 86: Zeile 135:
| 0,35||langer Zylinder, Draht (Re > 6,7 · 10<sup>5</sup>)
| 0,35||langer Zylinder, Draht (Re > 6,7 · 10<sup>5</sup>)
|-
|-
| 0,34 || Halbkugelschale, [[konvex]]e Seite
| 0,34 || Halbkugelschale, Konvexe Seite
|-
|-
| 0,09…0,18 || Kugel (Re > 4,1 · 10<sup>5</sup>)
| 0,09…0,18 || Kugel (Re > 4,1 · 10<sup>5</sup>)
|-
|-
| 0,08 || Flugzeug (Bezugsfläche Tragfläche)
| 0,08 || Flugzeug (Bezugsfläche Tragfläche)
|-
| 0,04 || Stromlinienkörper „Tropfenform“
|-
|-
| 0,03 || Pinguin
| 0,03 || Pinguin
|-
|-
| 0,02 || Stromlinienkörper „Tropfenform“
| 0,02 || optimierte Spindelform
|}
|}
<math>\mathrm{Re}</math> bezeichnet hierbei die [[Reynolds-Zahl]]
<math>\mathrm{Re}</math> bezeichnet hierbei die [[Reynolds-Zahl]]


=== Luftwiderstandsbeiwerte von Kraftfahrzeugen ===
=== Luftwiderstandsbeiwerte von Kraftfahrzeugen ===
Veröffentlichte ''c''<sub>w</sub>-Werte sind äußerst kritisch zu hinterfragen, da sie oftmals noch heute an kleinen Modellen unter Missachtung der Modellprinzipien ermittelt wurden und werden, früher beispielsweise durch die [[Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt]] mit ''c''<sub>w</sub>=0,244 für den [[Tatra 87]], der viel später als Original mit ''c''<sub>w</sub>=0,36 gemessen wurde.<ref name="Hucho 2013">{{Literatur |Autor=Wolf-Heinrich Hucho |Hrsg=Thomas Schütz |Titel=Aerodynamik des Automobils |Auflage=6 |Verlag=[[Springer Vieweg]] |Ort=Wiesbaden |Datum=2013 |ISBN=978-3-8348-2316-8 |Kapitel=Einführung |Seiten=11–53 |Online=[http://books.google.de/books?id=EefBAAAAQBAJ&pg=PA10#v=onepage&q&f=true books.google.de]}}</ref>
Veröffentlichte ''c''<sub>w</sub>-Werte sind äußerst kritisch zu hinterfragen, da sie oftmals noch heute an kleinen Modellen unter Missachtung der Modellprinzipien ermittelt wurden und werden, früher beispielsweise durch die [[Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt]] mit ''c''<sub>w</sub>=0,244 für den [[Tatra 87]], der viel später als Original mit ''c''<sub>w</sub>=0,36 gemessen wurde.<ref name="Hucho 2013">{{Literatur |Autor=Wolf-Heinrich Hucho |Hrsg=Thomas Schütz |Titel=Aerodynamik des Automobils |Auflage=6. |Verlag=[[Springer Vieweg]] |Ort=Wiesbaden |Datum=2013 |ISBN=978-3-8348-1919-2 |Kapitel=Einführung |Seiten=10–12 |Online={{Google Buch |BuchID=EefBAAAAQBAJ |Seite=11}}}}</ref>

Der ''c''<sub>w</sub>-Wert quantifiziert die aerodynamische Güte eines Körpers. Durch Multiplikation mit der Bezugsfläche <math>A</math> (bei Fahrzeugen üblicherweise die [[Stirnfläche]], die Fläche des größten Querschnitts<ref>{{Internetquelle |url=https://kfz-tech.de/Biblio/Formelsammlung/Luftwiderstand.htm |titel=kfz-tech.de - &nbsp; Luftwiderstand |abruf=2022-09-05}}</ref>) erhält man die ''Widerstandsfläche'' <math>f_\mathrm w</math> eines Fahrzeugs, die maßgebend für den [[Strömungswiderstand#Abhängigkeit des Strömungswiderstandes|„Luftwiderstand“]]<ref>[https://www.autobild.de/bilder/die-tops-und-flops-im-windkanal-668619.html#bild11 autobild.de: Die Tops und Flops im Windkanal]</ref> ist:

:<math>f_\mathrm w = c_\mathrm w A</math>.


Der Leistungsbedarf, der den Treibstoffverbrauch eines Kraftfahrzeugs bei hohen Fahrgeschwindigkeiten bestimmt, ist proportional zur Widerstandsfläche. Von Herstellern wird die Stirnfläche selten angegeben. Als Faustformel für die Berechnung der Stirnfläche <math>A</math> werden 80 % der Fläche aus Karosseriehöhe und -breite vorgeschlagen.<ref name="Schoblick2013" />
Der ''c''<sub>w</sub>-Wert quantifiziert die aerodynamische Güte eines Körpers. Durch Multiplikation mit der Bezugsfläche <math>A</math> (bei Fahrzeugen üblicherweise die Stirnfläche) erhält man die Widerstandsfläche eines Fahrzeugs: Widerstandsfläche <math>f_\mathrm w = c_\mathrm w A</math>. Der Luftwiderstand, der den Verbrauch eines Kraftfahrzeugs bei hohen Fahrgeschwindigkeiten bestimmt, ist proportional zur Widerstandsfläche. Von Herstellern wird die Stirnfläche selten angegeben.


Eine umfassende Sammlung von Kraftfahrzeug-''c''<sub>w</sub>-Werten, für die es Belege gibt, wurde auf die Seite [[Portal:Auto und Motorrad/Luftwiderstandsbeiwert#Luftwiderstandsbeiwerte von Kraftfahrzeugen|„Wikipedia-Auto und Motorrad-Portal/Luftwiderstandsbeiwert“]] ausgelagert.
Eine umfassende Sammlung von Kraftfahrzeug-''c''<sub>w</sub>-Werten, für die es Belege gibt, wurde auf die Seite [[Portal:Auto und Motorrad/Luftwiderstandsbeiwert#Luftwiderstandsbeiwerte von Kraftfahrzeugen|„Wikipedia-Auto und Motorrad-Portal/Luftwiderstandsbeiwert“]] ausgelagert.
Zeile 110: Zeile 165:
== Literatur ==
== Literatur ==
* Sighard F. Hoerner: ''Fluid-Dynamic Drag''. Eigenverlag, 1965.
* Sighard F. Hoerner: ''Fluid-Dynamic Drag''. Eigenverlag, 1965.
* Horst Stöcker (Hrsg.): ''Taschenbuch der Physik''. 4. Auflage. Deutsch, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-8171-1628-4.
* [[Horst Stöcker]] (Hrsg.): ''Taschenbuch der Physik''. 4. Auflage. Deutsch, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-8171-1628-4.
* Hans-Hermann Braess, Ulrich Seiffert: ''Vieweg-Handbuch Kraftfahrzeugtechnik''. 2. Auflage. Vieweg, Braunschweig 2001, ISBN 3-528-13114-4.
* Hans-Hermann Braess, Ulrich Seiffert: ''Vieweg-Handbuch Kraftfahrzeugtechnik''. 2. Auflage. Vieweg, Braunschweig 2001, ISBN 3-528-13114-4.
* Karl-Heinz Dietsche, Thomas Jäger, Robert Bosch GmbH: ''Kraftfahrtechnisches Taschenbuch''. 25. Auflage. Vieweg, Wiesbaden 2003, ISBN 3-528-23876-3.
* Karl-Heinz Dietsche, Thomas Jäger, Robert Bosch GmbH: ''Kraftfahrtechnisches Taschenbuch''. 25. Auflage. Vieweg, Wiesbaden 2003, ISBN 3-528-23876-3.
* Wolfgang Demtröder: ''Mechanik und Wärme''. 4. Auflage. Springer, Berlin 2005, ISBN 3-540-26034-X (''Experimentalphysik'', Band 1).
* [[Wolfgang Demtröder]]: ''Mechanik und Wärme''. 4. Auflage. Springer, Berlin 2005, ISBN 3-540-26034-X (''Experimentalphysik'', Band 1).
* {{Literatur
* {{Literatur
|Autor=Wolf-Heinrich Hucho
|Autor=Wolf-Heinrich Hucho
|Hrsg=Thomas Schütz
|Hrsg=Thomas Schütz
|Titel=Aerodynamik des Automobils
|Titel=Aerodynamik des Automobils
|Auflage=6
|Auflage=6.
|Verlag=Springer Vieweg
|Verlag=Springer Vieweg
|Ort=Wiesbaden
|Ort=Wiesbaden
Zeile 124: Zeile 179:
|ISBN=978-3-8348-2316-8
|ISBN=978-3-8348-2316-8
|Kapitel=Einführung
|Kapitel=Einführung
|Online={{Google Buch |BuchID=EefBAAAAQBAJ |Seite=10}}
|Umfang=über 1000
|Umfang=über 1000}}
|Online=[http://books.google.de/books?id=EefBAAAAQBAJ&pg=PA10#v=onepage&q&f=true books.google.de]}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.auto-motor-und-sport.de/service/prototyp-museum-sonderausstellung-in-hamburg-geschichte-der-aerodynamik-930877.html Sonderausstellung in Hamburg: „100 Jahre gegen den Wind“.] In: ''Auto, Motor und Sport'', 17. Dezember 2008.
* [http://www.auto-motor-und-sport.de/service/prototyp-museum-sonderausstellung-in-hamburg-geschichte-der-aerodynamik-930877.html Sonderausstellung in Hamburg: „100 Jahre gegen den Wind“.] In: ''Auto, Motor und Sport'', 17. Dezember 2008.
* [https://www.auto-motor-und-sport.de/news/aerodynamik-report-spritsparmodelle-aus-dem-windkanal/ ''Spritsparmodelle aus dem Windkanal''.] auto-motor-und-sport.de, 18. Oktober 2011 (Überblick-Artikel mit Entwickler-Interview); abgerufen 30. Mai 2018.
* [https://www.auto-motor-und-sport.de/news/aerodynamik-report-spritsparmodelle-aus-dem-windkanal/ ''Spritsparmodelle aus dem Windkanal''.] auto-motor-und-sport.de, 18. Oktober 2011 (Überblick-Artikel mit Entwickler-Interview); abgerufen 30. Mai 2018.
* [http://www.faz.net/-gy9-7tm7v ''In der Geheimkammer der Luftikusse''.] FAZ/FAS, 8. September 2014; abgerufen 14. August 2017.
* [https://www.faz.net/aktuell/technik-motor/arbeiten-im-windkanal-in-der-geheimkammer-der-luftikusse-13139131.html ''In der Geheimkammer der Luftikusse''.] FAZ/FAS, 8. September 2014; abgerufen 14. August 2017.
* RWTH Aachen, [https://www.aia.rwth-aachen.de/vluebfiles/vlueb/lecture_materials/19/link/Vorlesung.pdf ''Fahrzeug- und Windradaerodynamik''] (Vorlesungsskript; PDF, 29,5 MB)


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references>
<ref name="Hucho2005">
{{Literatur
|Hrsg=Wolf-Heinrich Hucho
|Titel=Aerodynamik des Automobils
|Auflage=5.
|Verlag=Springer Fachmedien
|Ort=Wiesbaden
|Datum=2005
|ISBN=3-663-09218-6
|Seiten=276}}
</ref>
<ref name="Schoblick2013">
{{Literatur
|Autor=Robert Schoblick
|Titel=Antriebe von Elektroautos in der Praxis
|Auflage=1.
|Verlag=Franzis Verlag GmbH
|Datum=2013
|ISBN=978-3-645-65166-0
|Seiten=65}}
</ref>
</references>


{{SORTIERUNG:Stromungswiderstandskoeffizient}}
{{SORTIERUNG:Stromungswiderstandskoeffizient}}

Aktuelle Version vom 21. Mai 2024, 18:26 Uhr

Physikalische Kennzahl
Name Strömungswiderstandskoeffizient,
Widerstandsbeiwert
Formelzeichen
Dimension dimensionslos
Definition
Widerstandskraft
Staudruck der Anströmung
Referenzflächeninhalt
Anwendungsbereich Luftwiderstand von Körpern

Der Strömungswiderstandskoeffizient, Widerstandsbeiwert, Widerstandskoeffizient, Stirnwiderstand oder cw-Wert (nach dem üblichen Formelzeichen ) ist ein dimensionsloses Maß (Koeffizient) für den Strömungswiderstand eines von einem Fluid umströmten Körpers.

Umgangssprachlich ausgedrückt ist der -Wert ein Maß für die „Windschlüpfigkeit“ eines Körpers. Aus dem Strömungswiderstandskoeffizienten lässt sich bei bekannter Geschwindigkeit, Stirn- oder bei Flügeln Flügelfläche und Dichte des Fluids (zum Beispiel der durchquerten Luft) die Kraft des Strömungswiderstands berechnen.

Der Strömungswiderstandskoeffizient ist definiert durch:

Hierbei wird die Widerstandskraft auf den Staudruck der Anströmung und eine Referenzfläche normiert mit

  • der Dichte
  • der Geschwindigkeit der ungestörten Anströmung.

Die Referenzfläche ist definitionsabhängig:

  • bei Fahrzeugen ist die Referenzfläche gleich der Stirnfläche[1][2], der Fläche des größten Querschnitts.[3]
  • in der Flugzeugaerodynamik wird jedoch die Auftriebsfläche, also die Flügelfläche, als Referenz herangezogen.

Das Formelzeichen (mit w für Widerstand) ist nur im deutschen Sprachraum üblich; im Englischen wird der Drag-Coefficient als oder notiert.

Das Produkt aus Strömungswiderstandskoeffizient und Referenzfläche wird als Widerstandsfläche bezeichnet (siehe Abschnitt Luftwiderstandsbeiwerte von Kraftfahrzeugen).[4]

Abhängigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei inkompressibler Strömung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Strömungswiderstandskoeffizient einer Kugel in Abhängigkeit von der Reynolds-Zahl: cw=f(Re). Die charakteristische Länge ist in diesem Fall der Kugeldurchmesser d; die Bezugsfläche A ist eine Kreisfläche mit dem Durchmesser d.

Allgemein gilt, dass bei inkompressibler Strömung[A 1] der Strömungswiderstandskoeffizient von der Reynolds-Zahl abhängt:

mit

    • der charakteristische Länge , deren Quadrat in einem festen Verhältnis zur Bezugsfläche steht
    • der Viskosität (Zähigkeit) des Fluids.

Diese Aussage ergibt sich, wenn man davon ausgeht, dass die Strömungswiderstandskraft eines Körpers in einer bestimmten Lage abhängt von der Anströmgeschwindigkeit, der Dichte, der Viskosität und einer charakteristischen Länge des Körpers:

Mittels einer Dimensionsanalyse nach dem Buckinghamschen Π-Theorem lässt sich ableiten, dass die zwei Ähnlichkeitskennzahlen Strömungswiderstandskoeffizient und Reynoldszahl ausreichen, um den Strömungswiderstand eines bestimmten Körpers zu beschreiben.[5] Dies ermöglicht eine unkompliziertere allgemeingültige Darstellung des Widerstandes einer bestimmten Körperform.

Bei kompressibler Strömung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
cw in Abhängigkeit von der Strömungsgeschwindigkeit

Bei kompressiblen Strömungen, also bei Strömungen mit veränderlicher Dichte (), ist der Strömungswiderstandskoeffizient auch von der Mach-Zahl abhängig (vgl. Abb.):

Oberhalb der kritischen Machzahl überschreiten Teilumströmungen die Schallgeschwindigkeit. Oberhalb der Widerstandsdivergenzmachzahl steigt der Strömungswiderstand stark an. Das Verhalten im Überschallbereich wird bestimmt durch die Geometrie des Körpers; in der Zeichnung steht die grüne Kurve für einen stromlinienförmigen Körper.

Stumpfe, kantige Körper haben über einen großen Bereich der Reynolds-Zahl einen weitgehend konstanten Widerstandsbeiwert. Das ist z. B. beim Luftwiderstand von Kraftfahrzeugen bei den relevanten Geschwindigkeiten der Fall.

Der Widerstandsbeiwert bestimmt für Satelliten ihre Lebensdauer im Orbit. Bei einer Flughöhe oberhalb von ca. 150 km ist die Atmosphäre so dünn, dass die Strömung nicht mehr als laminare Kontinuumsströmung, sondern als freie molekulare Strömung approximiert wird. In diesem Bereich liegt der cw-Wert typischerweise zwischen 2 und 4, oft wird mit einem Wert von 2,2 gerechnet. Mit steigender Höhe verringert sich der Einfluss der Atmosphäre und ist oberhalb von ca. 1000 km vernachlässigbar.

Der Strömungswiderstandskoeffizient wird üblicherweise im Windkanal ermittelt. Der Körper steht dabei auf einer Platte, die mit Kraftsensoren ausgestattet ist. Die Kraft in Richtung der Anströmung wird gemessen. Aus dieser Widerstandskraft und den bekannten Größen wie Luftdichte und Stirnfläche wird der Strömungswiderstandskoeffizient bei gegebener Anströmgeschwindigkeit errechnet.

Daneben kann der Widerstand je nach Komplexität der Modellform und verfügbarer Rechnerkapazität auch numerisch ermittelt werden, indem die Verteilung von Reibungs- und Druckbeiwert über die Modelloberfläche integriert wird.

Bestimmung der Antriebsleistung:

Aus dem Strömungswiderstandskoeffizienten wird die Widerstandskraft wie folgt berechnet:

Der Strömungswiderstand ist somit jeweils proportional

  • zur Dichte des strömenden Fluids (vergleiche Luftdichte)
  • zum Strömungswiderstandskoeffizienten
  • zur Referenzfläche (projizierten Frontfläche)
  • zum Quadrat der Strömungsgeschwindigkeit.

Die erforderliche Antriebsleistung ist sogar proportional zur dritten Potenz der Geschwindigkeit:

Daher hat bei Kraftfahrzeugen neben dem Strömungswiderstandskoeffizient (d. h. der Körperform) und der Stirnfläche die Wahl der Geschwindigkeit besondere Auswirkung auf den Treibstoffverbrauch.

Der Luftwiderstand ist ausschlaggebend für die Abweichung der tatsächlichen ballistischen Kurve von der idealisierten Wurfparabel.

Anwendung des Strömungswiderstandskoeffizienten beim freien Fall eines Objekts:

Der Verlauf von Weg, Geschwindigkeit und Beschleunigung in Abhängigkeit von der Zeit wird folgendermaßen bestimmt:

Formel für den Strömungswiderstand:

Formel für die Gewichtskraft des Objekts:

Formel für die Beschleunigung:

Differentialgleichung:

Lösung der Differentialgleichung:

cw-Werte von typischen Körperformen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Wert Form
2,3 Halbrohr lang, konkave Seite
2,0 lange Rechteckplatte
1,33 Halbkugelschale, konkave Seite, Fallschirm
1,2 Halbrohr lang, konvexe Seite
1,2 langer Zylinder, Draht (Re < 1,9 · 105)
1,11 runde Scheibe, quadratische Platte
0,78 Mensch, stehend[6]
0,6 Gleitschirm (Bezugsfläche Strömungsquerschnittsfläche !)
0,53…0,69 Fahrrad (Mountainbike, gestreckt/aufrecht)[7]
0,45 Kugel (Re < 1,7 · 105)
0,4 Fahrrad (Rennrad)[7]
0,35 langer Zylinder, Draht (Re > 6,7 · 105)
0,34 Halbkugelschale, Konvexe Seite
0,09…0,18 Kugel (Re > 4,1 · 105)
0,08 Flugzeug (Bezugsfläche Tragfläche)
0,04 Stromlinienkörper „Tropfenform“
0,03 Pinguin
0,02 optimierte Spindelform

bezeichnet hierbei die Reynolds-Zahl

Luftwiderstandsbeiwerte von Kraftfahrzeugen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veröffentlichte cw-Werte sind äußerst kritisch zu hinterfragen, da sie oftmals noch heute an kleinen Modellen unter Missachtung der Modellprinzipien ermittelt wurden und werden, früher beispielsweise durch die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt mit cw=0,244 für den Tatra 87, der viel später als Original mit cw=0,36 gemessen wurde.[8]

Der cw-Wert quantifiziert die aerodynamische Güte eines Körpers. Durch Multiplikation mit der Bezugsfläche (bei Fahrzeugen üblicherweise die Stirnfläche, die Fläche des größten Querschnitts[9]) erhält man die Widerstandsfläche eines Fahrzeugs, die maßgebend für den „Luftwiderstand“[10] ist:

.

Der Leistungsbedarf, der den Treibstoffverbrauch eines Kraftfahrzeugs bei hohen Fahrgeschwindigkeiten bestimmt, ist proportional zur Widerstandsfläche. Von Herstellern wird die Stirnfläche selten angegeben. Als Faustformel für die Berechnung der Stirnfläche werden 80 % der Fläche aus Karosseriehöhe und -breite vorgeschlagen.[11]

Eine umfassende Sammlung von Kraftfahrzeug-cw-Werten, für die es Belege gibt, wurde auf die Seite „Wikipedia-Auto und Motorrad-Portal/Luftwiderstandsbeiwert“ ausgelagert.

  1. Auch kompressible Fluide wie Luft können als inkompressibel betrachtet werden, wenn die Dichte im Strömungsfeld weitestgehend konstant ist. Das ist bis zu einer Mach-Zahl von 0,3 im Allgemeinen der Fall.
  • Sighard F. Hoerner: Fluid-Dynamic Drag. Eigenverlag, 1965.
  • Horst Stöcker (Hrsg.): Taschenbuch der Physik. 4. Auflage. Deutsch, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-8171-1628-4.
  • Hans-Hermann Braess, Ulrich Seiffert: Vieweg-Handbuch Kraftfahrzeugtechnik. 2. Auflage. Vieweg, Braunschweig 2001, ISBN 3-528-13114-4.
  • Karl-Heinz Dietsche, Thomas Jäger, Robert Bosch GmbH: Kraftfahrtechnisches Taschenbuch. 25. Auflage. Vieweg, Wiesbaden 2003, ISBN 3-528-23876-3.
  • Wolfgang Demtröder: Mechanik und Wärme. 4. Auflage. Springer, Berlin 2005, ISBN 3-540-26034-X (Experimentalphysik, Band 1).
  • Wolf-Heinrich Hucho: Aerodynamik des Automobils. Hrsg.: Thomas Schütz. 6. Auflage. Springer Vieweg, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-8348-2316-8, Einführung (über 1000, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Ludwig Prandtl: Ergebnisse der Aerodynamischen Versuchsanstalt zu Göttingen, Teil 1. Universitätsverlag Göttingen 2009 (Ersterscheinung 1921) ISBN 978-3-941875-35-7 eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  2. Wolfgang-Heinrich Hucho: Aerodynamik des Automobils. Springer, Berlin 1999, ISBN 3-540-62160-1, S. 111–113.
  3. kfz-tech.de -   Luftwiderstand. Abgerufen am 5. September 2022.
  4. Wolf-Heinrich Hucho (Hrsg.): Aerodynamik des Automobils. 5. Auflage. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2005, ISBN 3-663-09218-6, S. 276.
  5. Jürgen Zierep: Ähnlichkeitsgesetze und Modellregeln der Strömungslehre. Karlsruhe 1991, ISBN 3-7650-2041-9.
  6. Fall mit Luftwiderstand, dieter-heidorn.de, Material zu Kursen am Hansa-Kolleg, abrufbar 30. Mai 2018.
  7. a b ltam.lu (Memento vom 6. Oktober 2014 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  8. Wolf-Heinrich Hucho: Aerodynamik des Automobils. Hrsg.: Thomas Schütz. 6. Auflage. Springer Vieweg, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-8348-1919-2, Einführung, S. 10–12 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. kfz-tech.de -   Luftwiderstand. Abgerufen am 5. September 2022.
  10. autobild.de: Die Tops und Flops im Windkanal
  11. Robert Schoblick: Antriebe von Elektroautos in der Praxis. 1. Auflage. Franzis Verlag GmbH, 2013, ISBN 978-3-645-65166-0, S. 65.