„Tibet“ – Versionsunterschied

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'''Tibet''' ([[Tibetische Sprache|tibetisch]] ''bod yul'' བོད་རང་སྐྱོང་ལྗོངས་) ist ein ausgedehntes [[Hochland]] in [[Zentralasien]]. Die Bezeichnung Tibet wird heute sowohl für das historische und unabhängige Tibet, als auch für das [[Administrative Gliederung der Volksrepublik China|Verwaltungsgebiet]] der [[Volksrepublik China]], offiziell "Autonome Region Tibet (ART)" (tibetisch: bod rang skyong lbyongs, chinesisch: 西藏自治区 Xīzàng zìzhìqū), verwendet. Im offiziellen chinesischen Sprachgebrauch steht der Begriff Tibet immer für die Autonome Region Tibet. Die Zugehörigkeit Tibets zur Volksrepublik China ist jedoch umstritten (''siehe dazu:'' [[Tibet#Politik / Aktuelle Lage|Politik / Aktuelle Lage]]).
'''Tibet''' ([[Tibetische Sprache|tibetisch]] ''bod yul'' བོད་རང་སྐྱོང་ལྗོངས་) ist ein ausgedehntes [[Hochland]] in [[Zentralasien]]. Die Bezeichnung Tibet wird heute sowohl für das historische und unabhängige Tibet, als auch für das [[Administrative Gliederung der Volksrepublik China|Verwaltungsgebiet]] der [[Volksrepublik China]], offiziell "Autonomes Gebiet Tibet (AGT)" (tibetisch: bod rang skyong lbyongs, chinesisch: 西藏自治区 Xīzàng zìzhìqū), verwendet. Im offiziellen chinesischen Sprachgebrauch steht der Begriff Tibet immer für das Autonome Gebiet Tibet. Die Zugehörigkeit Tibets zur Volksrepublik China ist jedoch umstritten (''siehe dazu:'' [[Tibet#Politik / Aktuelle Lage|Politik / Aktuelle Lage]]).
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== Geographie ==
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* U-Tsang (West- und Zentraltibet)
* U-Tsang (West- und Zentraltibet)


Die Autonome Region Tibet bezeichnet ein Gebiet von 1,22 Millionen km². Sie umfasst nur die Provinz U-Tsang und den westlichen Teil der Provinz [[Kham]]. Die z.Zt. unter indischer Verwaltung stehenden Gebiete Tibets sind in die Fläche von 1,22 Millionen km² mit eingerechnet. Diese sind: je zwei Abschnitte im Westen des Kreises Gar 噶爾縣 und im Süden des Kreises Zanda 札達縣, beide im Regierungsbezirk Ngari 阿里地區 (Westtibet), sowie der ganze Süden (Südwesten) der Kreise Cona 錯那縣, Mêdog 墨脫縣 und Zayü 察隅縣 in den Regierungsbezirken Shannan 山南地區 und Nyingchi 林芝地區 (Südosttibet).Der Großteil von [[Kham]] und die Provinz [[Amdo]] wurden den chinesischen Provinzen Sichuan, Yunnan, Qinghai und Gansu zugeteilt und zählen somit nicht zum Begriff der ART.
Das Autonome Gebiet Tibet bezeichnet ein Gebiet von 1,22 Millionen km². Sie umfasst nur die Provinz U-Tsang und den westlichen Teil der Provinz [[Kham]]. Die z.Zt. unter indischer Verwaltung stehenden Gebiete Tibets sind in die Fläche von 1,22 Millionen km² mit eingerechnet. Diese sind: je zwei Abschnitte im Westen des Kreises Gar 噶爾縣 und im Süden des Kreises Zanda 札達縣, beide im Regierungsbezirk Ngari 阿里地區 (Westtibet), sowie der ganze Süden (Südwesten) der Kreise Cona 錯那縣, Mêdog 墨脫縣 und Zayü 察隅縣 in den Regierungsbezirken Shannan 山南地區 und Nyingchi 林芝地區 (Südosttibet).Der Großteil von [[Kham]] und die Provinz [[Amdo]] wurden den chinesischen Provinzen Sichuan, Yunnan, Qinghai und Gansu zugeteilt und zählen somit nicht zum Begriff des AGT.


Der Umgang der einheimischen Bevölkerung mit den Bergwäldern gilt als sehr nachhaltig. Viele Holzbestände liess die chinesische Regierung jedoch roden und verkaufen.
Der Umgang der einheimischen Bevölkerung mit den Bergwäldern gilt als sehr nachhaltig. Viele Holzbestände liess die chinesische Regierung jedoch roden und verkaufen.
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Insgesamt 131.000 Tibeter leben außerhalb von Tibet, davon 100.000 in Indien, 25.000 in Nepal, 2.000 in Bhutan, 2.000 in der Schweiz, 600 in Kanada und 150 in den USA.
Insgesamt 131.000 Tibeter leben außerhalb von Tibet, davon 100.000 in Indien, 25.000 in Nepal, 2.000 in Bhutan, 2.000 in der Schweiz, 600 in Kanada und 150 in den USA.


Laut der 5. chinesischen Volkszählung im Jahr 2000 leben 2,61 Millionen Menschen in der Autonomen Region Tibet. Den größten Teil der Bevölkerung bilden die Tibeter mit 92,2 %, den restlichen Anteil bilden [[Han]]-Chinesen (5,9 %) und Angehörige anderer nationaler Minderheiten (1,9 %). (Diese Zahlen sind allerdings sehr umstritten.)
Laut der 5. chinesischen Volkszählung im Jahr 2000 leben 2,61 Millionen Menschen im Autonomen Gebiet Tibet. Den größten Teil der Bevölkerung bilden die Tibeter mit 92,2 %, den restlichen Anteil bilden [[Han]]-Chinesen (5,9 %) und Angehörige anderer nationaler Minderheiten (1,9 %). (Diese Zahlen sind allerdings sehr umstritten.)
Im Stadtgebiet Lhasa leben ca. 130.000 Menschen, in Xigazê 120.000, Qamdo 25.000 und Nyingchi 16.000.
Im Stadtgebiet Lhasa leben ca. 130.000 Menschen, in Xigazê 120.000, Qamdo 25.000 und Nyingchi 16.000.


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* [[1962]]: Der X. Panchen Lama kritisiert nach einer Inspektionsreise durch Tibet die Misswirtschaft und die destruktive Politik der Volksrepublik China.
* [[1962]]: Der X. Panchen Lama kritisiert nach einer Inspektionsreise durch Tibet die Misswirtschaft und die destruktive Politik der Volksrepublik China.
* [[1963]] (10.3.): Der XIV. Dalai Lama verkündet im indischen Exil eine demokratische Verfassung für Tibet.
* [[1963]] (10.3.): Der XIV. Dalai Lama verkündet im indischen Exil eine demokratische Verfassung für Tibet.
* [[1965]] (9.9.): Gründung der »Autonomen Region Tibet«. Die Hälfte des ursprünglichen Staatsgebietes (Amdo und Kham) wird chinesischen Provinzen angegliedert.
* [[1965]] (9.9.): Gründung des »Autonomen Gebietes Tibet«. Die Hälfte des ursprünglichen Staatsgebietes (Amdo und Kham) wird chinesischen Provinzen angegliedert.
* [[1966]]-[[1976]]: Während der chinesischen »[[Kulturrevolution]]« werden die meisten Kulturdenkmäler und religiösen Zentren (Klöster, Schulen, Bibliotheken usw.) Tibets zerstört, Mönche und Regimegegner verfolgt, gefoltert und hingerichtet. Nach Schätzungen beläuft sich die Zahl der tibetischen Opfer auf über 1 Million Menschen.
* [[1966]]-[[1976]]: Während der chinesischen »[[Kulturrevolution]]« werden die meisten Kulturdenkmäler und religiösen Zentren (Klöster, Schulen, Bibliotheken usw.) Tibets zerstört, Mönche und Regimegegner verfolgt, gefoltert und hingerichtet. Nach Schätzungen beläuft sich die Zahl der tibetischen Opfer auf über 1 Million Menschen.
* ab [[1978]]: Allmähliche Liberalisierung der chinesischen Religionspolitik.
* ab [[1978]]: Allmähliche Liberalisierung der chinesischen Religionspolitik.
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Version vom 4. Juli 2005, 16:40 Uhr

Vorlage:Infobox Chinesische Provinzen

Tibet (tibetisch bod yul བོད་རང་སྐྱོང་ལྗོངས་) ist ein ausgedehntes Hochland in Zentralasien. Die Bezeichnung Tibet wird heute sowohl für das historische und unabhängige Tibet, als auch für das Verwaltungsgebiet der Volksrepublik China, offiziell "Autonomes Gebiet Tibet (AGT)" (tibetisch: bod rang skyong lbyongs, chinesisch: 西藏自治区 Xīzàng zìzhìqū), verwendet. Im offiziellen chinesischen Sprachgebrauch steht der Begriff Tibet immer für das Autonome Gebiet Tibet. Die Zugehörigkeit Tibets zur Volksrepublik China ist jedoch umstritten (siehe dazu: Politik / Aktuelle Lage).

Datei:Tibet.png
Autonome Region Tibet (ART)

Geographie

Das Tibetische Hochland, das in seinem äußersten Süden einen großen Teil des Himalaya-Gebirges umfasst und sich auf einer durchschnittlichen Höhe von 4.500 Metern erstreckt, wird häufig als Dach der Welt bezeichnet und gilt als die höchstgelegenste Region der Welt.

Umschlossen wird Tibet von den Gebirgen des Himalaya im Süden, dem Karakorum im Westen und dem Kunlun Shan im Norden, aber auch im Innern wird es von zahlreichen Gebirgsriegeln durchzogen. Tibet grenzt an die indischen Bundesstaaten Jammu und Kaschmir, Himachal Pradesh, Uttaranchal, Sikkim und Assam (von Westen nach Osten), sowie an die Länder Nepal, Bhutan und Myanmar (Birma), mit einer Gesamtlänge der Grenze zu diesen drei Ländern von knapp 4000 km.

Traditionelles Tibet und Aufteilung in chinesische Provinzen

Das traditionelle Tibet erstreckt sich über eine Fläche von 2,5 Millionen km², und ist unterteilt in die drei Provinzen:

  • Amdo (Nordosten)
  • Kham (Südosten)
  • U-Tsang (West- und Zentraltibet)

Das Autonome Gebiet Tibet bezeichnet ein Gebiet von 1,22 Millionen km². Sie umfasst nur die Provinz U-Tsang und den westlichen Teil der Provinz Kham. Die z.Zt. unter indischer Verwaltung stehenden Gebiete Tibets sind in die Fläche von 1,22 Millionen km² mit eingerechnet. Diese sind: je zwei Abschnitte im Westen des Kreises Gar 噶爾縣 und im Süden des Kreises Zanda 札達縣, beide im Regierungsbezirk Ngari 阿里地區 (Westtibet), sowie der ganze Süden (Südwesten) der Kreise Cona 錯那縣, Mêdog 墨脫縣 und Zayü 察隅縣 in den Regierungsbezirken Shannan 山南地區 und Nyingchi 林芝地區 (Südosttibet).Der Großteil von Kham und die Provinz Amdo wurden den chinesischen Provinzen Sichuan, Yunnan, Qinghai und Gansu zugeteilt und zählen somit nicht zum Begriff des AGT.

Der Umgang der einheimischen Bevölkerung mit den Bergwäldern gilt als sehr nachhaltig. Viele Holzbestände liess die chinesische Regierung jedoch roden und verkaufen.

Datei:Ethnien.JPG
Verbreitung der Völker im tibetischen Hochland (ethnische Karte Tibets)

Bevölkerung

Nach Schätzungen der tibetischen Exilregierung leben im ursprünglichen Tibet heute 6 Millionen Tibeter und ca. 7,5 Millionen Chinesen. Durch die verstärkte Ansiedlungspolitik der Volksrepublik China nimmt die Zahl der nicht-tibetischen Einwanderer besonders in urbanen Gebieten stark zu. Insgesamt 131.000 Tibeter leben außerhalb von Tibet, davon 100.000 in Indien, 25.000 in Nepal, 2.000 in Bhutan, 2.000 in der Schweiz, 600 in Kanada und 150 in den USA.

Laut der 5. chinesischen Volkszählung im Jahr 2000 leben 2,61 Millionen Menschen im Autonomen Gebiet Tibet. Den größten Teil der Bevölkerung bilden die Tibeter mit 92,2 %, den restlichen Anteil bilden Han-Chinesen (5,9 %) und Angehörige anderer nationaler Minderheiten (1,9 %). (Diese Zahlen sind allerdings sehr umstritten.) Im Stadtgebiet Lhasa leben ca. 130.000 Menschen, in Xigazê 120.000, Qamdo 25.000 und Nyingchi 16.000.

Kultur

Datei:Tibet Lhasa Jokhang Wheel of Dharma.jpg
"Rad des Dharma" am Jokhang-Tempel (Lhasa, Tibet)

Tibet ist der Mittelpunkt des Tibetischen Buddhismus, der als Vajrayana oder Lamaismus bekannt ist. In Tibet hatten sich seit dem 8. Jahrhundert vier große buddhistische Schulen (Nyingma, Kagyü, Sakya und Gelug) entwickelt. Das weltliche Oberhaupt Tibets ist der im indischen Exil lebende 14. Dalai Lama, der zugleich bedeutender Repräsentant einer der Vajrayana-Schulen (Gelug) ist. Die vorbuddhistische tibetische Religion ist der Bön, die von buddhistischen Einflüssen stark durchdrungen ist – ebenso wie der tibetische Buddhismus wiederum vom Bön beeinflusst wurde.

Chinesisch verdrängt die Tibetische Sprache als Amtssprache zusehends. Die tibetische Schrift gehört zu den nordindischen Silbenschriften.

Datei:TibetFlaggeGross.png
Flagge der tibetischen Exilregierung und Tibets vor der chinesischen Okkupation (Details). Diese Flagge ist in der Volksrepublik China verboten

Politik / Aktuelle Lage

Aus Sicht der chinesischen Regierung ist Tibet ein untrennbarer Teil Chinas. Der Anspruch auf Tibet beruhe demnach auf historischen Zusammenhängen, nach denen Tibet seit mehr als 700 Jahren fester Bestandteil des chinesischen Territoriums wäre.

Die tibetische Exilregierung vertritt die Auffassung, dass Tibet zum Zeitpunkt der Invasion durch die Volksbefreiungsarmee ein unabhängiger Staat gewesen wäre und die militärische Invasion sowie die andauernde Besetzung ein Verstoß gegen internationales Recht und das Recht auf Selbstbestimmung darstellen würden. Auch sei Tibet nicht, wie die Volksrepublik darstellt, seit 700 Jahren fester Bestandteil Chinas. Tibet stand nur für kurze Zeiten unter dem Einfluss der Mongolen oder der Mandschus, jedoch nie unter dem Einfluss der Han-Chinesen.

Am 21. September 1987 machte der Dalai Lama einen Vorschlag zur Annäherung an China in Form eines Fünf-Punkte-Friedensplans.

  1. Umwandlung von ganz Tibet, einschließlich der östlichen Provinzen Kham und Amdo, in eine Zone der Gewaltlosigkeit
  2. Aufgabe der chinesischen Politik der Bevölkerungsumsiedlungen
  3. Achtung der grundlegenden Menschenrechte und demokratischen Freiheiten des tibetischen Volkes
  4. Wiederherstellung und Schutz der Umwelt Tibets
  5. Aufnahme ernsthafter Verhandlungen über den künftigen Status Tibets sowie Beziehungen zwischen dem tibetischen und dem chinesischen Volk

Die chinesische Regierung wies den Plan am 17. Oktober 1987 zurück und beschuldigte den Dalai Lama die Kluft zwischen ihm und der chinesischen Regierung zu vergrößern. Sie wirft ihm weiterhin vor ein politischer Exilant zu sein, der sich seit langem im Ausland um Chinas Spaltung bemüht. Ein Dialog mit dem Dalai Lama kommt für sie nur in Betracht, sobald dieser auf das Streben nach einer sogenannten Unabhängigkeit Tibets verzichtet. Hierzu müsse er in einer öffentlichen und eindeutigen Erklärung Tibet und Taiwan als untrennbare Teile des chinesischen Territoriums und die Volksrepublik China als die einzige legitime Regierung anerkennen, sowie sich zur Einstellung aller Aktivitäten zur Spaltung des Vaterlandes verpflichten.

Der völkerrechtliche Status Tibets ist ebenfalls umstritten. So betrachtet auf politischer Ebene die deutsche Bundesregierung in Übereinstimmung mit der internationalen Staatengemeinschaft Tibet als Teil des chinesischen Staatsverbandes, selbst wenn Tibet in der wechselvollen Geschichte die Voraussetzung eines unabhängigen Staates erfüllt haben sollte. Sie unterstützt aber den tibetischen Anspruch auf Autonomie, insbesondere im kulturellen und religiösen Bereich, als adäquaten Ausdruck des Selbstbestimmungsrechts des tibetischen Volkes.

Weiterhin wird die Exilregierung Tibets nicht anerkannt, Kontakte zum Dalai Lama bestehen nur in dessen Eigenschaft als religiöser Führer.

Andere Stellen kommen zu anderen Ergebnissen in der völkerrechtlichen Frage. Der wissenschaftliche Dienst des Bundestages stellte 1987 fest: Die Staatengemeinschaft geht zwar davon aus, daß Tibet Teil des chinesischen Staatsverbandes ist, doch wurde der Status Tibets nicht geklärt. Zum Zeitpunkt der gewaltsamen Einverleibung in den chinesischen Staatsverband war es ein eigenständiger Staat. China hat keinen wirksamen Gebietstitel erworben, weil es dem Grundprinzip des aus dem Gewaltverbot hervorgehenden Annexionsverbot entgegensteht. Die Effektivität tatsächlicher Herrschaftsgewalt über ein Gebiet vermag keinen Gebietserwerb zu bewirken. (Wissenschaftlicher Dienst des Deutschen Bundestages, Fachbereich II, Nr. WF II – 163/87 vom 12.08.1987)

In einer Resolution vom 15. Dezember 1992 stellte das Europäische Parlament fest, dass das tibetische Volk ein Volk im Sinne des Völkerrechts ist und ihm das Recht auf Selbstbestimmung zustehe. Weiterhin verurteilte es die militärische Inbesitznahme Tibets durch chinesische Truppen.

Der US-Senat verabschiedete am 23. Mai 1991 eine Resolution, nach der Tibet, einschließlich derjenigen Regionen, die den chinesischen Provinzen einverleibt wurden, nach gängigen Richtlinien internationalen Rechtes ein besetztes Land bildet, dessen wahre Repräsentanten der Dalai Lama und die tibetische Exilregierung bilden.

Stadt Gyantse in Tibet (1994)

Geschichte

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  • 617-649: Kaiser Songtsen Gampo festigt die erste geschichtlich nachweisbare Monarchie in Tibet. Reichserweiterung nach Westen (Guge), Nepal und Nordosten (bis zum Kokonor-See). Zeitweilige Ausdehnung auch bis Chinesisch-Turkestan und auf die heutigen chinesischen Provinzen Gansu und Sichuan.
  • 634-649: Kriegerische Auseinandersetzungen mit China. Durch die Heirat von Kaiser Songtsen Gampo mit der chinesischen Prinzessin Wencheng und eine Tributpflicht Chinas an Tibet werden diese beigelegt.
  • 747: Der legendäre Inder Padmasambhava führt den Buddhismus in seiner tantrischen Form in Tibet ein. Er errichtet in Samye das erste buddhistische Kloster. Rasche Verbreitung der buddhistischen Lehre (Schule der Nyingmapa).
  • 763: Die Tibeter erobern vorübergehend die chinesische Hauptstadt Chang’an (heute: Xi'an). Der chin. Kaiser wollte der Tributpflicht nicht weiter nachkommen.
  • 836-842: Buddhistenverfolgung unter König Langdarma und Wiederaufleben der alten schamanistischen Bön-Religion. Verfall des Königtums.
  • 8./9. Jh.: Wiederbelebung des Buddhismus.
  • um 1050: Dom-Tön (1008-1064) gründet die Schule der Kadampa. Ihr Sitz ist das 1056 nördlich von Lhasa gegründete Kloster Reting.
  • um 1060: Entstehung der Schule der Kagyüpa.
  • 1073: Gründung des Klosters von Sakya in Shigatse. Die Sakyapa wächst zur bedeutendsten buddhistischen Schule ihrer Zeit heran.
  • 1185: Entstehung der Schule der Karma Kagyüpa.
  • 1280-1367: Unter der Herrschaft der mongolischen Yüan-Dynastie werden die zahlreichen Kleinstaaten Tibets reorganisiert. Kublai Khan, mongolischer Großfürst und Kaiser Chinas, verleiht den Äbten der Sakya-Klöster die Lehnsherrschaft über Tibet (Vizekönigtum). Mit dem Zusammenbruch der Yüan endet die Vorherrschaft der Sakya. Tibet wird eigenständige Monarchie.
  • 1400-1600: Hochblüte der tibetischen Klosterkultur.
  • 1409: Tsongkhapa (1357-1419) gründet das Kloster Ganden (östlich von Lhasa) und die Schule der Gelugpa (»Tugendschule«; auch »Gelbmützen« genannt), die sich bald zum wichtigsten religiösen und politischen Faktor entwickelt.
  • 1447: Errichtung des Klosters Tashilhünpo bei Shigatse, späterer Sitz des Panchen Lama.
  • 1578: Sönam Gyatso, der dritte Großabt der Gelugpa, erhält vom mongolischen Herrscher Altan Khan den Titel »Dalai Lama« (»Großer Ozean«) verliehen. Die Mongolen nehmen die buddhistische Lehre an.
  • um 1630: Löbsang Gyatso (1617-1682), der V. Dalai Lama, schafft in Tibet einen hierokratischen »Kirchenstaat«, setzt die Vorherrschaft der Gelugpa durch und errichtet den mächtigen Potala-Palast in Lhasa, der neuen Hauptstadt Tibets.
  • 1642-1959: Tibet unter der Herrschaft der Dalai Lamas (ab 1950/51 unter chinesischer Besatzung).
  • 1650: Errichtung der Institution des Panchen Lama, die nach dem Dalai Lama zweithöchste geistliche Hierarchie der Gelugpa.
  • 1653: Der Dalai Lama besucht als unabhängiger Herrscher den Ch’ing-Hof (Qing) in China.
  • 1720: Nach inneren Unruhen führen die Chinesen den 7. Dalai Lama nach Lhasa und beanspruchen – unter Gewährung der inneren Autonomie – die formale Oberhoheit.
  • 1727: Die Chinesen bedienen sich des Panchen Lama als politisches Gegengewicht zum Dalai Lama.
  • 1774: Die Briten versuchen, von Indien aus die wirtschaftliche Öffnung Tibets.
  • seit 1792: Tibet riegelt sich gegen ausländische Einflüsse ab.
  • 19. Jh.: Reformpolitik des XIII. Dalai Lama.
  • 1894: Der Statthalter des Chinesischen Kaisers in Tibet wird vom Dalai Lama vertrieben. China bezeichnet diese Aktion als 'illegale Abspaltung Tibets von China'. Da der Dalai Lama in dieser Aktion jedoch von England unterstützt wird, kann die chinesische Regierung nichts gegen diese Vertreibung des Statthalters unternehmen.
  • 1903: Im Versuch, Tibet den Interessen Großbritanniens fügsam zu machen, marschiert Oberst Francis Younghusband in Tibet ein.
  • 1904: Im Vertrag von Lhasa, der durch ein Zusatzabkommen von 1907 auch für China verbindlich wird, legt Großbritannien die tibetischen Grenzen fest und beansprucht Handelsprivilegien.
  • 1911: Nach dem Sturz der Qing-Dynastie in China werden die in Tibet stationierten chinesischen Garnisonen geräumt.
  • 1912 (Februar): Ausrufung der Chinesischen Republik. Tibet wird zur Provinz Chinas erklärt, doch bleibt das Land bis 1950 de facto unabhängig.
  • 1914 (3.7.): Britisch-Tibetisch-Chinesisches Abkommen von Simla, dessen Ratifizierung von China verweigert wird. China beansprucht weiterhin seine Oberhoheit über Tibet, während die Briten auf alle Gebietsansprüche verzichten.
  • 1939 (Juli): Tenzin Gyatso (geb. 6.7.1935) wird von der tibetischen Regierung offiziell als der XIV. Dalai Lama bestätigt.
  • 1940 (22.2.): Tenzin Gyatso wird als der XIV. Dalai Lama im Alter von 4½ Jahren inthronisiert. Erziehung und Ausbildung im Potala-Palast in Lhasa.
  • 1949 (1.10.): Proklamation der Volksrepublik China. Die chinesische Volksbefreiungsarmee besetzt große Teile der tibetischen Provinz Amdo.
  • 1950 (17.11.): Angesichts der chinesischen Bedrohung übernimmt der 16-jährige Dalai Lama vorzeitig die Regierungsgeschäfte.
  • 1951 (23.5.): Die Tibeter unterzeichnen unter Zwang ein »17-Punkte-Abkommen« mit der Volksrepublik China, das Tibet Autonomie und freie Religionsausübung zusichert. In Tibet werden zunehmend chinesische Zivil- und Militärbehörden eingesetzt. Das Land wird in drei Regionen eingeteilt.
  • 1954: Der Dalai führt in Peking Gespräche mit Mao Zedong (Mao Tse-tung) über eine friedliche Beilegung des Tibet-Konflikts. Die Mission endet ohne Ergebnisse.
  • 1959 (10.3.): Die chinesische Besetzung Tibets provoziert einen Volksaufstand, der blutig niedergeschlagen wird. Flucht des XIV. Dalai Lama nach Indien, wo er in Dharamsala (Himajal Pradesh) eine Exilregierung bildet. Dem Dalai Lama folgen Zehntausende Tibeter ins Exil.
  • seit 1960: Die sozialistische Gesellschaftsordnung Chinas wird auch in Tibet durchgesetzt.
  • 1962: Der X. Panchen Lama kritisiert nach einer Inspektionsreise durch Tibet die Misswirtschaft und die destruktive Politik der Volksrepublik China.
  • 1963 (10.3.): Der XIV. Dalai Lama verkündet im indischen Exil eine demokratische Verfassung für Tibet.
  • 1965 (9.9.): Gründung des »Autonomen Gebietes Tibet«. Die Hälfte des ursprünglichen Staatsgebietes (Amdo und Kham) wird chinesischen Provinzen angegliedert.
  • 1966-1976: Während der chinesischen »Kulturrevolution« werden die meisten Kulturdenkmäler und religiösen Zentren (Klöster, Schulen, Bibliotheken usw.) Tibets zerstört, Mönche und Regimegegner verfolgt, gefoltert und hingerichtet. Nach Schätzungen beläuft sich die Zahl der tibetischen Opfer auf über 1 Million Menschen.
  • ab 1978: Allmähliche Liberalisierung der chinesischen Religionspolitik.
  • 1989 (5. Oktober): Dem XIV. Dalai Lama wird der Friedensnobelpreis verliehen.
  • 1992 (22. September): Die chinesische Regierung veröffentlicht ein Weißbuch zu Tibet, in dem das Land als untrennbarer Teil Chinas bezeichnet wird.
  • 1995 (15.5.): Der XIV. Dalai Lama erkennt Gedhun Choekyi Nyima als Reinkarnation des X. Panchen Lama (gest. 1989) an. Die Chinesen reagieren darauf mit der Installation Gyaltsen Norbus als XI. Panchen Lama (29.11.) und verschleppen Gedhun Choekyi Nyima und seine Familie an einen unbekannten Ort.

Siehe auch

Literatur

  • Christopher Beckwith: "The Tibetan Empire in Central Asia. A History of the Struggle for Great Power among Tibetans, Turks, Arabs, Chinese during the Early Middle Ages", Princeton University Press, Princeton, New Jersey 1987
  • Michael van Walt van Praag: "The Status of Tibet. History, Rights and Prospects in International Law", Westview Press, 1987
  • Victor Chan: "Tibet Handbook. A Pilgrimage Guide", Chico California 1994
  • Melvyn C. Goldstein: "A History of Modern Tibet, 1913-1951", [University of California Press 1989] New Delhi 1993
  • Melvyn C. Goldstein: "The Snow Lion and the Dragon: China, Tibet, and the Dalai Lama", University of California Press 1997
  • Melvyn C. Goldstein & Cynthia M. Beall: "Die Nomaden Westtibets", Nürnberg 1991
  • A. Tom Grunfeld: "The Making of Modern Tibet", London-Delhi 1987
  • Andreas Gruschke: Tibet, Weites Land auf dem Dach der Welt, Freiburg 1993 ISBN 3891551444
  • Andreas Gruschke: "Demographie und Ethnographie im Hochland von Tibet", in: Geographische Rundschau, 49 (1997), Heft 5, S. 279-286
  • Andreas Gruschke: "Mythen und Legender der Tibeter", München 1996. ISBN 3424013099
  • Andreas Gruschke: "Die heiligen Stätten der Tibeter", München 1997. ISBN 3424013773
  • Michael Henss: "Tibet. Die Kulturdenkmäler", Zürich 1981
  • Wulf Köpke & Bernd Schmelz (Hg.), „Die Welt des Tibetischen Buddhismus“, Mitteilungen aus dem Museum für Völkerkunde Hamburg, Neue Folge, Band 34. Hamburg, 2005
  • Geoffrey Samuel: "Civilized Shamans. Buddhism in Tibetan Societies", Washington, D.C./ London 1993
  • Gerald Schmitz: "Tibet und das Selbstbestimmungsrecht der Völker", Berlin 1998
  • David Snellgrove & Hugh Richardson, "A Cultural History of Tibet", New York 1968. Reprint Boston-London 1986
  • Giuseppe Tucci: "Die Religionen Tibets", in: G. Tucci & W. Heissig, "Die Religionen Tibets und der Mongolei", Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1970, pp. 5-295.

Deutschsprachig

Fremdsprachig

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