„Vetranio“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K →‎Weblinks: argl Captcha
→‎Leben: BKL-Linkfix
 
(36 dazwischenliegende Versionen von 26 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Solidus Vetranio.jpg|mini|350px|[[Solidus]] Vetranios aus der Münzstätte SIS ([[Sisak|Siscia]])]]
'''Vetranio''' († [[356]]) war [[Kaiser|Mitkaiser]] des [[Römisches Reich|römischen Reiches]] vom 1. März bis zum 25. Dezember 350.
'''Vetranio''' († [[356]]) war vom 1. März bis zum 25. Dezember 350 Mitherrscher des [[Römische Kaiserzeit|römischen Kaisers]] [[Constantius II.]] und Gegenkaiser zum Usurpator [[Magnentius]].


== Zeitgeschichtlicher Hintergrund ==
== Zeitgeschichtlicher Hintergrund ==


Das Römische Reich durchlief zu Beginn des 4. Jahrhunderts einen tiefgreifenden Wandel. [[Konstantin der Große]] hatte sich in den [[Auflösung der römischen Tetrarchie|Nachfolgekämpfen]], in denen die von Kaiser [[Diokletian]] begründete [[Römische Tetrarchie|Tetrarchie]] ihr Ende fand, durchgesetzt und begründete so die [[konstantinische Dynastie]]. Konstantin förderte das Christentum und leitete somit die Christianisierung des Reiches ein ([[konstantinische Wende]]). Seine Nachfolger wurden seine Söhne [[Konstantin II. (Rom)|Konstantin II.]], [[Constantius II.]] und [[Constans]]. Konstantin II. starb bereits 340, als er versuchte, seinen jüngeren Bruder Constans anzugreifen. Damit gab es ab 340 nur noch zwei römische Kaiser: Constans als Kaiser des Westens und Constantius II. als Kaiser des Ostens.
[[Bild:136 Constantin I.jpg|thumb|Konstantin der Große, der erste christliche Kaiser, verlegte die Hauptstadt des Reiches nach Osten.]]


Nach einigen Jahren relativer Ruhe sorgte ab 350 die Usurpation des Magnentius erneut für innere Probleme. Constans, dessen schlechtes Verhältnis zum Militär sich nun rächte, wurde auf der Flucht durch einen Trupp leichter Kavallerie im Auftrag Magnentius in der Nähe der Pyrenäen erschlagen. Magnentius erlangte schnell die Unterstützung der Provinzen in [[Britannien]], [[Gallien]] und dem restlichen Westen des Imperiums, zum Teil, weil er eine größere Toleranz gegenüber den Religionen, dem Christentum einerseits und der alten [[Römische Religion|römischen Religion]] andererseits erkennen ließ. Widerstand formierte sich hingegen im [[Illyrien|Illyricum]], wo sich der greise General Vetranio zum ''[[Augustus (Titel)|Augustus]]'' ausrief, sowie in Italien, wo der [[Römischer Senat|Senat]] den Gegenkaiser [[Nepotianus]] unterstützte. Vetranio und Nepotianus waren somit Usurpatoren, deren Erhebung sich gegen einen Usurpator richtete.
Das römische Reich durchlief zu Beginn des [[4. Jahrhundert]]s einen tiefgreifenden Wandel. [[Konstantin der Große]] hatte sich in den Nachfolgekämpfen, die mit dem Ende der von Kaiser [[Diokletian]] begründeten [[Tetrarchie]] ausbrachen, durchgesetzt und begründete so die konstantinische Dynastie. Konstantin förderte das Christentum und leitete somit die Christianisierung des römischen Reiches ein. Seine Nachfolger wurden seine Söhne [[Konstantin II. (Rom)|Konstantin II.]], Constantius II. und Constans. Konstantin II. starb bereits 340, als er versuchte, seinen jüngeren Bruder Constans anzugreifen.

Konstantin hatte nicht zuletzt aus außenpolitischen Erwägungen die Hauptstadt des Reiches nach [[Konstantinopel]] verlegt, das etwa gleich weit entfernt von den bedrohten Grenzen des Reiches an [[Donau]] und [[Euphrat]] lag. Während jedoch an der Donau die Lage am Vorabend von [[Hunnen]]sturm und [[Völkerwanderung]] noch weitgehend gesichert war, blieb die Lage im Osten gefährlich, da die [[Sassaniden|Perser]] nach einem unruhigen Frieden gegen Ende der Regierungszeit Konstantins wieder in die Offensive gingen. Ein weiterer außenpolitischer Brennpunkt war und blieb die Rheingrenze in [[Gallien]].

Die blutigen innerfamiliären Säuberungen der Konstantinssöhne verhinderten zwar zunächst einen Bürgerkrieg, konnten aber nicht über die Differenzen zwischen den drei neuen Kaisern hinwegtäuschen. So spaltete der Streit zwischen [[Arianismus|Arianern]] und [[Orthodoxie|Orthodoxen]] die kaiserliche Familie auch auf religiösem Gebiet. Während Konstantin II. und auch Constantius den Arianern zuneigten, vertrat Constans die Linie der Orthodoxie. Der Streit zwischen Konstantin und Constans eskalierte bereits 340, ein Bruderkrieg wurde nur durch den Tod Konstantins in einem Scharmützel bei [[Aquileia]] verhindert. Nach einigen Jahren relativer Ruhe sorgte ab 350 die Usurpation des [[Magnentius]] erneut für innere Probleme. Constans, dessen schlechtes Verhältnis zum Militär sich nun rächte, wurde auf der Flucht getötet.


== Leben ==
== Leben ==


Vetranios Herkunft ist unklar. Er war Heermeister (''[[magister militum]]'') der [[Illyrien|illyrischen]] und [[Pannonien|pannonischen]] Einheiten und ließ sich nach Machtergreifung des Usurpators Magnentius und der Ermordung des Kaisers [[Constans]] im Jahr 350 in [[Sirmium]] als bereits betagter General zum Kaiser proklamieren. Im Hintergrund arbeitete wohl [[Constantina (Tochter Konstantins des Großen)|Constantina]], die Schwester Constantius II. Da die Zeit drängte, glaubte sie mit diesem Schritt Magnentius den Zugriff auf die kampferprobte Donauarmee zu verwehren. Constantina versicherte ihrem Bruder zudem, Vetranio sei leicht zu manipulieren und es gehe von ihm keine Gefahr aus,<ref>Vgl. [[Joseph Bidez]], ''Kaiser Julian'', Hamburg 1956, S. 45.</ref> womit sie recht behalten sollte. Vetranio erscheint auf in dieser Zeit geprägten Münzen als Kaiser. Dabei stand er logischerweise auf Seiten von Constantius II. im Osten gegen den [[Usurpator]] [[Magnentius]] im Westen.
[[Bild:151_Vetranio.jpg|thumb|Vetranio]]


Der sich zwischenzeitlich ebenfalls zum Kaiser erklärende [[Nepotianus]] wurde durch Magnentius jedoch schnell besiegt. Constantius II. ernannte Vetranio daraufhin ganz offiziell zum Augustus. Vetranio und Constantius trafen sich in [[Naissus]] (Niš). Er begrüßte den Kaiser des Ostens mit allen Ehren und übergab ihm seine Truppen. Im Dezember 350 musste Vetranio den Kaisertitel auf Constantius Anordnung wieder abgeben und konnte so die restlichen sechs Jahre seines Lebens als wohlhabender Mann auf einem Landsitz in [[Bursa|Prusa ad Olympum]] verbringen.
Vetranios Herkunft ist unklar. Er war Kommandeur (''[[magister militum]]'') der [[Illyrien|illyrischen]] und [[Pannonien|pannonischen]] Einheiten und ließ sich nach der Ermordung des Constans im Jahr 350 in [[Sirmium]] zum Kaiser proklamieren. Im Hintergrund arbeitete wohl die Schwester Constantius’ II., [[Constantia (Tochter Konstantins des Großen)|Constantia]], im Auftrag ihres jüngeren Bruders für ihn. Vetranio erscheint auf in dieser Zeit geprägten Münzen als Kaiser. Dabei stand er logischerweise auf Seiten von Constantius II. im Osten gegen den [[Usurpator]] [[Magnentius]] im Westen.


Constantius II. war damit der Weg zur unangefochtenen Alleinherrschaft frei. Er siegte über den Usurpator Magnentius neun Monate später am 28. September 351 in der blutigen [[Schlacht bei Mursa]] (nahe dem heutigen [[Osijek]]). Insgesamt 54.000 Soldaten sollen bei dieser blutigen Bürgerkriegsschlacht ums Leben gekommen sein. Berücksichtigt man, dass das Römische Reich von äußeren Feinden umgeben war, so hat der Verlust so vieler gut ausgebildeter Soldaten in einem Bürgerkrieg zu einer erheblichen Schwächung des Reichs geführt.
Der sich zwischenzeitlich ebenfalls zum Kaiser erklärende [[Nepotianus]] wurde schnell besiegt. Constantius ernannte Vetranio daraufhin ganz offiziell zum Augustus. Vetranio und Constantius trafen sich in [[Naissus]] (Niš). Er begrüßte den Kaiser des Ostens mit allen Ehren und übergab ihm seine Truppen. Im Dezember 350 musste Vetranio den Titel auf Anordnung des Constantius wieder abgeben, was er erstaunlicherweise auch ohne Widerstand tat. So konnte Vetranio die letzten sechs Jahre seines Lebens als reicher Mann in [[Prusa]] verbringen.

''Siehe auch:'' [[Liste der römischen Kaiser#Die konstantinische Dynastie|Liste der römischen Kaiser]]


== Literatur ==
== Literatur ==


* [[Bruno Bleckmann]]: ''Constantina, Vetranio und Gallus Caesar''. In: ''Chiron'' 24 (1994), S. 29–68.
* [[Bruno Bleckmann]]: ''Constantina, Vetranio und Gallus Caesar''. In: ''[[Chiron (Zeitschrift)|Chiron]]'' 24 (1994), S. 29–68.
* [[Alexander Demandt]]: ''Geschichte der Spätantike''. Beck, München 1998, ISBN 3-406-44107-6.
* [[Alexander Demandt]]: ''Geschichte der Spätantike''. Beck, München 1998, ISBN 3-406-44107-6.


Zeile 29: Zeile 24:


{{Commons|Vetranio}}
{{Commons|Vetranio}}
* {{DIR|http://www.roman-emperors.org/vetran.htm|Michael DiMaio, Jr.}}
* {{DIR|vetran|Michael DiMaio, Jr.}}


== Anmerkungen ==
[[Kategorie:Römer]]
<references />

[[Kategorie:Person der Spätantike]]
[[Kategorie:Kaiser (Rom)]]
[[Kategorie:Kaiser (Byzanz)]]
[[Kategorie:Geboren im 3. oder 4. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Gestorben 356]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Personendaten|
{{Personendaten
NAME=Vetranio
|NAME=Vetranio
|ALTERNATIVNAMEN=
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=Mitkaiser des römischen Reiches
|KURZBESCHREIBUNG=Mitkaiser des Römischen Reiches
|GEBURTSDATUM=
|GEBURTSDATUM=3. Jahrhundert oder 4. Jahrhundert
|GEBURTSORT=
|GEBURTSORT=
|STERBEDATUM=[[356]]
|STERBEDATUM=356
|STERBEORT=
|STERBEORT=
}}
}}

[[bg:Ветранион]]
[[en:Vetranio]]
[[fr:Vetranio]]
[[nl:Vetranio]]
[[pl:Vetranio]]
[[sr:Ветранион]]

Aktuelle Version vom 25. Juni 2023, 17:18 Uhr

Solidus Vetranios aus der Münzstätte SIS (Siscia)

Vetranio († 356) war vom 1. März bis zum 25. Dezember 350 Mitherrscher des römischen Kaisers Constantius II. und Gegenkaiser zum Usurpator Magnentius.

Zeitgeschichtlicher Hintergrund

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Römische Reich durchlief zu Beginn des 4. Jahrhunderts einen tiefgreifenden Wandel. Konstantin der Große hatte sich in den Nachfolgekämpfen, in denen die von Kaiser Diokletian begründete Tetrarchie ihr Ende fand, durchgesetzt und begründete so die konstantinische Dynastie. Konstantin förderte das Christentum und leitete somit die Christianisierung des Reiches ein (konstantinische Wende). Seine Nachfolger wurden seine Söhne Konstantin II., Constantius II. und Constans. Konstantin II. starb bereits 340, als er versuchte, seinen jüngeren Bruder Constans anzugreifen. Damit gab es ab 340 nur noch zwei römische Kaiser: Constans als Kaiser des Westens und Constantius II. als Kaiser des Ostens.

Nach einigen Jahren relativer Ruhe sorgte ab 350 die Usurpation des Magnentius erneut für innere Probleme. Constans, dessen schlechtes Verhältnis zum Militär sich nun rächte, wurde auf der Flucht durch einen Trupp leichter Kavallerie im Auftrag Magnentius in der Nähe der Pyrenäen erschlagen. Magnentius erlangte schnell die Unterstützung der Provinzen in Britannien, Gallien und dem restlichen Westen des Imperiums, zum Teil, weil er eine größere Toleranz gegenüber den Religionen, dem Christentum einerseits und der alten römischen Religion andererseits erkennen ließ. Widerstand formierte sich hingegen im Illyricum, wo sich der greise General Vetranio zum Augustus ausrief, sowie in Italien, wo der Senat den Gegenkaiser Nepotianus unterstützte. Vetranio und Nepotianus waren somit Usurpatoren, deren Erhebung sich gegen einen Usurpator richtete.

Vetranios Herkunft ist unklar. Er war Heermeister (magister militum) der illyrischen und pannonischen Einheiten und ließ sich nach Machtergreifung des Usurpators Magnentius und der Ermordung des Kaisers Constans im Jahr 350 in Sirmium als bereits betagter General zum Kaiser proklamieren. Im Hintergrund arbeitete wohl Constantina, die Schwester Constantius II. Da die Zeit drängte, glaubte sie mit diesem Schritt Magnentius den Zugriff auf die kampferprobte Donauarmee zu verwehren. Constantina versicherte ihrem Bruder zudem, Vetranio sei leicht zu manipulieren und es gehe von ihm keine Gefahr aus,[1] womit sie recht behalten sollte. Vetranio erscheint auf in dieser Zeit geprägten Münzen als Kaiser. Dabei stand er logischerweise auf Seiten von Constantius II. im Osten gegen den Usurpator Magnentius im Westen.

Der sich zwischenzeitlich ebenfalls zum Kaiser erklärende Nepotianus wurde durch Magnentius jedoch schnell besiegt. Constantius II. ernannte Vetranio daraufhin ganz offiziell zum Augustus. Vetranio und Constantius trafen sich in Naissus (Niš). Er begrüßte den Kaiser des Ostens mit allen Ehren und übergab ihm seine Truppen. Im Dezember 350 musste Vetranio den Kaisertitel auf Constantius Anordnung wieder abgeben und konnte so die restlichen sechs Jahre seines Lebens als wohlhabender Mann auf einem Landsitz in Prusa ad Olympum verbringen.

Constantius II. war damit der Weg zur unangefochtenen Alleinherrschaft frei. Er siegte über den Usurpator Magnentius neun Monate später am 28. September 351 in der blutigen Schlacht bei Mursa (nahe dem heutigen Osijek). Insgesamt 54.000 Soldaten sollen bei dieser blutigen Bürgerkriegsschlacht ums Leben gekommen sein. Berücksichtigt man, dass das Römische Reich von äußeren Feinden umgeben war, so hat der Verlust so vieler gut ausgebildeter Soldaten in einem Bürgerkrieg zu einer erheblichen Schwächung des Reichs geführt.

Commons: Vetranio – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Vgl. Joseph Bidez, Kaiser Julian, Hamburg 1956, S. 45.