„Pseudogetreide“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Änderungen von 94.114.3.203 (Diskussion) auf die letzte Version von Cold Mountain zurückgesetzt
Markierung: Zurücksetzung
K Änderungen von 91.137.1.42 (Diskussion) auf die letzte Version von Aka zurückgesetzt
Markierung: Zurücksetzung
 
(20 dazwischenliegende Versionen von 11 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Amaranthkorn.jpg|mini|[[Amarant (Pflanzengattung)|Amarant ]]]]
[[Datei:Amaranthkorn.jpg|mini|[[Amarant (Pflanzengattung)|Amarant]] ]]
[[Datei:Fagopyrum гречка.jpg|mini|[[Buchweizen]]]]
[[Datei:Fagopyrum гречка.jpg|mini|[[Buchweizen]]]]
[[Datei:Quinoa.jpg|mini|[[Quinoa]]]]
[[Datei:Quinoa.jpg|mini|[[Quinoa]]]]
'''Pseudogetreide''' (auch: ''Pseudocerealien'') sind Körnerfrüchte von [[Art (Biologie)|Pflanzenarten]], die nicht zur Familie der [[Süßgräser]] (''Poaceae'' = alle echten [[Getreide]]arten) gehören, aber ähnlich wie Getreide verwendet werden. Die Samen sind meist sehr reich an [[Stärke]], [[Protein|Eiweiß]], [[Mineralstoff]]en und [[Fette|Fett]]. Sie besitzen zwar keine [[Backfähigkeit|Eigenbackfähigkeit]], wie beispielsweise [[Weizen]] oder [[Roggen]], werden aber ansonsten ähnlich wie Getreide verwendet. Pseudogetreide sind in Mitteleuropa auf ertragsstarken Standorten gegenüber den hier üblicherweise angebauten Kulturpflanzen nicht konkurrenzfähig. Sie verfügen über ein niedriges Ertragsniveau und verfügen aufgrund großer Ertragsschwankungen über eine geringe Ertragssicherheit. Darüber hinaus sind einige wärmeliebend (Quinoa, Amarant) und für den Anbau in Deutschland bisher keine angepassten Sorten vorhanden (Stand 2012).<ref name="Unterschätzt">{{Literatur | Autor= Thomas Miedaner, Friedrich Longin | Titel= Unterschätzte Gestreidearten – Einkorn, Emmer, Dinkel & Co. | Verlag= Agrimedia | Ort= | Jahr= 2012 | ISBN= 978-3-86263-079-0 }}</ref>
'''Pseudogetreide''' (auch: ''Pseudocerealien'') sind Körnerfrüchte von [[Art (Biologie)|Pflanzenarten]], die nicht zur Familie der [[Süßgräser]] (''Poaceae'' = alle echten [[Getreide]]arten) gehören, aber ähnlich wie Getreide verwendet werden. Die Samen sind meist reich an [[Stärke]], [[Protein|Eiweiß]], [[Mineralstoff]]en und [[Fette|Fett]]. Sie besitzen zwar keine [[Backfähigkeit|Eigenbackfähigkeit]], wie beispielsweise [[Weizen]] oder [[Roggen]], werden aber ansonsten ähnlich wie Getreide verwendet. Pseudogetreide sind in Mitteleuropa auf ertragsstarken Standorten gegenüber den hier üblicherweise angebauten Kulturpflanzen nicht konkurrenzfähig. Sie verfügen über ein niedriges Ertragsniveau und aufgrund großer Ertragsschwankungen über geringe Ertragssicherheit. Darüber hinaus sind einige wärmeliebend ([[Quinoa]], [[Amarant (Pflanzengattung)|Amarant]]); für den Anbau in Deutschland sind bisher keine angepassten Sorten vorhanden (Stand 2012).<ref name="Unterschätzt">{{Literatur |Autor=Thomas Miedaner, Friedrich Longin |Titel=Unterschätzte Getreidearten – Einkorn, Emmer, Dinkel & Co. |Verlag=Agrimedia |Ort= |Datum=2012 |ISBN=978-3-86263-079-0}}</ref>


Alle Pseudocerealien sind [[Gluten|glutenfrei]] und daher als Diätspeisen bei [[Zöliakie]] geeignet. Buchweizen, Amarant und Quinoa lassen sich ebenso zu Malz verarbeiten.
Alle Pseudocerealien sind [[Gluten|glutenfrei]] und daher als Diätspeisen bei [[Zöliakie]] geeignet. [[Buchweizen]], Amarant und Quinoa lassen sich ebenso zu [[Malz]] verarbeiten.


== Arten ==
== Arten ==
Die wichtigsten Pseudogetreidearten sind (nach der weltweiten Erntemenge):<ref>[http://www.fao.org/faostat/en/#data ''Welternten 2014, Statistik der FAO''] abgerufen am 26. Mai 2017.</ref>
Die wichtigsten Pseudogetreidearten sind (nach der weltweiten Erntemenge):<ref>[https://www.fao.org/faostat/en/#data/QC ''Welternten 2017, Statistik der FAO''] abgerufen am 8. Februar 2019.</ref>
* [[Echter Buchweizen|Buchweizen]] (''Fagopyrum esculentum'') – [[Knöterichgewächse]]. Welternte 2014: 1,92 Mio. Tonnen.
* [[Echter Buchweizen|Buchweizen]] (''Fagopyrum esculentum'') – [[Knöterichgewächse]]. Welternte 2017: 3,83 Mio. Tonnen.
* [[Quinoa]], auch ''Reismelde'' genannt, (''Chenopodium quinoa'') – aus der Gattung der [[Gänsefüße]] in der Familie der [[Fuchsschwanzgewächse]]. Welternte 2014: 192.818 Tonnen.
* [[Quinoa]], auch ''Reismelde'' genannt, (''Chenopodium quinoa'') – aus der Gattung der [[Gänsefüße]] in der Familie der [[Fuchsschwanzgewächse]]. Welternte 2017: 146.735 Tonnen.
* [[Amarant (Pflanzengattung)|Amarant]] (''Amaranthus'') – Fuchsschwanzgewächse
* [[Amarant (Pflanzengattung)|Amarant]] (''Amaranthus'') – Fuchsschwanzgewächse


Zeile 18: Zeile 18:
:* [[Rispen-Fuchsschwanz]] (''Amaranthus cruentus'')
:* [[Rispen-Fuchsschwanz]] (''Amaranthus cruentus'')
:* [[Trauer-Fuchsschwanz]] (''[[Amaranthus hypochondriacus]]'')
:* [[Trauer-Fuchsschwanz]] (''[[Amaranthus hypochondriacus]]'')
:* [[Brandschopf]] (''Celosia''); [[Silber-Brandschopf]] (''Celosia argentea'')
:* [[Brandschopf]] (''Celosia''); [[Silber-Brandschopf]] (''Celosia argentea'')
:* [[Weißer Gänsefuß]] (''Chenopodium album'') - (Fuchsschwanzgewächse s.&nbsp;l. – im weiteren Sinne)
:* [[Weißer Gänsefuß]] (''Chenopodium album'') - (Fuchsschwanzgewächse s.&nbsp;l. – im weiteren Sinne)
:* [[Berlandiers Gänsefuß]] (''Chenopodium berlandieri'')
:* [[Berlandiers Gänsefuß]] (''Chenopodium berlandieri'')
:* [[Kañiwa]] oder Cañihua (''[[Chenopodium pallidicaule]]'')<ref name="Franke" />
:* [[Kañiwa]] oder Cañihua (''[[Chenopodium pallidicaule]]'')<ref name="Franke" />
:* Apamarga (''[[Achyranthes aspera]]'')<ref>Colin W. Wrigley, Harold Corke, Koushik Seetharaman, Jon Faubion: ''Encyclopedia of Food Grains.'' Vol. 1, Second Edition, Academic Press, 2016, ISBN 978-0-12-803537-5, S.&nbsp;275.</ref>
:* Apamarga (''[[Achyranthes aspera]]'')<ref>Colin W. Wrigley, Harold Corke, Koushik Seetharaman, Jon Faubion: ''Encyclopedia of Food Grains.'' Vol. 1, Second Edition, Academic Press, 2016, ISBN 978-0-12-803537-5, S.&nbsp;275–278.</ref>
:* [[Besen-Radmelde]]


* aus anderen Pflanzenfamilien:
* aus anderen Pflanzenfamilien:


:*[[Mexikanische Chia]] (''Salvia hispanica'') – ist eine Pflanzenart aus der Gattung der [[Salbei]] (Salvia) innerhalb der Familie der [[Lippenblütler]]
:*[[Mexikanische Chia]] (''Salvia hispanica'') – ist eine Pflanzenart aus der Gattung der [[Salbei]] (Salvia) innerhalb der Familie der [[Lippenblütler]]
:* [[Kalifornische Chia]] (''Salvia columbariae'')
:* [[Kalifornische Chia]] (''Salvia columbariae'')
:* [[Brotnussbaum]] (''Brosimum alicastrum'')
:* [[Okwabaum|Afrikanischer Brotnussbaum]] (''Treculia africana'')
:* [[Akaziensamen]] (Wattleseeds ''Acacia spp.'') ''[[Mulga|Acacia aneura]]'', ''Acacia kempeana'', ''Acicia coriacea'', ''Acacia cowleana'', ''Acacia dictyophleba'', ''Acacia vitoriae'', ''Acacia holosericea''<ref>[https://www.lebensmittellexikon.de/w0001680.php ''Wattlesseds, Akaziensamen''] auf lebensmittellexikon.de, abgerufen am 26. April 2017.</ref>
:* [[Indianisches Reisgras]] (''Oryzopsis hymenoides'')


== Merkmale der wichtigsten Pseudogetreidearten ==
== Merkmale der wichtigsten Pseudogetreidearten ==
{| class="wikitable" style="text-align:center"
{| class="wikitable" style="text-align:center"
|-
|-
! Merkmal !! Buchweizen<ref name="Unterschätzt" /> !! Quinoa<ref name="Unterschätzt" /> ||Amarant<ref name="Unterschätzt" />
! Merkmal !! Buchweizen<ref name="Unterschätzt" /> !! Quinoa<ref name="Unterschätzt" /> ||Amarant<ref name="Unterschätzt" />
|-
|-
| style="text-align:left" |Pflanzentyp || [[C3-Pflanze|C3]] || C3 ||[[C4-Pflanze|C4]]
| style="text-align:left" | Pflanzentyp || [[C3-Pflanze|C3]] || C3 || [[C4-Pflanze|C4]]
|-
|-
| style="text-align:left" |Mindestkeimtemperatur (°C) || 5–8 || 5–7 ||10–12
| style="text-align:left" | Mindestkeimtemperatur (°C) || 5–8 || 5–7 || 10–12
|-
|-
| style="text-align:left" | [[Tausendkornmasse]] (g)|| 15–30 || 1–3 ||0,5–2
| style="text-align:left" | [[Tausendkornmasse]] (g) || 15–30 || 1–3 || 0,5–2
|-
|-
| style="text-align:left" |Pflanzenhöhe (cm) || 50–60 || 100–150 || 100–200
| style="text-align:left" | Pflanzenhöhe (cm) || 50–60 || 100–150 || 100–200
|-
|-
| style="text-align:left" |Kornertrag (dt/ha) || 15–20 || 10–45 ||2–60
| style="text-align:left" | Kornertrag (dt/ha) || 15–20 || 10–45 || 2–60
|-
|-
| style="text-align:left" |Vegetationsdauer (Tage) || 100–120 || 100–140 ||120–150
| style="text-align:left" | Vegetationsdauer (Tage) || 100–120 || 100–140 || 120–150
|}
|}


Zeile 62: Zeile 59:
{{Commonscat|Pseudocereals|Pseudogetreide}}
{{Commonscat|Pseudocereals|Pseudogetreide}}


[[Kategorie:Getreide]]
[[Kategorie:Pseudogetreide| ]]

Aktuelle Version vom 30. August 2023, 13:46 Uhr

Amarant
Buchweizen
Quinoa

Pseudogetreide (auch: Pseudocerealien) sind Körnerfrüchte von Pflanzenarten, die nicht zur Familie der Süßgräser (Poaceae = alle echten Getreidearten) gehören, aber ähnlich wie Getreide verwendet werden. Die Samen sind meist reich an Stärke, Eiweiß, Mineralstoffen und Fett. Sie besitzen zwar keine Eigenbackfähigkeit, wie beispielsweise Weizen oder Roggen, werden aber ansonsten ähnlich wie Getreide verwendet. Pseudogetreide sind in Mitteleuropa auf ertragsstarken Standorten gegenüber den hier üblicherweise angebauten Kulturpflanzen nicht konkurrenzfähig. Sie verfügen über ein niedriges Ertragsniveau und aufgrund großer Ertragsschwankungen über geringe Ertragssicherheit. Darüber hinaus sind einige wärmeliebend (Quinoa, Amarant); für den Anbau in Deutschland sind bisher keine angepassten Sorten vorhanden (Stand 2012).[1]

Alle Pseudocerealien sind glutenfrei und daher als Diätspeisen bei Zöliakie geeignet. Buchweizen, Amarant und Quinoa lassen sich ebenso zu Malz verarbeiten.

Die wichtigsten Pseudogetreidearten sind (nach der weltweiten Erntemenge):[2]

weitere Arten:

  • aus anderen Pflanzenfamilien:

Merkmale der wichtigsten Pseudogetreidearten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Merkmal Buchweizen[1] Quinoa[1] Amarant[1]
Pflanzentyp C3 C3 C4
Mindestkeimtemperatur (°C) 5–8 5–7 10–12
Tausendkornmasse (g) 15–30 1–3 0,5–2
Pflanzenhöhe (cm) 50–60 100–150 100–200
Kornertrag (dt/ha) 15–20 10–45 2–60
Vegetationsdauer (Tage) 100–120 100–140 120–150

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d Thomas Miedaner, Friedrich Longin: Unterschätzte Getreidearten – Einkorn, Emmer, Dinkel & Co. Agrimedia, 2012, ISBN 978-3-86263-079-0.
  2. Welternten 2017, Statistik der FAO abgerufen am 8. Februar 2019.
  3. Wolfgang Franke: Nutzpflanzenkunde. 3. Auflage. Georg Thieme, Stuttgart/New York 1985, ISBN 978-3-13-530403-8, S. 105–106.
  4. Colin W. Wrigley, Harold Corke, Koushik Seetharaman, Jon Faubion: Encyclopedia of Food Grains. Vol. 1, Second Edition, Academic Press, 2016, ISBN 978-0-12-803537-5, S. 275–278.
Commons: Pseudogetreide – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien