„Ryszard Czarnecki“ – Versionsunterschied

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'''Ryszard Czarnecki''', eigentlich '''Richard Henry Czarnecki''' (* [[25. Januar]] [[1963]] in [[London]]) ist ein [[Polen|polnischer]] Politiker und [[Mitglied des Europäischen Parlaments]]. Von 2014 bis Februar 2018 war er dessen Vizepräsident.
'''Ryszard Henryk Czarnecki''' (* [[25. Januar]] [[1963]] in [[London]] als '''Richard Henry Czarnecki''') ist ein [[Polen|polnischer]] [[Politiker]] ([[Prawo i Sprawiedliwość|PiS]]). Von 2004 bis 2024 war er [[Mitglied des Europäischen Parlaments]], von 2014 bis 2018 einer seiner Vizepräsidenten.


== Ausbildung, Beruf und Privates ==
== Ausbildung, Beruf und Privates ==
Nach dem Abitur 1981 in Warschau studierte er an der Philosophisch-Historischen Fakultät der [[Universität Breslau|Breslauer Universität]]. Seit 2009 ist er mit Emilia Hermaszewska, der Tochter des Raumfahrers [[Mirosław Hermaszewski]] verheiratet.<ref name="Fakt-2010-08-29"/>
Nach dem Abitur 1981 in [[Warschau]] studierte Czarnecki [[Geschichtswissenschaft]] an der Philosophisch-Historischen Fakultät der [[Universität Breslau]]. Seit 2009 ist er mit Emilia Hermaszewska, der Tochter des [[Kosmonaut]]en [[Mirosław Hermaszewski]], verheiratet.<ref name="Fakt-2010-08-29" />


Er war Archivar des Archivs Neuer Akten (''Archiwum Akt Nowych'') in Warschau (1986) und des Archivs der Solidarność (1987); Journalist bei ''The Polish Daily'', London (1988–1990); Redaktionssekretär von ''Głos'' (1990–1991); stellvertretender Chefredakteur von ''Wiadomości Dnia'' (1991); Chefredakteur des ''Dziennik Dolnośląski'' (1991), kommissarischer Direktor von ''NORDPOL-PRESS'' (1991). Darüber hinaus war er Chef der Redaktion Religiöse Programme des polnischen Fernsehsenders [[Polsat]] (1993–1997) und Hochschuldozent (2001–2004).
Er war Archivar des Archivs Neuer Akten (''Archiwum Akt Nowych'') in Warschau (1986) und des Archivs der [[Solidarność]] (1987), Journalist bei ''The Polish Daily'' in London (1988–1990), Redaktionssekretär von ''Głos'' (1990–1991), stellvertretender Chefredakteur von ''Wiadomości Dnia'' (1991), Chefredakteur des ''Dziennik Dolnośląski'' (1991) und kommissarischer Direktor von ''Nordpol-Press'' (1991). Darüber hinaus war er Chef der Redaktion für religiöse Programme des polnischen Fernsehsenders [[Polsat]] (1993–1997) und Hochschuldozent (2001–2004).


== Politik ==
== Politik ==
=== Sejm ===
Czarnecki war Mitglied mehrerer politischer Gruppierungen.
* 1987 war er Mitbegründer der Union für Realpolitik ([[Unia Polityki Realnej]]), die bis 1990 illegal war.
Czarnecki war Mitglied mehrerer politischer Gruppierungen. 1987 war er Mitbegründer der bis 1990 illegalen ''Union für Realpolitik'' ([[Unia Polityki Realnej]]). Mit einem Listenplatz der Katholischen Wähleraktion ''(Wyborcza Akcja Katolicka)'' wurde er 1991 in den [[Sejm]] gewählt.
* 1991 wurde er in den [[Sejm]] aus der Liste der Katholischen Wähleraktion (''Wyborcza Akcja Katolicka'') gewählt.
* 1994 wurde er zum Vorsitzenden der [[Christlich-Nationale Vereinigung|Christlich-Nationalen Vereinigung]] (''Zjednoczenie Chrześcijańsko-Narodowe'') gewählt.
* 1997 wurde er in den [[Sejm]] aus der Liste der Wähleraktion „Solidarność“ ([[Akcja Wyborcza Solidarność]]) gewählt.
* 2004 wurde er ins [[Europäisches Parlament|Europäische Parlament]] von der Liste der Partei „[[Samoobrona]]“ gewählt.
* 2008 trat er der Partei „[[Recht und Gerechtigkeit]]“ bei und wurde 2009 über die Liste dieser Partei erneut mit 27.106 Stimmen ins Europäische Parlament gewählt.


Von 1994 an war er Vorsitzender der [[Christlich-Nationale Vereinigung|Christlich-Nationalen Vereinigung]] ''(Zjednoczenie Chrześcijańsko-Narodowe)'', und 1997 wurde er aus der Liste der Wähleraktion „Solidarność“ ([[Akcja Wyborcza Solidarność]]) in den Sejm gewählt.
Am 2. Juli 2014 wurde Czarnecki mit relativer Stimmenmehrheit im dritten Wahlgang zu einem von 14 Vizepräsidenten des Euopäischen Parlamentes gewählt.<ref>[http://www.europarl.europa.eu/news/de/press-room/20140630IPR51011/vierzehn-vizeprasidenten-des-europaischen-parlaments-gewahlt 14 Vizepräsidenten des europäischen Parlaments gewählt] Europäisches Parlament, 2. Juli 2014</ref> Er gehört zu den 89 Personen aus der [[Europäische Union|Europäischen Union]], gegen die [[Russland]] im Mai 2015 ein [[Liste der Personen der russischen Visasperrliste|Einreiseverbot]] verhängt hat.<ref name="spiegel-einreiseverbote">{{Internetquelle | url=http://www.spiegel.de/politik/ausland/einreise-verbote-russland-wirft-eu-politikern-bshow-gehabe-vor-a-1036419.html | titel=Einreise-Verbote: Russland wirft EU-Politikern Show-Gehabe vor | autor=Andreas Borcholte | werk=Spiegel Online | datum=2015-05-31 | zugriff=2015-06-01 | archiv-url= | archiv-datum= | offline=}}</ref><ref name="yle-liste">{{Internetquelle | url=http://www.yle.fi/tvuutiset/uutiset/upics/liitetiedostot/RUS_Einreiseverbotsliste.pdf | titel=Russische Visasperrliste | autor=RUS | werk=yle.fi | format=PDF 23&nbsp;KB | datum=2015-05-26 | zugriff=2015-06-01 | archiv-url= | archiv-datum= | offline=}}</ref>


Vertreter des Sejm bei der NATO war er von 1991 bis 1993, Mitglied des Ausschusses für europäische Integration im Sejm, Vorsitzender des Ausschusses für Kontakte zu Polen im Ausland 1999–2001, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für europäisches Recht 2000–2001, Vertreter des Sejm in der Parlamentarischen Versammlung der WEU 1991–2001.
Vertreter des Sejms bei der [[NATO]] war er von 1991 bis 1993, Mitglied des Ausschusses für europäische Integration im Sejm, Vorsitzender des Ausschusses für Kontakte zu Polen im Ausland 1999–2001, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für europäisches Recht 2000–2001, Vertreter des Sejms in der Parlamentarischen Versammlung der [[Westeuropäische Union|Westeuropäischen Union]] 1991–2001.


Er bekleidete folgende Regierungsämter: Stellvertretender Minister für Kultur (1993); Minister für europäische Integration (1997–1999); Leiter des Komitees für europäische Integration (1997–1998); Minister und Mitglied des Ministerrates (1998–1999).
Er bekleidete folgende Regierungsämter: Stellvertretender Minister für Kultur (1993), Minister für europäische Integration (1997–1999), Leiter des Komitees für europäische Integration (1997–1998), Minister und Mitglied des Ministerrates (1998–1999).


=== Europäisches Parlament ===
=== Absetzung als Vizepräsident des Europäischen Parlaments ===
2004 kam er über die Liste der Partei [[Samoobrona]] ins [[Europäisches Parlament|Europäische Parlament]]. 2008 trat er der Partei [[Prawo i Sprawiedliwość|PiS]] („Recht und Gerechtigkeit“) bei und wurde 2009 über die Liste dieser Partei erneut mit 27.106 Stimmen ins Europäische Parlament gewählt. Am 2.&nbsp;Juli 2014 wurde Czarnecki mit relativer Stimmenmehrheit im dritten Wahlgang zu einem von 14 Vizepräsidenten des Europäischen Parlamentes gewählt.<ref>[http://www.europarl.europa.eu/news/de/press-room/20140630IPR51011/vierzehn-vizeprasidenten-des-europaischen-parlaments-gewahlt ''14 Vizepräsidenten des europäischen Parlaments gewählt.''] In: Europäisches Parlament, 2. Juli 2014</ref> Er gehört zu den 89 Personen aus der [[Europäische Union|Europäischen Union]], gegen die [[Russland]] im Mai 2015 ein [[Liste der Personen der russischen Visasperrliste|Einreiseverbot]] verhängt hat.<ref name="spiegel-einreiseverbote">{{Internetquelle | url=http://www.spiegel.de/politik/ausland/einreise-verbote-russland-wirft-eu-politikern-bshow-gehabe-vor-a-1036419.html | titel=Einreise-Verbote: Russland wirft EU-Politikern Show-Gehabe vor | autor=[[Andreas Borcholte]] | werk=Spiegel Online | datum=2015-05-31 | zugriff=2015-06-01 | archiv-url= | archiv-datum= | offline=}}</ref><ref name="yle-liste">{{Internetquelle | url=http://www.yle.fi/tvuutiset/uutiset/upics/liitetiedostot/RUS_Einreiseverbotsliste.pdf | titel=Russische Visasperrliste | autor=RUS | werk=yle.fi | format=PDF 23&nbsp;KB | datum=2015-05-26 | zugriff=2015-06-01 | archiv-url= | archiv-datum= | offline=}}</ref>
Nachdem die polnische Abgeordnete [[Róża Thun]] in einer [[Arte]]-Dokumentation vor umstrittenen Reformen der polnischen Regierung warnte, wurde sie durch Czarnecki auf seinem Blog mit einem Nazi-Vergleich als [[Szmalcownik]] beleidigt. In Folge dessen wurde Czarnecki am 7. Februar 2018 mit 447 zu 196 Stimmen vom Europaparlament als Vizepräsident des Parlaments seines Amtes enthoben. Das Europäische Parlament machte von dieser Möglichkeit der Amtsenthebung erstmals in seiner Geschichte Gebrauch.<ref>[https://www.mdr.de/heute-im-osten/abwahl-eu-vizepraesident-ryszard-czarnecki-100.html Aus nach Nazi-Vergleich:] EU-Parlament feuert polnischen Vizepräsidenten; abgerufen am 8. Februar 2018</ref>

Nachdem die polnische Abgeordnete des Europäischen Parlamentes [[Róża Thun]] in einer [[Arte]]-Dokumentation vor umstrittenen Reformen der polnischen Regierung gewarnt hatte, wurde sie durch Czarnecki auf seinem Blog als ''[[Szmalcownik]]'', ein Begriff für [[Kollaboration|Kollaborateure]] der [[Nationalsozialismus|Nazis]] während des [[Holocaust]], beleidigt. Das Europaparlament reagierte auf diese Äußerungen erstmals in seiner Geschichte mit einem Abwahlverfahren gegen einen seiner Vizepräsidenten. Bei der Abstimmung am 7.&nbsp;Februar 2018 wurde Czarnecki mit der dafür nötigen Zweidrittelmehrheit mit 447 zu 196 Stimmen seines Amtes enthoben.<ref>[https://www.mdr.de/heute-im-osten/abwahl-eu-vizepraesident-ryszard-czarnecki-100.html ''Aus nach Nazi-Vergleich. EU-Parlament feuert polnischen Vizepräsidenten.''] In: [[Mitteldeutscher Rundfunk|MDR]], 7. Februar 2018.</ref>

Das [[Europäisches Amt für Betrugsbekämpfung|Europäische Amt für Betrugsbekämpfung]] (OLAF) stellte 2020 fest, dass Czarnecki seine Fahrtkosten zu den Sitzungen nach Brüssel über Jahre zu seinen Gunsten und offenkundig vorsätzlich falsch abgerechnet hatte. 2021 verlangte das Präsidium des Europaparlaments von Czarnecki die Rückzahlung der unrechtmäßig von ihm beantragten und an ihn überwiesenen Gelder, Presseberichten zufolge handelte es sich um rund 100.000 Euro. Dieser akzeptierte die Entscheidung und zahlte.<ref>[https://wiadomosci.wp.pl/ryszard-czarnecki-oddal-pieniadze-kwota-robi-wrazenie-6628867364420512a ''Ryszard Czarnecki oddał pieniądze. Kwota robi wrażenie''] ''wp.pl'', 14. April 2021.</ref>

Bei den [[Wahlen zum Europäischen Parlament 2024|Europawahlen 2024 ]] kandidierte er ein weiteres Mal auf der Liste der PiS, konnte aber sein Brüsseler Mandat nicht verteidigen.<ref>[https://wiadomosci.onet.pl/kraj/najwieksi-przegrani-wyborow-do-pe-oni-nie-pojada-do-brukseli/e5kfymq ''Najwięksi przegrani wyborów. Oni nie pojadą do Brukseli ''] ''onet.pl'', 9. Juni 2024.</ref> Die polnische Staatsanwaltschaft teilte zwei Tage nach der Europawahl mit, dass sie gegen Czarnecki ein wegen seiner Abgeordnetenimmunität ruhendes Strafverfahren wegen der Falschangaben bei seinen Spesenabrechnungen für das Europa-Parlament weiterführen werde.<ref>[https://www.fakt.pl/polityka/prokuratura-ostrzy-sobie-zeby-na-ryszarda-czarneckiego-polityk-pis-reaguje/g6kf644 ''Ryszard Czarnecki w opałach. Prokuratura tylko czeka na 16 lipca. Polityk PiS reaguje''] ''fakt.pl'', 11. Juni 2024.</ref>


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== Einzelnachweise ==
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Aktuelle Version vom 11. Juni 2024, 19:29 Uhr

Ryszard Czarnecki (2015)

Ryszard Henryk Czarnecki (* 25. Januar 1963 in London als Richard Henry Czarnecki) ist ein polnischer Politiker (PiS). Von 2004 bis 2024 war er Mitglied des Europäischen Parlaments, von 2014 bis 2018 einer seiner Vizepräsidenten.

Ausbildung, Beruf und Privates

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Nach dem Abitur 1981 in Warschau studierte Czarnecki Geschichtswissenschaft an der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Breslau. Seit 2009 ist er mit Emilia Hermaszewska, der Tochter des Kosmonauten Mirosław Hermaszewski, verheiratet.[1]

Er war Archivar des Archivs Neuer Akten (Archiwum Akt Nowych) in Warschau (1986) und des Archivs der Solidarność (1987), Journalist bei The Polish Daily in London (1988–1990), Redaktionssekretär von Głos (1990–1991), stellvertretender Chefredakteur von Wiadomości Dnia (1991), Chefredakteur des Dziennik Dolnośląski (1991) und kommissarischer Direktor von Nordpol-Press (1991). Darüber hinaus war er Chef der Redaktion für religiöse Programme des polnischen Fernsehsenders Polsat (1993–1997) und Hochschuldozent (2001–2004).

Czarnecki war Mitglied mehrerer politischer Gruppierungen. 1987 war er Mitbegründer der bis 1990 illegalen Union für Realpolitik (Unia Polityki Realnej). Mit einem Listenplatz der Katholischen Wähleraktion (Wyborcza Akcja Katolicka) wurde er 1991 in den Sejm gewählt.

Von 1994 an war er Vorsitzender der Christlich-Nationalen Vereinigung (Zjednoczenie Chrześcijańsko-Narodowe), und 1997 wurde er aus der Liste der Wähleraktion „Solidarność“ (Akcja Wyborcza Solidarność) in den Sejm gewählt.

Vertreter des Sejms bei der NATO war er von 1991 bis 1993, Mitglied des Ausschusses für europäische Integration im Sejm, Vorsitzender des Ausschusses für Kontakte zu Polen im Ausland 1999–2001, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für europäisches Recht 2000–2001, Vertreter des Sejms in der Parlamentarischen Versammlung der Westeuropäischen Union 1991–2001.

Er bekleidete folgende Regierungsämter: Stellvertretender Minister für Kultur (1993), Minister für europäische Integration (1997–1999), Leiter des Komitees für europäische Integration (1997–1998), Minister und Mitglied des Ministerrates (1998–1999).

Europäisches Parlament

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2004 kam er über die Liste der Partei Samoobrona ins Europäische Parlament. 2008 trat er der Partei PiS („Recht und Gerechtigkeit“) bei und wurde 2009 über die Liste dieser Partei erneut mit 27.106 Stimmen ins Europäische Parlament gewählt. Am 2. Juli 2014 wurde Czarnecki mit relativer Stimmenmehrheit im dritten Wahlgang zu einem von 14 Vizepräsidenten des Europäischen Parlamentes gewählt.[2] Er gehört zu den 89 Personen aus der Europäischen Union, gegen die Russland im Mai 2015 ein Einreiseverbot verhängt hat.[3][4]

Nachdem die polnische Abgeordnete des Europäischen Parlamentes Róża Thun in einer Arte-Dokumentation vor umstrittenen Reformen der polnischen Regierung gewarnt hatte, wurde sie durch Czarnecki auf seinem Blog als Szmalcownik, ein Begriff für Kollaborateure der Nazis während des Holocaust, beleidigt. Das Europaparlament reagierte auf diese Äußerungen erstmals in seiner Geschichte mit einem Abwahlverfahren gegen einen seiner Vizepräsidenten. Bei der Abstimmung am 7. Februar 2018 wurde Czarnecki mit der dafür nötigen Zweidrittelmehrheit mit 447 zu 196 Stimmen seines Amtes enthoben.[5]

Das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) stellte 2020 fest, dass Czarnecki seine Fahrtkosten zu den Sitzungen nach Brüssel über Jahre zu seinen Gunsten und offenkundig vorsätzlich falsch abgerechnet hatte. 2021 verlangte das Präsidium des Europaparlaments von Czarnecki die Rückzahlung der unrechtmäßig von ihm beantragten und an ihn überwiesenen Gelder, Presseberichten zufolge handelte es sich um rund 100.000 Euro. Dieser akzeptierte die Entscheidung und zahlte.[6]

Bei den Europawahlen 2024 kandidierte er ein weiteres Mal auf der Liste der PiS, konnte aber sein Brüsseler Mandat nicht verteidigen.[7] Die polnische Staatsanwaltschaft teilte zwei Tage nach der Europawahl mit, dass sie gegen Czarnecki ein wegen seiner Abgeordnetenimmunität ruhendes Strafverfahren wegen der Falschangaben bei seinen Spesenabrechnungen für das Europa-Parlament weiterführen werde.[8]

Commons: Ryszard Czarnecki – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Europoseł PiS ożenił się z córką kosmonauty! In: fakt.pl. 29. August 2010, abgerufen am 15. Oktober 2012 (polnisch).
  2. 14 Vizepräsidenten des europäischen Parlaments gewählt. In: Europäisches Parlament, 2. Juli 2014
  3. Andreas Borcholte: Einreise-Verbote: Russland wirft EU-Politikern Show-Gehabe vor. In: Spiegel Online. 31. Mai 2015, abgerufen am 1. Juni 2015.
  4. RUS: Russische Visasperrliste. (PDF 23 KB) In: yle.fi. 26. Mai 2015, abgerufen am 1. Juni 2015.
  5. Aus nach Nazi-Vergleich. EU-Parlament feuert polnischen Vizepräsidenten. In: MDR, 7. Februar 2018.
  6. Ryszard Czarnecki oddał pieniądze. Kwota robi wrażenie wp.pl, 14. April 2021.
  7. Najwięksi przegrani wyborów. Oni nie pojadą do Brukseli onet.pl, 9. Juni 2024.
  8. Ryszard Czarnecki w opałach. Prokuratura tylko czeka na 16 lipca. Polityk PiS reaguje fakt.pl, 11. Juni 2024.