„Walter Hasenclever“ – Versionsunterschied

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Seine Kriegsbegeisterung, die ihn zur freiwilligen Meldung zum [[Kriegsdienst]] bewog, wandelte sich bald in eine Ablehnung des Krieges. Er simulierte ein psychisches Leiden und wurde daraufhin 1917 aus dem Kriegsdienst entlassen. Im selben Jahr erhielt er den [[Kleist-Preis]] für seine leidenschaftliche Adaption des [[Antigone (Sophokles)|Antigone]]-Stoffes von [[Sophokles]].
Seine Kriegsbegeisterung, die ihn zur freiwilligen Meldung zum [[Kriegsdienst]] bewog, wandelte sich bald in eine Ablehnung des Krieges. Er simulierte ein psychisches Leiden und wurde daraufhin 1917 aus dem Kriegsdienst entlassen. Im selben Jahr erhielt er den [[Kleist-Preis]] für seine leidenschaftliche Adaption des [[Antigone (Sophokles)|Antigone]]-Stoffes von [[Sophokles]].


1924 lernte er [[Kurt Tucholsky]] kennen. Mit großem Erfolg veröffentlichte er 1926 die [[Komödie]] ''Ein besserer Herr'' und 1928 die Komödie ''Ehen werden im Himmel geschlossen''. 1929 bis 1932 wohnte Hasenclever in Berlin und reiste durch Europa und Nordafrika.<ref name="lemo">{{Internetquelle |autor=Manfred Wichmann |url=https://www.dhm.de/lemo/biografie/walter-hasenclever |titel=Walter Hasenclever 1890-1940 |werk=[[Lebendiges Museum Online]] |hrsg= |datum=2014-09-14 |abruf=2019-02-20}}</ref> 1930 arbeitete er als Drehbuchautor für die Filmgesellschaft Metro-Goldwyn-Mayer (MGM), indem er die deutsche Fassung des Filmes ''Anna Christie'' erstellte, in dem [[Greta Garbo]] Hauptdarstellerin war. Sie lernte er auch in Hollywood kennen und widmete ihr ein liebevolles Feuilleton ''Begegnung mit Greta Garbo'' (1931).<ref>{{Literatur |Autor= |Hrsg=Dieter Breuer |Titel=Walter Hasenclever 1890-1940 |Auflage=2., überarb. |Verlag=Alano |Ort=Aachen |Datum=1996 |ISBN=3-89399-231-6 |Seiten=97 und 112f.}}</ref> Nach der [[Machtübernahme]] durch die [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] wurden seine Werke verboten und nach der [[Bücherverbrennung 1933 in Deutschland|Bücherverbrennung]] aus den Bibliotheken entfernt. Hasenclever ging daraufhin ins [[Exil]] nach [[Nizza]]. 1934 heiratete er dort Edith Schäfer. Am 27. September 1938 macht das Reichsministerium im deutschen Reichsanzeiger die „Ausbürgerung des Juden Walter Hasenclever“ bekannt<ref>http://wwwalt.phil-fak.uni-duesseldorf.de/germ2/verboten/aus/hasencl_ausb.html</ref>. Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurde er als „[[Enemy Alien|feindlicher Ausländer]]“ in Frankreich zweimal (u.&nbsp;a. im Fort Carré in [[Antibes]]) interniert. Nach der Niederlage Frankreichs nahm er sich in der Nacht vom 21. auf den 22. Juni 1940 im [[Internierungslager]] Les Milles bei Aix-en-Provence mit einer Überdosis [[Veronal]] das Leben, um nicht den Nazis in die Hände zu fallen. Sein Grab befindet sich in Aix-en-Provence auf dem Cimetière Saint-Pierre<ref>''Avenue des Déportés de la Résistance Aixoise'' (Allée A6, ligne R 17 nord, tombe 1265).</ref>.
1924 lernte er [[Kurt Tucholsky]] kennen. Mit großem Erfolg veröffentlichte er 1926 die [[Komödie]] ''Ein besserer Herr'' und 1928 die Komödie ''Ehen werden im Himmel geschlossen''. 1929 bis 1932 wohnte Hasenclever in Berlin und reiste durch Europa und Nordafrika.<ref name="lemo">{{Internetquelle |autor=Manfred Wichmann |url=https://www.dhm.de/lemo/biografie/walter-hasenclever |titel=Walter Hasenclever 1890-1940 |werk=[[Lebendiges Museum Online]] |hrsg= |datum=2014-09-14 |abruf=2019-02-20}}</ref> 1930 arbeitete er als Drehbuchautor für die Filmgesellschaft Metro-Goldwyn-Mayer (MGM), indem er die deutsche Fassung des Filmes ''Anna Christie'' erstellte, in dem [[Greta Garbo]] Hauptdarstellerin war. Sie lernte er auch in Hollywood kennen und widmete ihr ein liebevolles Feuilleton ''Begegnung mit Greta Garbo'' (1931).<ref>{{Literatur |Autor= |Hrsg=Dieter Breuer |Titel=Walter Hasenclever 1890-1940 |Auflage=2., überarb. |Verlag=Alano |Ort=Aachen |Datum=1996 |ISBN=3-89399-231-6 |Seiten=97 und 112f.}}</ref> Nach der [[Machtübernahme]] durch die [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] wurden seine Werke verboten und nach der [[Bücherverbrennung 1933 in Deutschland|Bücherverbrennung]] aus den Bibliotheken entfernt. Hasenclever ging daraufhin ins [[Exil]] nach [[Nizza]]. 1934 heiratete er dort Edith Schäfer. Am 27. September 1938 macht das Reichsministerium im deutschen Reichsanzeiger die „Ausbürgerung des Juden Walter Hasenclever“ bekannt<ref>http://wwwalt.phil-fak.uni-duesseldorf.de/germ2/verboten/aus/hasencl_ausb.html</ref>. Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurde er als „[[Enemy Alien|feindlicher Ausländer]]“ in Frankreich zweimal (u.&nbsp;a. im Fort Carré in [[Antibes]]) interniert. Nach der Niederlage Frankreichs nahm er sich in der Nacht vom 21. auf den 22. Juni 1940 im [[Internierungslager]] [[Camp des Milles|Les Milles]] bei Aix-en-Provence mit einer Überdosis [[Veronal]] das Leben, um nicht den Nazis in die Hände zu fallen. Sein Grab befindet sich in Aix-en-Provence auf dem Cimetière Saint-Pierre<ref>''Avenue des Déportés de la Résistance Aixoise'' (Allée A6, ligne R 17 nord, tombe 1265).</ref>.


Hasenclevers [[Nachlass]] liegt im [[Deutsches Literaturarchiv Marbach|Deutschen Literaturarchiv Marbach]]. Das Manuskript zu ''Die Menschen'' ist im [[Literaturmuseum der Moderne]] in Marbach in der Dauerausstellung zu sehen.
Hasenclevers [[Nachlass]] liegt im [[Deutsches Literaturarchiv Marbach|Deutschen Literaturarchiv Marbach]]. Das Manuskript zu ''Die Menschen'' ist im [[Literaturmuseum der Moderne]] in Marbach in der Dauerausstellung zu sehen.

Version vom 22. November 2023, 07:28 Uhr

Walter Hasenclever um 1916
Walter Hasenclever (1917). Foto von Hugo Erfurth

Walter Georg Alfred[1] Hasenclever (* 8. Juli 1890 in Aachen; † 21. Juni 1940 in Les Milles bei Aix-en-Provence) war ein expressionistischer deutscher Schriftsteller.

Biografie

Walter Hasenclever wurde 1890 als erster Sohn des Mediziners und Sanitätsrats Carl Hasenclever (1855–1934) und dessen Frau Anni[2], auch Mathilde Anna, geb. Reiss (1869–1953) in unmittelbarer Nachbarschaft der Spinnerei Startz in Aachen geboren. Dort erinnert heute eine Gedenktafel an der Barockfabrik, Löhergraben 22, an ihn. Er war ein Enkel des Landrats Georg Hasenclever und des Tuchfabrikanten Kommerzienrat Alfred Reiss, der jüdischer Abstammung war[3]. Walter hatte zwei Geschwister, Paul (1897–1988) und Marita (1902–1993). Nach dem Abitur 1908 am Kaiser-Wilhelm-Gymnasium, dem Vorgängerinstitut des Aachener Einhard-Gymnasiums, begann er ein Jurastudium in Oxford, wo er die Schauspielerin Gretha Schroeder (1892–1980, 1915 verheiratet mit Ernst Matray und 1926 mit Paul Wegener) kennen lernte; es entstand eine langjährige Freundschaft. Bereits nach einem Semester wechselte er nach Lausanne, nach einem weiteren Semester nach Leipzig. Während seines Studiums in Leipzig (1909 bis 1914) wurde sein Interesse an Literatur und Philosophie geweckt. 1909 publizierte er sein Drama Nirwana in einem Berliner Selbstkostenverlag.[4] 1910 erschien sein erster Gedichtband Städte, Nächte und Menschen. 1914 gelang ihm mit dem Stück Der Sohn das erste große Werk des expressionistischen Dramas.

Seine Kriegsbegeisterung, die ihn zur freiwilligen Meldung zum Kriegsdienst bewog, wandelte sich bald in eine Ablehnung des Krieges. Er simulierte ein psychisches Leiden und wurde daraufhin 1917 aus dem Kriegsdienst entlassen. Im selben Jahr erhielt er den Kleist-Preis für seine leidenschaftliche Adaption des Antigone-Stoffes von Sophokles.

1924 lernte er Kurt Tucholsky kennen. Mit großem Erfolg veröffentlichte er 1926 die Komödie Ein besserer Herr und 1928 die Komödie Ehen werden im Himmel geschlossen. 1929 bis 1932 wohnte Hasenclever in Berlin und reiste durch Europa und Nordafrika.[5] 1930 arbeitete er als Drehbuchautor für die Filmgesellschaft Metro-Goldwyn-Mayer (MGM), indem er die deutsche Fassung des Filmes Anna Christie erstellte, in dem Greta Garbo Hauptdarstellerin war. Sie lernte er auch in Hollywood kennen und widmete ihr ein liebevolles Feuilleton Begegnung mit Greta Garbo (1931).[6] Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurden seine Werke verboten und nach der Bücherverbrennung aus den Bibliotheken entfernt. Hasenclever ging daraufhin ins Exil nach Nizza. 1934 heiratete er dort Edith Schäfer. Am 27. September 1938 macht das Reichsministerium im deutschen Reichsanzeiger die „Ausbürgerung des Juden Walter Hasenclever“ bekannt[7]. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er als „feindlicher Ausländer“ in Frankreich zweimal (u. a. im Fort Carré in Antibes) interniert. Nach der Niederlage Frankreichs nahm er sich in der Nacht vom 21. auf den 22. Juni 1940 im Internierungslager Les Milles bei Aix-en-Provence mit einer Überdosis Veronal das Leben, um nicht den Nazis in die Hände zu fallen. Sein Grab befindet sich in Aix-en-Provence auf dem Cimetière Saint-Pierre[8].

Hasenclevers Nachlass liegt im Deutschen Literaturarchiv Marbach. Das Manuskript zu Die Menschen ist im Literaturmuseum der Moderne in Marbach in der Dauerausstellung zu sehen.

Ehrungen und Gedenken

Walter-Hasenclever-Skulptur
  • Die Walter-Hasenclever-Gesellschaft wurde 1996 in Aachen gegründet.[9] Seitdem wird von ihr alle zwei Jahre der Walter-Hasenclever-Literaturpreis verliehen.[10]
  • In Aachen erinnert eine Gedenktafel an das Geburtshaus von Walter Hasenclever, am Fabrikgebäude Löhergraben 22, heute das Kulturzentrum Barockfabrik.
  • In einem Garten direkt nebenan wurde 2023 ein Denkmal eingeweiht, das von Bonifatius Stirnberg entworfen wurde und Hasenclever sitzend an einem Tisch zeigt.
  • Am ehemaligen Sitz des Kurt Wolff Verlags in Leipzig erinnert eine Gedenktafel an die Autoren der expressionistischen Generation, die in der Buchreihe Der jüngste Tag zu Wort kamen, darunter auch Walter Hasenclever.
  • In Berlin-Wilmersdorf erinnert eine Gedenktafel an ihn und seinen Wohnsitz, wo Hasenclever von 1930 bis 1932 am Haus Ludwig-Barnay-Platz 3 in der Künstlerkolonie Berlin seine Zeit verbrachte.
  • Die Hasencleverstraße in Aachen-Burtscheid, in Bremen-Obervieland, Ortsteil Habenhausen, und im Hamburger Stadtteil Horn wurden nach ihm benannt.
  • In Sanary-sur-Mer erinnert eine Gedenktafel am Fremdenverkehrsbüro an die deutschen und österreichischen Schriftsteller sowie deren Angehörige und Freunde, die dort auf der Flucht vor der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zusammenkamen.

Werke

Max Reinhardts Aufführung von Hasenclevers Antikriegs-Drama Antigone, Großes Schauspielhaus, Berlin, April 1920 – Emil Jannings als Kreon[11][12]
  • Nirwana. Eine Kritik des Lebens in Dramaform, 1909
  • Städte, Nächte, Menschen (Gedichte), 1910
  • Das unendliche Gepräch. Eine nächtliche Szene („Der jüngste Tag“, Band 2), 1913
  • Der Jüngling (Gedichte), 1913
  • Der Retter (Dramatische Dichtung), 1916
  • Der Sohn (Drama), 1914
  • Tod und Auferstehung (Gedichte), 1917
  • Antigone (Tragödie), 1917
  • Die Menschen (Schauspiel), 1918
  • Die Entscheidung (Komödie), 1919 (Digitalisat)
  • Der politische Dichter (Gedichte und Prosa), Umsturz und Aufbau, 2. Flugschrift, 1919
  • Die Mörder sitzen in der Oper, 1917
  • Antigone, 1917
  • Die Pest (Film), 1920 (der erste gedruckte Filmtext)
  • Jenseits (Drama), 1920 (Digitalisat)
  • Gedichte an Frauen, 1922
  • Gobseck (Drama), 1922 (Digitalisat)
  • Mord (Drama), 1926
  • Ein besserer Herr (Lustspiel), 1926
  • Ehen werden im Himmel geschlossen (Drama), 1928
  • Christoph Kolumbus oder die Entdeckung Amerikas (Komödie), zusammen mit Kurt Tucholsky, 1932; 1969 von Helmut Käutner für den Hessischen Rundfunk verfilmt[13]
  • Münchhausen (Schauspiel), 1934
  • Konflikt in Assyrien (Komödie), 1938/39
  • Die Rechtlosen (Roman), 1939/40
  • Gedichte, Dramen, Prosa (aus dem Nachlass herausgegeben von Kurt Pinthus), 1963
  • Irrtum und Leidenschaft (herausgegeben von Kurt Pinthus), 1969

Literatur

Ikonographie

Commons: Walter Hasenclever – Sammlung von Bildern
Wikisource: Walter Hasenclever – Quellen und Volltexte

Fußnoten

  1. Dieter Breuer (Hrsg.): Walter Hasenclever 1890-1940. 2., überarb. Auflage. Alano, Aachen 1996, ISBN 3-89399-231-6, S. 8.
  2. Dieter Breuer (Hrsg.): Walter Hasenclever 1890-1940. 2., überarb. Auflage. Alano, Aachen 1996, ISBN 3-89399-231-6, S. 23.
  3. http://walter-hasenclever-gesellschaft.de/2015-3
  4. Laut Hasenclevers eigener Aussage finanzierte er den geforderten Druckkostenzuschuss i. H. v. 900 Mark mit Geld, das er in Oxford beim Pokern gewonnen hatte. Der Berliner Selbstkosten-Herstellerverlag Carl Wigand Modernes Verlagsbureau druckte angeblich 1.000 Exemplare, verkauft wurden aber nur 10. Walter Hasenclever, Pariser Feuilletons 1927-1932 [Band III.2]. Von Hase & Koehler: Mainz 1996, S. 101.
  5. Manfred Wichmann: Walter Hasenclever 1890-1940. In: Lebendiges Museum Online. 14. September 2014, abgerufen am 20. Februar 2019.
  6. Dieter Breuer (Hrsg.): Walter Hasenclever 1890-1940. 2., überarb. Auflage. Alano, Aachen 1996, ISBN 3-89399-231-6, S. 97 und 112 f.
  7. http://wwwalt.phil-fak.uni-duesseldorf.de/germ2/verboten/aus/hasencl_ausb.html
  8. Avenue des Déportés de la Résistance Aixoise (Allée A6, ligne R 17 nord, tombe 1265).
  9. Jürgen Lauer und andere: Kleine Geschichte der Walter-Hasenclever-Gesellschaft, Skript der Walter-Hasenclever-Gesellschaft 2016
  10. Maria Behre: Der Walter-Hasenclever-Preis der Stadt Aachen. literaturkritik.de, 2014, abgerufen am 16. Juli 2017.
  11. Spielplatzangabe aus J. L. Styan: Max Reinhardt. 1982.
  12. Jürgen Egyptien (Hrsg.): Literatur in der Moderne, Jahrbuch der Walter-Hasenclever-Gesellschaft, Band 7 (2010/2011), S. 140.
  13. IMDB