„Westerholt (Herten)“ – Versionsunterschied

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=== Erste Erwähnungen ===
=== Erste Erwähnungen ===
Westerholt (HOLT im WESTEN = Holz (Wald) im Westen von Recklinghausen) wird 799 als „Holta“ Bauernhof der Abtei Werden erstmals genannt. 1047 wird das Geschlecht der Grafen [[Westerholt (Adelsgeschlecht)|von Westerholt]], [[Lehnsmann|Aufsitzer]] der [[Wasserschloss (Gebäude)|Wasserburg]] Westerholt, erstmals urkundlich erwähnt.
Westerholt (HOLT im WESTEN = Holz (Wald) im Westen von Recklinghausen) wird 799 als „Holta“ Bauernhof der Abtei erwähnt. 1047 wird das Geschlecht der Grafen [[Westerholt (Adelsgeschlecht)|von Westerholt]], [[Lehnsmann|Aufsitzer]] der [[Wasserschloss (Gebäude)|Wasserburg]] Westerholt, erstmals urkundlich erwähnt.


=== Entstehung der Freiheit ===
=== Entstehung der Freiheit ===

Version vom 17. September 2017, 21:51 Uhr

Westerholt
Stadt Herten
Koordinaten: 51° 36′ N, 7° 6′ OKoordinaten: 51° 36′ 2″ N, 7° 5′ 30″ O
Höhe: 70 m
Fläche: 4,02 km²
Einwohner: 11.438 (31. Dez. 2005)
Bevölkerungsdichte: 2.845 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1975
Postleitzahl: 45701
Vorwahl: 0209
Karte
Lage innerhalb der Stadt
Westerholt aus ca. 600 m Höhe.

Westerholt ist ein Stadtteil der Stadt Herten im nordrhein-westfälischen Kreis Recklinghausen im nördlichen Ruhrgebiet.

Geographie

Ortsbild

Das heutige Westerholt ist in seinem historischen Ortskern geprägt durch das Schloss Westerholt mit der anliegenden früheren „Freiheit Westerholt“, bestehend aus rund 60 gut erhaltenen Fachwerkhäusern („Altes Dorf“). Zudem wird das Ortsbild wesentlich bestimmt durch die - bei Einzug des Bergbaus 1907 - außerhalb der Freiheit entstandenen Teile: die Zeche Westerholt mit seinen Zechenbauwerken, Bahnanlagen und Verwaltungsgebäuden sowie den umliegenden Bergmannssiedlungen („Kolonie“) sowie die Geschäfts- und Wohnhäuser, die sich heimische Kaufleute und Handwerker mit Zuzug der großen Zahl von Bergarbeiter gebaut haben („Heide“). In den 1960er- und 1970er-Jahren sind schließlich auf den vormals landwirtschaftlichen Flächen („Ebbelich“, „Sickelmannskamp“, „Hof Ellinghaus“) rund um den Kernbereich von Westerholt Neubausiedlungen mit Eigenheimen und Mehrfamilienhäusern entstanden.

Geschichte

Erste Erwähnungen

Westerholt (HOLT im WESTEN = Holz (Wald) im Westen von Recklinghausen) wird 799 als „Holta“ Bauernhof der Abtei erwähnt. 1047 wird das Geschlecht der Grafen von Westerholt, Aufsitzer der Wasserburg Westerholt, erstmals urkundlich erwähnt.

Entstehung der Freiheit

Ehemaliges Stadtwappen
Ehemaliges Stadtwappen

Um die Burg mit Wall und Doppelgräfte, gesichert mit zwei Toren, siedelten sich die Schlossbediensteten, Handwerker und sonstige Ansiedler an, die den Schutz der Burg suchten. Diese Burgsiedlung wuchs um die Pfarrkirche St. Martini, die 1310 Erwähnung findet. Die Siedlung war mit Wall und Graben befestigt und besaß 3 Zugangspforten.

Es ist nicht genau datiert, wann Westholt zur "Freiheit" erhoben wurde, allerdings wurde die "Freiheit Westerholt" 1421 erstmals als solche erwähnt. 1454 lebten dort etwa 300 Einwohner in ca. 45 Häusern. Die damalige "Freiheit Westerholt" zeichnete sich aus durch die persönliche Freiheit der einzelnen Bewohner, die Vererblichkeit des Besitzes, durch regelmäßige Markttage, die Befestigung des Ortes sowie eine eigene Verwaltung.

Ab 1500

Ab dem 16. Jahrhundert hemmten Krieg, Besetzungen und die Pest die wirtschaftliche Entwicklung. In den Jahren 1582, 1591 und 1618 zerstörten Brände die Häuser in der Freiheit. Doch die Westerholter bewiesen großen Selbstbehauptungswillen. Sie bauten ihre Fachwerkhäuser, meist unter Verwendung der alten Holzbalken und Steine immer wieder auf. Sie restaurierten die Freiheitspforte und errichteten ein Armenhaus sowie eine Schule.

Viele Familien in Westerholt lebten von der Herstellung und dem Vertrieb von Woll- und Tuchartikeln. Verbreitete Berufe waren daher Tuchmacher, Weber und Flachsbauern. Viele Männer waren als "Kiepenkerle" im Münsterland und in Holland unterwegs, um dort die Westerholter Tuche zu verkaufen.

Anna Spiekermann war das letzte Opfer der Hexenverfolgungen im Vest Recklinghausen. Nach 15 Monaten Kerkerhaft wurde sie am 31. Juli 1706 in Westerholt durch Enthauptung hingerichtet. Die Gerichtsakten sind im Stadtarchiv Recklinghausen erhalten.

Nach dem großen Feuer vom 27. August 1808 wurden anstelle der im Alten Dorf abgebrannten Fachwerkhäuser an der "Brandstraße" große Steinhäuser errichtet.

Nach der Franzosenzeit gehörte Westerholt zunächst zur Bürgermeisterei Buer und seit 1844 zum Amt Buer im Kreis Recklinghausen der preußischen Provinz Westfalen.[1] 1830 wurde das Schloss Westerholt in seiner heutigen Form erbaut. Die an derselben Stelle gestandene Vorgängerburg war abgebrannt.

1870 hatte Westerholt ca. 750 Einwohner mit ca. 105 Wohnhäusern und 32 Scheunen. In der Regel gehörte zu jedem Haus der "Alten Freiheit" ein großes Gartengrundstück auf der "Heide", das die jeweiligen Hausbesitzer bei der Aufteilung der gemeinsamen Weiden des Ortes als Privateigentum erhalten hatten.

Einzug des Bergbaus

Abteuftürme der Schachtanlage Westerholt um 1909/10

Erst mit dem Einzug des Bergbaus - insbesondere dem Abteufen der eigenständigen Förderschachtanlage Westerholt 1/2 um 1907 - gelangte Westerholt wieder zu neuer Blüte. Die noch bestehende, nach Gebietsreform jetzt aber in Gelsenkirchen-Hassel liegende Zeche Westerholt wurde aufgebaut. Außerhalb der Tore der "Alten Freiheit" entstanden für die aus allen Teilen Deutschlands kommenden Bergleute erste Zechensiedlungen (Kolonie). Die Einwohnerzahl in Westerholt nahm beständig zu.

Die Kaufleute und Handwerker aus dem Dorf bauten auf der "Heide" - also außerhalb der Grenzen der Freiheit - auf den Flächen ihrer dort liegenden Gärten Wohn- und Geschäftshäuser. Die meisten von ihnen verkauften ihre im Dorf liegenden Fachwerkhäuser, zu denen nunmehr aber keine eigenen Gärten auf der Heide gehörten.

Die neuen Bewohner des Dorfes waren meist aus der Umgebung stammende Arbeiter, Handwerker, Gastwirte und kleine Gewerbetreibende, die durch die neu entstehenden Zechen und Siedlungen Broterwerb und ein Auskommen gefunden haben.

Die Gemeinde Westerholt bildete von 1911 bis 1934 ein eigenes Amt im Kreis Recklinghausen.[2] Am 30. Januar 1939 erhielt die nunmehr amtsfreie Gemeinde die Bezeichnung "Stadt".[3]

Eingemeindung

Durch das Ruhrgebiet-Gesetz, das am 1. Januar 1975 in Kraft trat, verlor Westerholt die Selbständigkeit und gehört seither als Stadtteil zur Stadt Herten.[4]

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1885 860
1890 988
1895 1.196
1899 1.500
1900 1.756
1905 2.153
Jahr Einwohner
1910 3.431
1912 4.234
1913 5.078
1915 6.512
1917 6.159
1920 6.740
Jahr Einwohner
1961 11.398
1970 13.165
1974 13.723
2005 11.438

Angaben bis 1920: siehe Heinz Wener, Westerholter Lesebuch, S. 70; 1961 und 1970: Volkszählungsergebnisse am 6. Juni bzw. 27. Mai[4]; 1974: Feststellung der Einwohnerzahl am 30. Juni anlässlich der bevorstehenden Gemeindegebietsreform[5]

Erhaltung des Alten Dorfes

Fachwerkhäuser an der Brandstraße

Den damaligen Bürgern im Alten Dorfes ist es zu verdanken, dass die Freiheit in den 1960er-Jahren nicht einer Flächensanierung zum Opfer fiel; immerhin hatten die örtlichen Stadtplaner vor, das alte Dorf abzureißen und an dessen Stelle die damals in den Ruhrgebietsstädten modernen Betonzweckbauten erstellen zu lassen. Mit großem persönlichen und finanziellen Einsatz widersetzten die Eigentümer sich solchen Absichten. Nach der Eingemeindung durch die Stadt Herten, die ihre eigene Altstadt eben durch solche Bausünden verloren hatte, wurden die alten Häuser im Dorf durch das Land Nordrhein-Westfalen unter Denkmalschutz gestellt und die notwendigen Restaurierungen sogar zeitweise aus Mitteln der Stadt Herten gefördert. So blieben die historischen Strukturen erhalten. Die Häuser wurden ebenso wie das benachbarte Schloss inzwischen denkmalgerecht restauriert.

Politik

Gemeinsam mit dem Nachbarstadtteil Bertlich bildet Westerholt seit der Eingemeindung einen Stadtbezirk.

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Cornelia Kneppe: Westerholt (Herten) (= Historischer Atlas Westfälischer Städte. Band 4). Ardey, Münster 2014, ISBN 978-3-87023-370-9.
  • Cornelia Kneppe: Herten-Westerholt – eine Freiheit vor den Toren Recklinghausens. In: LWL-Archäologie in Westfalen, Altertumskommission für Westfalen (Hrsg.): Archäologie in Westfalen-Lippe 2013. Beier & Beran, Langenweißbach 2014, ISBN 978-3-95741-019-1, S. 177–181, doi:10.11588/aiw.0.0.26061.
  • Heinz Wener: Westerholt. Alte Bilder erzählen. Sutton, Erfurt 2003, ISBN 3-89702-601-5.
  • Heinz Wener: Westerholter Lesebuch. Interessante Nachrichten aus der Vergangenheit. Michael Lackmann, Westerholt 2001, ISBN 3-921052-84-X.
  • Heinz Wener: Westerholt in alten Ansichten. 2 Bände. Europäische Bibliothek, Zaltbommel/Niederlande 1994/1995, ISBN 90-288-1909-6 und ISBN 90-288-5953-5.
  • Ludger Zander: Westerholt. Impressionen aus der Geschichte: Von der Reichsfreiheit zur Industriegemeinde. Stadt Herten, Herten 1992.
Commons: Westerholt – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Amtsblatt der Regierung Münster 1844: Bildung des Amtes Buer
  2. Wolfgang Leesch: Verwaltung in Westfalen 1815–1945. In: Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen. Band 38. Aschendorff, Münster 1992, ISBN 3-402-06845-1.
  3. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 294.
  4. a b Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 316 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder).
  5. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X, S. 89.